Die Antihelden machen am Samstagabend den Auftakt zur Konzertreihe Klinke im Kulturzentrum Merlin. Bis Ende August treten dort bei freiem Eintritt 17 regionale Bands auf.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-West - Bald ist wieder Klinke. Wie jedes Jahr lädt das Kulturzentrum Merlin im Sonnenmonat August zu Konzerten für lau. Und weil Berufsjugendliche ab dem 25. Lebensjahr Altersangaben zu boykottieren pflegen, heißt die Klinke im 26. Jahr ihres Bestehens „Klinke XXX“, was offen gestanden ein bisschen nach Übergröße und zu viel Donuts klingt.

 

Tatsächlich wollen Arne Hübner und Merlin-Chefin Bärbel Bruns, die für die Konzertreihe im Sommerloch verantwortlich zeichnen, damit andeuten, dass sie sich beim Zusammenbosseln des diesjährigen Konzert-Programms für die Tabula-Rasa-Rasa-Variante entschieden haben: Die Evergreens der Klinke müssen draußen bleiben. Mitspielen darf bloß, wer noch nie bei der Klinke auf der Bühne gestanden hat. „Wir wollten mal zeigen, was es sonst noch so gibt in Stuttgart. Auch wenn es das Risiko birgt, dass wir vorher nie wissen, ob es voll wird“, sagt Bruns. Aber das Festival war im Grunde schon immer eine Mischung aus bekannten, weniger und noch nicht bekannten Musikprojekten. Zudem erfreut sich das sommerliche Festival im Merlin seit Jahren steigender Besucherzahlen. Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 3500 Besucher zu 18 Konzerten. Bei einigen Bands, die diesen Sommer auftreten, dürfte die Angst vor dem leeren Saal ohnehin völlig unbegründet sein.

Die Kritiker sind entzückt

Denn erwartet werden die neuen Stars am Stuttgarter Firmament: allen voran Die Nerven, aber auch XTR Human, Karies oder Humanabfall. Die Liste klingt für das Laienohr zugegebenermaßen mehr nach Klinik als nach Klinke, benennt aber einen nicht unwesentlichen Teil jener musikalischen Avantgarde, die kürzlich sogar die Oberkritiker vom „Musikexpress“ in Verzückung versetzten: „Und Schwaben wird der schönste Platz im All“, texteten die Kollegen im zweiten Teil des Satzes, der quer über eine Doppelseite verteilt mit den Worten anhob: „Flutet Stuttgart“ – eine kleine Tüftelei für Wortklauber.

„Die neuen Stuttgarter Bands sind bundesweit unterwegs und viel besprochen“, schwärmt Arne Hübner. Er beschreibt ihre Musik als „Noise“, die Bewegung als „roh“. Daneben würden in Stuttgart aber auch „Soul und Rock mit Hip-Hop-Anklängen“ gedeihen – etwa bei Bands wie Antihelden oder Kaufmann Frust. „Bei insgesamt 17 Bands bleibt das musikalische Spektrum dennoch recht breit“, erklärt Hübner. „Soll ja für alles etwas dabei sein.“ Psychedelisches, Singer-Songwriter, Postpunkt – auch diese Richtungen seien vertreten.

Das Popquintett Antiheld neigt zu Pathos

Die Play-live-Gewinner Antiheld machen am Samstag, 1. August, um 21 Uhr den Auftakt. Das Popquintett neigt zu Pathos, versteht es aber, zeitig zu bremsen, bevor es in den Kitsch schlittert. Zu den weiteren Höhepunkten zählen laut der Veranstalter die Ramblin’ Puppets, die schon die Jazz-Open gerockt haben, die Postpunker XTR Human mit ihrem neuen Album, Kaufmann Frust, die aller Voraussicht nach das nächste große Ding sind, und Chimperator-Neuzugang (das Label, bei dem auch Cro daheim ist) Elenka. Die Kasachin aus dem Schwarzwald ist eine Art Ronja Räubertochter im Raveland und bestreitet das Abschlusskonzert am Samstag, 29. August.

Außerdem stehen in der Konzertreihe bis Ende August auf der Merlin-Bühne: Smoking Stereo, Marc Will, The Rolacas, Basii, Textor & Renz, Jamhed, Ginger Redcliff, Toni Hoffmann & Band, Albert Schnauzer Love Explosion, Kompass und JFR Moon. Die Konzerte beginnen jeweils um 21 Uhr in der Augustenstraße 72.