Griechenland wird von einer neuen Welle der Korruption erschüttert. Im Visier der Ermittler sind große scheinbar gemeinnützige Organisationen. Auch deutsche Spenden gingen falsche Wege.

Athen – Immer schien es um einen guten Zweck zu gehen. Mal, wie bei der Organisation „Kreis von Patmos“, um den religiös motivierten Umweltschutz. Oder, wie beim „Internationalen Zentrum für Minenräumung“ (IMI), um die Entfernung der tückischen Sprengkörper in ehemaligen Kriegsgebieten. Doch viele griechische Wohltätigkeitsorganisationen sind offenbar vor allem darauf angelegt, den Wohlstand ihrer Initiatoren zu mehren.

 

Die griechische Finanzpolizei überprüft jetzt das Finanzgebaren von rund 6000 angeblich gemeinnützigen Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Es besteht der Verdacht, dass staatliche Zuschüsse in zweistelliger Euro-Millionenhöhe veruntreut wurden. Ein zweifelhaftes Licht fällt auch auf den früheren sozialistischen Premierminister Giorgos Papandreou: In seiner Zeit als Außenminister zwischen Februar 1999 und März 2004 wurden Nichtregierungsorganisationen besonders großzügig aus dem Etat des Ministeriums unterstützt. Wie die IMI, die zwischen 2000 und 2004 Steuergelder von neun Millionen Euro erhielt, um die Räumung von Landminen in Bosnien, dem Irak und dem Libanon zu finanzieren. Tatsächlich dürfte ein Großteil der Mittel weniger hehren Zwecken gedient haben. Der ehemalige Leiter der NGO, ein Journalist, sitzt wegen Betrugsverdachts in Untersuchungshaft. Er soll sich persönlich in großem Stil bereichert haben, sein Vermögen wurde beschlagnahmt. Auch gegen hochrangige Diplomaten wird ermittelt. Die Organisation Kreis von Patmos veranstaltete Seminare und Symposien und erhielt vom Staat 9,5 Millionen Euro. Vier bis fünf Millionen davon sind weg.

Auch über den Verbleib von Spenden herrscht nicht immer Klarheit. Der Verband der griechischen Freiwilligen Feuerwehren (Esepa) bekam im Oktober 2013 von Hans-Joachim Fuchtel, dem Griechenland-Sonderbeauftragten von Kanzlerin Angela Merkel, vier deutsche Löschfahrzeuge. Das schien ein schönes Symbol für die Hilfsbereitschaft der geschmähten Deutschen zu sein. Zugleich sammelte Esepa bei örtlichen Bürgermeistern Spenden zum Aufbau eines Netzes von Feuerwehrposten ein. Doch dazu war die Esepa gar nicht befugt. Was mit dem Geld geschah, ist unklar. Jetzt wird ermittelt.