Die derzeitige Variante zur Verlegung des Anschlusses von Müllerheim an die B 10 hat ernsthafte Konkurrenz bekommen. Doch die hat einen großen Nachteil. Die Bürger von Korntal-Münchingen hegen trotzdem große Hoffnung.

Korntal-Münchingen - Die Ausdauer und Hartnäckigkeit von Bürgern aus dem Stadtteil Münchingen von Korntal-Münchingen zahlt sich aus: Die Agendagruppe Lebenswertes Münchingen hat erneut eine Variante zur geplanten Verlegung des Anschlusses von Müllerheim an die Bundesstraße 10 vorgelegt. Es ist ein Vorschlag, der bei der Einwohnerversammlung am Mittwochabend dem Publikum deutlich besser gefiel als der des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP). Und es ist einer, den die Stadtverwaltung und der Gemeinderat als eine realistische Alternative zur derzeitigen Lösung betrachten. Ein mögliches K.o.-Kriterium gibt es aber.

 

Viele Münchinger sind sauer

In beiden Varianten rückt der B-10-Knoten ein Stück nach Westen, allerdings unterscheiden sich die Zufahrten dahin. Geht es nach der Agendagruppe, kommen die Autofahrer weiterhin von der Tampoprint-Kreuzung aus auf die B 10. Die Straße nach Norden führt sie jedoch nicht mehr direkt auf die Bundesstraße, sondern unter ihr hindurch in einem großen Bogen zum neuen B-10-Knoten. Dagegen erfolgt die Zufahrt zum neuen B-10-Knoten in der Variante des RP nach Westen über die Kornwestheimer Straße und vorbei an der Bäckerei Trölsch. Die Folgen stoßen vielen Münchingern sauer auf. Ihrem Ärger Luft machten sie bei der Einwohnerversammlung ebenso wie zuletzt in dem sozialen Netzwerk Facebook und in E-Mails an Verwaltung und Gemeinderäte.

Zum Beispiel graut es den Menschen im Wohngebiet „In den Seiten“ vor mehr Verkehr, Lärm und Abgasen. Denn die geplante Straßenführung des RP sei zu nah an den Häusern, kritisieren sie. Außerdem müssten die Anwohner Umwege in Kauf nehmen – die Kornwestheimer Straße würde nämlich zur Einbahnstraße umgebaut. Auch die Unternehmen an der Kornwestheimer Straße hätten das Nachsehen, sagt Ursula Schill. „Trölsch wäre wegen der Einbahnstraßenregelung nicht mehr oder nur sehr schlecht zu erreichen, ebenso wäre die Zufahrt etwa zur Firma Wörwag nur noch über Umwege über die Siemens- und die Stuttgarter Straße möglich“, bemängelt die Sprecherin der Agendagruppe.

Zusätzliche Unterführung nötig

Die Umsetzung der Pläne der Agendagruppe würde allerdings mehr kosten als die des RP, da sie eine zusätzliche Unterführung vorsehen. Korntal-Münchingen muss die Kosten für die Anbindung des B-10-Knotens an das städtische Straßennetz selbst tragen. Aus Sicht von Ursula Schill sind die höheren Kosten der große Schwachpunkt. „Unsere Lösung ist zwar teurer, dafür aber eine für die nächsten 40, 50 Jahre“, meint sie. Schill ist erleichtert, dass sich nicht nur der Bürgermeister offen zeigt, sondern auch die Gemeinderäte „sehr aufgeschlossen“ seien.

Die Zeit drängt

Der Rathauschef findet es „sehr erfreulich“, dass die Agendagruppe jenen Vorschlag einbrachte. Er bestätigt: Die Variante des RP sei nicht optimal. „Die Entwürfe der Agendagruppe sind machbar und regelkonform“, sagt Joachim Wolf (parteilos).

Wie geht es weiter? Neben Rückendeckung vom Gemeinderat braucht der Bürgermeister grünes Licht vom Stuttgarter Regierungspräsidium. „Wir müssen prüfen, wie viel Geld uns jede Variante kostet und wie jeweils der Verkehrsfluss aussieht“, sagt Joachim Wolf. Anfang 2019 soll sich der Gemeinderat für eine Variante entscheiden. Die Zeit drängt: Das RP will im Frühjahr den autobahnähnlichen Ausbau der B 10 planen.

Der ist der Grund dafür, dass der Anschluss Müllerheim an die B 10 weichen muss. Für deren Ausbau gelten Richtlinien. Demnach liegt Müllerheim zu nahe an der Autobahnausfahrt Stuttgart-Zuffenhausen. Es sind 185 Meter Abstand, nötig sind mindestens 250 Meter. Zudem fehlen dem Anschluss Ein- und Ausfädelspuren. Nach zähem Ringen hatten sich Stadt und RP geeinigt, den Anschluss so weit nach Westen zu schieben, dass der Mindestabstand möglich ist. Andernfalls fällt die Anschlussstelle ersatzlos weg.