Kooperation in Hessen Volksbank und Sparkasse setzen auf gemeinsame Filialen

Viele Bankkunden gehen kaum noch in die Filiale. Die Corona-Krise hat den Trend verstärkt. Mit einer kreativen Lösung steuern eine Volksbank und eine Sparkasse in Hessen gegen - müssen aber Abstriche machen.
Frankfurt/Bad Homburg - Coronabedingt können Frankfurter Volksbank und Taunus Sparkasse ihr gemeinsames Filialnetz erst im Frühjahr 2021 vervollständigen. Den 26. sogenannten Finanzpunkt wollen die beiden Institute nach aktueller Planung im März 2021 in Betrieb nehmen.
Noch im September hatten sich die Partner der bundesweit einmaligen flächendeckenden Kooperation zuversichtlich geäußert, den Aus- und Umbau bis Ende 2020 vollständig abschließen zu können - ein ganzes Jahr früher als ursprünglich vorgesehen.
Wegen der Pandemie habe es Verzögerungen beim Umbau gegeben, erklärten die Institute nun auf Nachfrage. Am 19. Dezember 2019 hatten Deutschlands zweitgrößte Volksbank und die deutlich kleinere Sparkasse ihre erste gemeinsame Filiale mit neuer Gestaltung eröffnet.
Vorgestellt hatten die Partner ihr Konzept im Herbst 2019: 17 sogenannte Finanzpunkte mit Personal, 9 gemeinsame Standorte als Selbstbedienungsstellen. In den Filialen mit Personal teilen sich die Institute die Öffnungszeiten: Mal ist die Filiale Volksbank-Blau beleuchtet, mal Sparkassen-Rot. Dass Geldhäuser aus unterschiedlichen Lagern in so großem Stil so eng zusammenarbeiten, ist ein Novum.
"Mit den Finanzpunkten haben wir die schon vielerorts praktizierte punktuelle Kooperation zu einem wirklich flächendeckenden Ansatz weiterentwickelt", bilanzierte der Vorstandsvorsitzende der Taunus Sparkasse, Oliver Klink. Gemeinsam mit seiner Amtskollegin von der Frankfurter Volksbank, Eva Wunsch-Weber, betonte Klink: "Die Sorge, damit den eigenen Markenkern zu beschädigen, ist nach den Erfahrungen eines ganzen Jahres definitiv unbegründet."
Kunden honorierten, dass die Präsenz vor Ort langfristig gesichert sei. "Wir werden Anfang 2021 mit einer detaillierten Analyse eine erste überzeugend gute Bilanz zu den Finanzpunkten vorlegen", kündigten Wunsch-Weber und Klink an.
Die gesamte Branche sucht seit geraumer Zeit nach Möglichkeiten, wie sie Digitalisierung und Kundennähe unter einen Hut bringen kann. Die Kosten für engmaschige Filialnetze wollen Banken drücken - erst Recht in Zeiten, in denen das Zinstief das Geldverdienen erschwert.
Seit Jahren schrumpft die Zahl der Banken und der Zweigstellen in Deutschland. 1717 Kreditinstitute zählte die Bundesbank Ende vergangenen Jahres, 66 weniger als ein Jahr zuvor. Das Filialsterben setzte sich fort: 26.667 Zweigstellen bedeuteten einen Rückgang um 1220 Standorte.
Die Corona-Krise hat der Digitalisierung einen Schub gegeben. Etliche Banken schrumpfen deswegen ihr Filialnetz. So hat zum Beispiel die Commerzbank entschieden, 200 Standorte in ihrem vergleichsweise engmaschigen Netz mit etwa 1000 Filialen gar nicht erst wieder in Betrieb zu nehmen. Das Filialnetz der Deutschen Bank in Deutschland wird um gut 100 Standorte auf 400 verkleinert, zusätzlich sollen bei der Tochter Postbank in den kommenden beiden Jahren jeweils etwa 50 Filialen aufgegeben werden.
"Mit der Initiative Finanzpunkt geben unsere beiden Institute eine mutige und vor allem sehr weitgehende Antwort auf das veränderte Kundenverhalten", sagte Volksbank-Chefin Wunsch-Weber. "Analog zu vielen anderen Sharing-Modellen ist nicht mehr das Haben wichtig, sondern das Nutzen. Auf die Finanzindustrie übertragen bedeutet das: Es geht dem Kunden nicht mehr in erster Linie um seine Bank vor Ort, sondern um eine Anlaufstelle, wo er seine Alltags-Bankgeschäfte erledigen kann."
© dpa-infocom, dpa:201219-99-751464/2
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