Gabi Schmid aus dem Stadtteil Münchingen von Korntal-Münchingen hat mit zwei Freundinnen die Büchermacherei gegründet. Zuvor hatte die heute 53-Jährige ihr Leben komplett umgekrempelt. Das war nicht leicht.

Korntal-Münchingen - Mit Mitte 40 war es da. Dieses Gefühl, dass man im Beruf stagniert. Raus will aus der Routine und rein in neue Herausforderungen. Die Korntal-Münchingerin Gabi Schmid wagte, was viele Menschen in einer ähnlichen Lage allenfalls in Gedanken tun: Sie kündigte den Job und machte ihre Leidenschaft zum Beruf. Das war 2013, nachdem die zweifache Mutter – bis dato Daten-Ingenieurin in einer Stuttgarter Anwaltskanzlei und Hobby-Autorin im stillen Kämmerlein – ihren ersten Liebesroman „Gleichklang“ (Verlag Spiritbooks) veröffentlicht hatte. Die Jahre danach waren hart und nur dank des Rückhalts der Familie möglich, sagt Schmid. Doch die Durststrecke habe sich gelohnt: Inzwischen ist die 53-Jährige eine erfolgreiche Unternehmerin. Ihr Wissen über Buchsatz, Lektorat und Literatur bringt sie in ihrem Unternehmen Pcs Books ebenso ein wie in der Büchermacherei.

 

Die Büchermacherei ist ein ungewöhnlicher Drei-Frau-Betrieb. Über einen Online-Autorenkurs wurden Gabi Schmid, Marion Bischoff und Ursula Hahnenberg erst Freundinnen, später Kolleginnen. Ihr Ziel ist es, Autoren auf dem Weg zum Buch zu unterstützen. Vom ersten Satz an. Lediglich verlegt und gedruckt werden müssen die fertigen Werke dann noch. Von einem Verlag oder im Self-Publishing, also in Eigenregie auf einer Vertriebsplattform. „Wir sind kein Verlag. Wir begleiten Autoren aber durch die gesamte Schreibarbeit hindurch. Wir sind zugleich auch Ansprechpartner für Verlage“, sagt Bischoff.

Drei Unternehmerinnen mit drei Wohnorten

Dabei habe jede spezielle Fähigkeiten: Schmid ist die Technikaffine, Hahnenberg liest Bücher auf Fehler und berät bei Exposés, Bischoff kümmert sich um das Marketing. Alle drei geben Seminare. „Viele Autoren, die angehende Schreiber unterstützen, bieten nur Lektorat oder Schulungen. Ein Team als Ansprechpartner für den ganzen Prozess habe ich so bislang nicht entdeckt“, sagt Bischoff. Sie arbeitet mit Schmid und Hahnenberg zwar schon einige Jahre. „Anfang 2018 haben wir beschlossen, das Unternehmen professionell aufzuziehen.“ Dass die 40-Jährige im Pfälzerwald lebt und die anderen im Strohgäu und in Berlin, störe nicht. Die Frauen konferieren über das Internet. Viele Kundenwünsche erledigen sie im Homeoffice, bei Bedarf treffen sie die Autoren persönlich.

Die Frauen eint mehr als die Liebe zum Buch. Sie wissen, wie schwer es ist, sich als Autor zu etablieren. „In einem Verlag unterzukommen, ist wie ein Sechser im Lotto. Viel hängt von der Tagesform des Lektors ab, der täglich zig Manuskripte bekommt“, weiß Bischoff. Sie selbst war 20 Jahre lang Erzieherin, bevor sie sich auf Kinderbücher und historische Romane konzentrierte. 2019 erscheint ihr dritter Roman. Ursula Hahnenberg studierte zunächst Forstwissenschaften.

Das Örtchen Mittsingen ist eigentlich Münchingen

Auch Gabi Schmid lernte „etwas Gescheites“, wie sie es nennt: Anwaltsgehilfin. „Ich habe wahnsinnig gern gelesen und geschrieben, es mir aber nie zugetraut, das öffentlich zu machen.“ Trotzdem nahm die Leidenschaft zunehmend Raum ein, sodass Schmid Aus- und Fortbildungen absolvierte, etwa zur Lektorin. An einer Stuttgarter Schreibschule lernte sie die Verlegerin Ulrike Dietmann kennen. Ihr sei das Manuskript von „Gleichklang“ in die Hände gefallen. Es erzählt die Geschichte von Schmids Sohn Patrick, der die Bluterkrankheit hat. Und wurde zum Buch.

Mittlerweile hat Schmid weitere Bücher herausgebracht, darunter die Mittsingen-Reihe im Selbstverlag. Offiziell spielten die Geschichten im fiktiven Ort Mittsingen im Strohgäu – „doch wenn ich ehrlich bin, ist es Münchingen“, sagt Schmid und lacht. Das Self-Publishing habe sie gewählt, „um eine Ahnung davon zu kriegen“. Viele ihrer Kunden verzichteten auf einen klassischen Buchverlag. Die 53-Jährige spricht heute von Bestimmung, wenn sie über ihren Mut zur Veränderung berichtet: „Ich habe mich für den richtigen Weg entschieden.“

Ausschreibung für Autoren läuft

Die Büchermacherinnen sind überzeugt, dass aus jeder Geschichte ein gutes Buch werden kann. „Viele schreiben für sich, etwa, um Erlebnisse loszuwerden. Ernsthaft zu schreiben, ist ein Handwerk, das aber jeder lernen kann“, sagt Marion Bischoff. Die wichtigsten Eigenschaften eines guten Autors seien Fantasie und Kritikfähigkeit. „Manchmal müssen wir ein Manuskript x-Mal überarbeiten“, sagt Bischoff. Da brauche der Autor ein dickes Fell – zumal auch Leser Rückmeldung geben.

Das aktuelle Werk der Damen heißt „Lichter im Advent – der etwas andere Adventskalender“, herausgegeben von Bischoff und Schmid im Rhein-Mosel-Verlag. Darin erzählen 29 Autorinnen Kurzgeschichten zur Advents- und Weihnachtszeit. Eine Lesereise von November an soll die Werksammlung überregional bekannt machen. 2019 plant der Drei-Frau-Betrieb wieder eine Anthologie, dafür sucht er Autoren mit Geschichten zum Thema Feierabend. Mehr Informationen, auch zur Lesereise unter www.buechermacherei.de.