Im Rennen um den Zuschlag für die Ansiedlung eines Vollsortimenter im Stadtteil Münchingen  bleiben noch zwei Bewerber übrig. 

Korntal-Münchingen - Da waren es nur noch zwei: Die Gartenstadt Weimar distanziert sich als potenzieller Investor in Sachen Ansiedlung eines Einzelhändlers im Stadtteil Münchingen von Korntal-Münchingen. „Wir haben unsere Teilnahme an dem Wettbewerb zurückgezogen“, sagt der Geschäftsführer Hans-Hermannn Kirschner unserer Zeitung. Zu den Gründen schweigt er. Noch Ende November war die Immobilienagentur aus Thüringen mit einem Konzept im Rennen, das den Vollsortimenter tegut als Betreiber auf der Fläche Stuttgarter Straße/Kronenstraße vorsah. Dieses Gelände gehört der Stadt.

 

Gleiche Bedingungen für alle – eigentlich

Die Gartenstadt Weimar dürfte die Nase voll haben vom Verlauf des Wettbewerbs: Überraschend verkündete im Sommer ein Mitbewerber – das Duo IGC Projektentwicklung und Architekt Hansjörg Ludmann –, dass ihm das 1200 Quadratmeter große Eckgrundstück zur Verfügung stehe, im Herbst kaufte er es dann. Dagegen hatte sich die Verwaltung jahrelang vergeblich darum bemüht, jenes Areal zusätzlich zur städtischen Fläche zu erwerben. So wollte sie Investoren mehr bieten als nur 3100 Quadratmeter Projektfläche. Stattdessen plante ein potenzieller Investor großzügig mit dem Eckgrundstück, die zwei anderen Interessenten, darunter noch die Unternehmensgruppe Wilhelm Geiger, ohne.

Damit alle Bewerber die gleichen Bedingungen haben – und somit Zugriff auf das Eckgrundstück – wollte die Stadt eigentlich das Vorkaufsrecht ausüben und als Käuferin in den geschlossenen Kaufvertrag über das Eckgrundstück einsteigen. Sie hätte sich also quasi beim Kauf vorgedrängelt. Von dem Plan ist die Verwaltung jetzt allerdings abgerückt. „Das Vorkaufsrecht ist kein Thema mehr“, sagt Stefan Wolf. Laut dem Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung ist die Frist für einen Termin verstrichen, bei dem der Gemeinderat in einer Sondersitzung darüber hätte abstimmen müssen. „Verschiedene Gründe“ hätten dagegen gesprochen, das Vorkaufsrecht geltend zu machen. Ein Grund sei ein Rechtsstreit, mit dem IGC gedroht hatte und der die Ansiedlung eines Einzelhändlers um mehrere Jahre verzögert hätte.

Rewe oder Edeka?

Auf die Entscheidung der Stadt reagiert das Planungsbüro IGC verhalten, ebenso auf den Rückzug der Gartenstadt Weimar. „Wir nehmen das zur Kenntnis und warten die weitere Entwicklung ab“, sagt Alexander Pilgrim. Gleichwohl sei man in einer „glücklichen und entspannten Situation“, auch, weil man mit dem Eckgrundstück planen könne. „Alles andere entscheidet der Gemeinderat“, sagt Pilgrim. Stand jetzt wolle Rewe das gesamte Erdgeschoss auf einer Nettoverkaufsfläche von 1600 Quadratmetern betreiben, davon soll fast ein Viertel mit einem umfangreichen Sortiment an Drogerieartikeln bestückt sein.

Geiger plant nach wie vor mit Edeka. Für das Unternehmen spiele es keine Rolle, ob das Eckgrundstück hinzukommt oder nicht, sagt die Projektentwicklerin Sandra Sölch. Die Entscheidung der Stadt nennt sie „nachvollziehbar“, bei einem Kaufpreis von mehr als einer Million Euro. „Wir sind nicht enttäuscht“, sagt Sandra Sölch, ans Aussteigen habe sie nie gedacht. „Für uns hat der Standort – nicht zuletzt wegen der Nachbarschaft zu unserem Standort Ditzingen – eine hohe Priorität und liegt aufgrund seines gemischt genutzten Charakters im Fokus unserer Strategie.“ Dass die Ausschreibung „vielleicht nicht ganz glücklich gelaufen ist“, liege in erster Linie „am Alleingang“ eines Wettbewerbers.

Die Stadt weiß offiziell von nichts

Aus Sicht von Stefan Wolf ist der Wettbewerb „nicht unglücklich verlaufen“. „Wir haben nach wie vor mehrere Kandidaten mit guten Vorschlägen, bei denen wir ein gutes Gefühl haben“, sagt der Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung. Man dürfe nicht vergessen, dass es sich bei dem Grundstück um kein einfaches handle, etwa hinsichtlich der Größe und des Schnitts. Bislang habe die Gartenstadt Weimar der Verwaltung keine offizielle Absage erteilt. Im Dezember bat man die Bewerber um weitere Unterlagen. „Die einen haben reagiert, die anderen nicht“, sagt Wolf.

Am 7. Februar (18 Uhr, Rathaus Korntal) will sich der Gemeinderat für einen Bewerber entscheiden, dessen Pläne konkretisiert werden sollen. Binnen sechs Wochen soll jener Bewerber auch verlässliche Zusagen des künftigen Betreibers liefern.