Der Club Cann gilt als Konzertlocation, in der Deutschpop ebenso geht wie Battlerap. Aber Darko Veric will das Ganze etwas zuspitzen, auch mit seinem neuen Konzertraum „Backstage“. Damit will er nicht zuletzt den hiesigen Musikern helfen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Von den Stuttgarter Jugendhäusern ist neben dem Juha West besonders das Haus in Bad Cannstatt konzertmäßig aktiv, und zwar unter dem Namen Club Cann. Das Konzertprogramm wird von Darko Veric betreut, der seit einiger Zeit mit einem neuen Konzertraum und auch in Sachen Programm neue Wege geht. Wo die hinführen, erklärt er im Interview.

 

Darko, seit einigen Monaten gibt es im Cannstatter Jugendhaus die Location „Backstage“. Was hat es damit auf sich?

Ich kriege ja viele Anfragen von Bands, auch und gerade aus dem Raum Stuttgart. Da habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn ich manche Bands nicht bei mir spielen lassen kann. Dazu kommt die Verbindung zum Feierabendkollektiv, deren Verein wurde ja bei uns gegründet. Wir wollten einfach kleinere Konzerte in einem schönen Rahmen veranstalten. Ende 2018 habe ich das dann forciert: Wir sind an brauchbare Bühnenelemente gekommen, haben das dann noch dekoriert und fertig war die Location. Super war, dass der Raum ohnehin schon für solche Nutzungen vorgesehen war und wir keine großen Genehmigungen einholen mussten.

Und seither rennen dir die Booker vermutlich erst recht die Bude ein?

Also ein Geheimtipp ist es ja nicht mehr. Aber man muss auch sehen, dass wir bestuhlt einen Raum für 80 Personen haben, mit Sofas deutlich weniger. Das ist für kommerzielle Veranstalter nicht wirklich lukrativ.

Das heißt, du veranstaltest selbst?

Ja, über das Jugendhaus, sowohl im Backstage als auch im großen Saal. Ich kenne mich mit dem Geschäft ja aus. Vom kommenden Jahr an teilen wir an Wochenenden das Booking auf: zwei Tage kommerzielle Veranstalter, zwei Tage wir.

Wer gehört zu eurer Zielgruppe?

Wir wollen uns eine Szene aufbauen. Im Hallschlag funktioniert es mit den Gitarrenkonzerten wunderbar, weil das Jugendhaus auch die entsprechende Patina hat. Im Cann kannst du fast jeden Künstler auftreten lassen, von Metal über Progrock bis Deutschpop. Das wollen wir künftig tendenziell ein bisschen enger halten.

Im Club Cann und im Jugendhaus Hallschlag finden regelmäßig Konzerte kommerzieller Veranstalter aus verschiedensten Genres statt. Macht ihr mit einer subventionierten Bühne und günstigen Arbeitskräften nicht den Konzertclubs das Leben schwer?

Welche Clubs gibt es denn noch in Stuttgart? Und wie viele davon haben einen so hohen Raum wie wir, den manche Produktionen einfach benötigen? Klar arbeiten bei uns Jugendliche an der Bar und wir verlangen als öffentlicher Träger auch keine Industriepreise. Aber ich sehe es vor allem so: Bei mir landen oft Bands auf dem Schreibtisch, die zum Beispiel im Galao ein super besuchtes Konzert gespielt haben – und kein anderer in Stuttgart will das zweite Konzert veranstalten. Wenn das dann bei uns läuft, hilft das doch auch der örtlichen Popszene.

 A propos Szene: das Jugendhaus Hallschlag wird im Frühjahr renoviert. Gibt es eine Alternative?

Ja, das Jugendhaus Ost ist inzwischen fertig. Dann ziehen wir mit der Bühnentechnik aus dem Hallschlag zwischenzeitlich dorthin um. Mir als Jugendhaus- und Hallschlagkind liegen einfach die Jugendhäuser am Herzen. Sie in der Szene zu verankern, darin sehe ich meine Rolle.