Die Ravensburger Kinderwelt kann kommen. Das hat der Kornwestheimer Gemeinderat jetzt entschieden.

Kornwestheim - Wir stehen an einer Weggabelung, und ich finde es wichtig, dass Sie dabei auf die Chancen, aber auch auf die Risiken eingehen“, sagte Oberbürgermeisterin Ursula Keck am Donnerstagabend im Gemeinderat, als nach nochmals ausführlicher Debatte die Grundsatzentscheidung über die Ravensburger Kinderwelt anstand. „Ich habe auch Respekt vor denjenigen, die in ihrer persönlichen Erwägung zu einer anderen Entscheidung kommen.“

 

Für sie selbst überwiegen die Chancen für die City und ganz Kornwestheim. Das artikulierte sie noch einmal ganz deutlich. Sie hoffe, die Kinderwelt werde „der Schinken im Sandwich, nach dem wir schon lange suchen“. Dabei vertraue sie auf die Kompetenzen des renommierten Partners. „Auch Ravensburger hat Interesse daran, dass dieses Projekt ein Erfolg wird.“

CDU bleibt skeptisch

Daran glaubt auch der große Teil des Gemeinderates – mit den wenigsten Vorbehalten SPD, Grüne und Linke, am skeptischsten die Christdemokraten. „Wir dürfen diese für Kornwestheim so wichtige Chance nicht verstreichen lassen“, fasste Walter Habenicht die Meinung der SPD zusammen. Sowohl inhaltlich als auch was die architektonische Aufwertung des Wette-Centers angehe, sei der Schritt richtig. Weniger angetan war er davon, dass auch schon die Frage nach der Rechtsform entschieden werden sollte – ein Zugeständnis an CDU und Freie Wähler, die eine Beschlussempfehlung dafür verlangt hatten. Die Stadt will einen Eigenbetrieb errichten. Die voraussichtlichen Vorteile, vor allem steuerlicher Natur, hatten Wirtschaftsprüfer von Price Waterhause Coopers vorab erläutert. „Am liebsten würde ich diesen Punkt vom Beschluss ausklammern, aber ich fürchte, dass dann auch der Grundsatzbeschluss nicht zustande kommt“, sagte Habenicht. „Ich sehe die Vorteile als nicht so eindeutig. Ich glaube, diese Entscheidung brechen wir übers Knie, wir legen uns viel zu früh fest.“

Für die Freien Wähler/FDP erklärte Julian Göttlicher zur Ravensburger Kinderwelt: „Es ist die absolut richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.“ Alle offenen Fragen seien qualifiziert beantwortet worden. Kornwestheim schaffe mit der Einrichtung ein Alleinstellungsmerkmal mit Mehrwert. „Wir beleben die Innenstadt mit Sinn und Niveau – und mit verantwortbarem Einsatz von Steuermitteln“, lautete seine Überzeugung.

Ein Zeichen für Kornwestheim

Ralph Rohfleisch von den Grünen betonte: „Wir müssen ein Zeichen setzen für Kornwestheim. Wir haben den Investor von der ursprünglichen Planung abgebracht und mit Ravensburger einen guten Partner gefunden. Die Fachleute sollen die Details ausarbeiten und wir sagen dann: Fertig, aus, jetzt geht’s los.“ Seit sechs Monaten wisse der Gemeinderat, dass er die Kinderwelt wolle. „Dann dürfen wir nicht weiter Zeit schinden, weil sich jetzt manche doch vor der Entscheidung drücken wollen.“ Auch Friedhelm Hoffmann, Linke, befürwortete das Projekt: „Ich fühle mich gut und ausreichend informiert, bin mir auch bewusst, dass wir ein Risiko eingehen.“ Dennoch stehe er eindeutig zur Kinderwelt.

Schwerer tat sich die CDU, die nicht einhellig zustimmte. Hans Bartholomä sagte: „Wir haben große, große Bauchschmerzen. Einem Teil der Fraktion sind die finanziellen Risiken zu hoch. Ich vertrete den größeren Teil der Fraktion – den, der dem Projekt eine Chance gibt.“ Allerdings nur auf Zeit, schob er gleich hinterher. „Wir werden auf keinen Fall auf Dauer einen Verlust tragen und brauchen deshalb auch ein Ausstiegsszenario. Auch wenn wir hoffen, dass es nicht eintreten wird.“ Die Perspektive, eine Gewinn bringende Kinderwelt zu betreiben, sei schön. „Wichtiger ist aber, dass die Grundversorgung für die Kinder gewährleistet ist, deren Eltern sich die Spielewelt vielleicht nicht leisten können.“

Gegnern ist Risiko zu hoch

Seine Fraktionskollegin Silvia Stier sprach für die Kinderwelt-Gegner in der CDU. „Es wäre mir lieber, ich könnte anders entscheiden.“ Doch habe sie zu viele Vorbehalte. „Soll eine Kommune so etwas überhaupt machen und wenn ja, mit so hohem finanziellen Einsatz? Ich finde nein.“ Auch sei das Wette-Center „nicht der richtige Standort für diese tolle Spielewelt“. Und auch die finanzielle Seite sei ihr, „vor allem nach 2009, als man gesehen hat, wie schnell alles zusammenbrechen kann“, zu heikel. Mit Stier hob auch Wolfgang Ohnesorg die Hand gegen die Kinderwelt. Der Rest sagte Ja und brachte damit das Großvorhaben auf den Weg. (