Promis verraten, wie sie das Mega-Wochenende in Stuttgart planen. Bei den Jazz Open waren Jamiroquai ein furioser Auftakt für einen Konzertwahnsinn, wie ihn die Stadt noch nie erlebt hat.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Der rote Teppich vibriert. Ganz oben auf der Tribüne der Jazz Open hüpfen die Gäste der Sponsoren immer wilder, je später der Abend wird, je mehr Jay Kay, der Liebhaber schneller Autos, im Ehrenhof vorm Neuen Schloss mit seiner phänomenalen Band Jamiroquai Gas gibt.

 

Für seine groovende Lässigkeit und seine Lust an der Überwindung musikalischer Genregrenzen wird der 48-Jährige wie einst in den Neunzigern geliebt. „Jay ist ein bisschen füllig geworden“, mag zunächst noch gelästert werden. Der Sound aber ist so funky und bassig-treibend, dass die Beine nicht mehr still halten können. Auf der Tribüne sitzt kaum noch jemand. Die Stimmung scheint einzigartig – und ist doch nur der Auftakt. An Tagen wie diesen kommen noch mehr Mega-Super-Spitzen-Konzerte auf Stuttgart zu. Wow, so atemlos rockt, punkt, rappt und schlagert die Stadt!

Lesen Sie hier die Konzertkritik zu Jamiroquai: Frei wie ein bunter Vogel

Der VfB-Präsident wird bald 70

Wer geht wohin? Manchmal kann man sich täuschen. VfB-Präsident Wolfgang Dietrich (er wird am 24. Juli 70) etwa erscheint vom Alter eher zu SWR 4 und zum Schlagerfach gehörend. Doch am Sonntag wird er nicht bei Helene Fischer in der Mercedes-Benz-Arena sitzen, also in seinem Heimatstadion, sondern bei den Fantastischen Vier auf dem Schlossplatz. Die Fantas sind schließlich dem VfB „troy“. Die 30-jährige Jenny Marsala zieht Helene Fischer den Fantas vor. Am Samstag wird der Youtube-Star nicht am Neckar bei den Toten Hosen auf dem Wasen sein, sondern bei Lenny Kravitz im brodelnden Kessel.

Was ist wo geboten am Wochenende? Wir zeigen es auf unserer interaktiven Karte.

Für Martin Alber, Chef von Stuttgarter Hofbräu, könnte es bei den vielen Festivals, Festen und Festles kaum besser laufen. Die Sonne steigert den Durst noch weiter. Weil das Wetter so toll war, habe sich das schnelle Aus der Deutschen bei der Fußball-WM nicht negativ auf den Bierumsatz ausgewirkt, sagt er. Am Samstag wäre Alber gern zu den Hosen gegangen. Ein Freund aber feiert da seinen Geburtstag – Freundschaft zählt noch mehr als ein Superkonzert.

Jazz Open laden Kinder aus dem Hospiz ein

Für viele, nicht nur für Brauereien, ist Spaß an einem lauen Sommerabend immer auch Business. Wer dank eines Bändels die Schlossplatz-Tribüne besteigen darf (High-Heels-Trägerinnen müssen auf Löcher der Stufen achten, sonst bleiben sie hängen), landet auf dem rotem Teppich der Business-Lounge. Jazz-Open-Chef Jürgen Schlensog hat als Geschäftsmann das Prinzip perfektioniert. Das Festival lässt sich nur mit Geld der Sponsoren finanzieren, die dafür Gäste im Neuen Schloss zu Speis und Trank einladen dürfen. Dort hat Wirt Michael Wilhelmer, wie er sagt, bei Jamiroquai 600 Besucher verköstigt – fast jeder zehnte Besucher ist ein Vip, Vip, hurra!

Man kann sich dafür auch einzeln einkaufen. Für 1300 Euro etwa gibt es den Goldpass, mit dem man das gesamte Festival samt Büfett besuchen darf. Christina Lucia Semrau, Botschafterin des Stuttgarter Kinderhospizes, rühmt das Herz der Veranstalter. Mit sechs Kindern aus dem Hospiz darf sie zu den Fantas am Sonntag.

OB Fritz Kuhn freut sich auf Lenny Kravitz

MdL Brigitte Lösch verrät ihren Plan: Samstag Hafenfest, am Abend Kravitz, Sonntag 150-Jahr-Jubiläum der alt-katholischen Kirche, dann Festival der Kulturen. Auch Autor Heiko Volz (Äffle) und Varieté-Chef Timo Steinhauer freuen sich auf den Multikulti-Marktplatz. OB Fritz Kuhn wird pausenlos unterwegs sein – zwischen Hafenfest, Bürgerbeteiligung Neuer Stadtraum B 14 und Ballettgala. Der Grüne jubelt: „Die Stadt brummt und zeigt sich in der Vielfalt. Für mich sind die Jazz Open ein Muss. Ich gehe zu Lenny Kravitz, darauf freu ich mich seit Langem.“ Ein „crazy weekend“ hat Ballettstar Eric Gauthier, etwa mit Auftritten beim Bosch-Firmenfest und im Theaterhaus. Beim Abschied für Reid Anderson wird er, na klar, dabei sein. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie, da kommen noch mehr Stadtpromis zu Wort!

An Tagen wie diesen ist die Stadt in Bewegung und in Bestform. Zu dumm, dass sich keiner vierteilen kann. Warum aber machen alle Veranstalter alles gleichzeitig? Am Sonntag, dachte manch einer, würde Deutschland im WM-Finale stehen. Also wurde alles ins Wochenende vorm Ferienbeginn gepackt. Auch ohne deutschen Sieg in Russland feiern die Stuttgarter wie Weltmeister. Soooo suuuuper!