Korntal-Münchingen muss der Verlegung des Anschlusses von Müllerheim an die B 10 zustimmen – sonst kollabiert im Stadtteil Münchingen der Verkehr.

Korntal-Münchingen - Die Ansage des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart ist deutlich. „Wenn wir uns nicht auf den jetzigen Vorschlag einigen, gehen wir davon aus, dass Korntal-Münchingen keine Anschlussstelle Müllerheim an die B 10 will“, sagt Jürgen Holzwarth. Der Direktor der Abteilung für Straßenwesen und Verkehr hat am Donnerstag dem Gemeinderat vorgestellt, wohin im Zuge des geplanten Ausbaus der Bundesstraße 10 die Anschlussstelle Müllerheim verlegt werden soll. Eine Entscheidung trifft das Gremium zwar erst nach der Sommerpause. Doch der Stadt bleibt keine Wahl: Ohne Zustimmung fällt die Anschlussstelle ersatzlos weg. „Das wäre eine verkehrliche Katastrophe“, sagt der Bürgermeister Joachim Wolf (parteilos). Denn dann rollt der gesamte Verkehr, den das Gewerbe mit sich bringt, durch Münchingen. Und dort sind die Straßen schon jetzt zeitweise völlig verstopft.

 

Nachdem der Gemeinderat im vorigen Oktober die bevorzugte Variante der Verwaltung von insgesamt fünf Vorschlägen des RP abgelehnt hatte, gibt es nun als Vorschlag eine überarbeitete Variante. Die Pläne des RP sehen vor, den Anschluss so weit nach Westen zu versetzen, dass ein Verflechtungsstreifen mit einer Mindestlänge von 250 Metern möglich ist. „Optimal sind bis zu 500 Meter“, sagt Holzwarth. Der Grund für die Verlegung ist, dass die Anschlussstellen zur Autobahn und die Zufahrten von und nach Münchingen und Müllerheim zu nahe beieinander liegen. Die Ausfahrt nach Müllerheim ist zudem zu kurz. Laut Richtlinie für den B-10-Ausbau muss aus Gründen der Sicherheit und Leistungsfähigkeit zwischen zwei Anschlussstellen ein Mindestabstand von zwei Kilometern sein.

Bis 2030 soll die B 10 bis Enzweihingen autobahnähnlich ausgebaut sein. Das Stück zwischen dem Autobahnanschluss Zuffenhausen bei Müllerheim und Schwieberdingen soll vierspurig werden. Laut Holzwarth könnten mit dem Ausbau einige Anschlussstellen geschlossen werden, weil sie nicht der Richtlinie entsprechen. Bedroht seien Schwieberdingen oder Markgröningen.

Stadt braucht dringend neue Gewerbeflächen

Die Anbindung des B-10-Anschlusses an das städtische Verkehrsnetz soll über die zweite Stichstraße der Kornwestheimer Straße erfolgen. Diese wäre zugleich die Erschließungsstraße zum Gewerbegebiet nördlich der Kornwestheimer Straße, das erweitert werden soll. „Wir sind mit unseren Flächen am Ende. Doch wir brauchen dringend neue Expansionsmöglichkeiten, damit sich bestehende Unternehmen vergrößern und sich neue ansiedeln können“, sagt Bürgermeister Wolf.

An dem Knotenpunkt sollen eine Ampel und ein Ausbau der Spuren für eine „gute Verkehrsqualität“ sorgen. Dafür wird zudem ein Teil der Kornwestheimer Straße zur Einbahnstraße, und die Bushaltestelle bei der Bäckerei Trölsch kommt deshalb in die Siemensstraße. Ein Stau in Richtung der Zufahrt zur B 10 von rund 160 Metern in Spitzenzeiten lasse sich aber trotzdem nicht ausschließen, sagt der Verkehrsplaner Robert Wenzel vom Aalener Büro Brenner Bernard.

Gemeinderäte bleiben kritisch

Auf der Grundlage der jetzigen Variante kann die Stadt auch die Tampoprint-Kreuzung entsprechend gestalten. Seit Jahren wird debattiert, wie der Verkehr an der zentralen Stelle in Münchingen besser fließen kann. Der Baubeschluss für den Um- und Ausbau der Kreuzung muss Anfang 2019 erfolgen. Nur dann bekommt die Stadt eine Finanzspritze vom Kreis Ludwigsburg. Im Januar will das RP auch mit der Planung des B-10-Ausbaus loslegen, 2025 sollen die Bauarbeiten beginnen. Für den provisorischen Ausbau der Stichstraße Kornwestheimer Straße bis zur Verschiebung des B-10-Anschlusses sind im Haushalt für dieses Jahr 400 000 Euro eingestellt. Für den Umbau der Tampoprint-Kreuzung soll in den nächsten beiden Jahren jeweils eine halbe Million Euro bereitstehen. Die endgültigen Baukosten sind noch unklar. Zu den Kosten für die Verlegung des B-10-Anschlusses nannte Holzwarth vom RP keine konkrete Zahl.

Die Gemeinderäte bleiben zwar kritisch. Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Egon Beck, etwa versteht die Verlegung nicht – zumal die Stelle kein Unfallschwerpunkt sei. Ähnlich geht es Martin Hönes, der sich auch über den Mehrverkehr ärgert, der durch das Projekt entstehe. „Außerdem finde ich die Siemensstraße für einen Bus recht eng“, sagt der Fraktionschef der CDU. Dennoch sind sich die Kommunalpolitiker weitgehend darin einig, dass sie um eine Zustimmung nicht herumkommen. „Eine Schließung der Anschlussstelle kommt für uns nicht infrage“, sagt Viola Noack von der FDP, das könne man keinem zumuten. Auch die Freien Wähler „werden wohl zustimmen“, sagt die Fraktionschefin Marianne Neuffer. Jedoch störe sie, dass man die Zufahrt zum B-10-Anschluss den Bewohnern im angrenzenden Wohngebiet zumute.