Der Schaden durch die bakterielle Krankheit ist immens: Thomas Warth hat schon rund 1000 seiner jungen Apfelbäume roden müssen. Der Landwirt ist verzweifelt, die Ernte wird entsprechend kleiner ausfallen. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Fellbach - Es ist ein schreckliches Bild: In den jungen Apfelbaumplantagen von Thomas Warth bei der Fellbacher Kläranlage und auch auf den Feldern zwischen Fellbach und Rommelshausen fehlen ganze Reihen. Die Erdlöcher sind teilweise noch frisch, das abgesägte Material der Bäume liegt daneben. Zweige mit verdorrten Blättern, Äpfel mit teilweise schon roter Färbung hängen noch dran.

 

Der Schaden ist immens

Der hochinfektiöse Feuerbrand wütet auf Fellbacher Markung, zwischen der B 14 und den Feldern nach Rommelshausen – wenn man von der „Spinne“ abbiegt und hinter der Kläranlage. Rund 6000 Apfelbäume stehen dort. Der Fellbacher Landwirt Thomas Warth hat sie in den vergangenen zwölf Jahren gepflanzt, 1000 davon musste er in den letzten Wochen roden. Er kommt kaum nach. Aber es bleibt ihm keine andere Wahl. Nur so kann und hofft er dem Feuerbrand, einer bakteriellen Krankheit die vornehmlich Niederstämme gefährdet und aktuell Apfelbäume befällt, Herr zu werden. Der Schaden ist immens, Summen mag und könne er im Moment nicht nennen. Einige Bäume sind im dritten Jahr, hätten jetzt ihren ersten, respektablen Ertrag. Das wären rund 100 Äpfel pro Baum.

In der Blütezeit sind die Bäume anfällig

Die Bäume, die noch geblieben sind, sind dicht behangen von gesunden, bereits rot färbenden Früchten. Die Ernte steht kurz bevor. Sie wird entsprechend kleiner ausfallen für den Landwirt, der sich neben dem Gemüse- und auch Weinbau in den letzten Jahren mit dem Anbau von Äpfeln ein neues Standbein aufbaut hat. Warum es gerade seine Anlagen so stark betrifft, ist ihm ein Rätsel. Beim Sonnenbühlhof der Familie Hess im Lindle ist Feuerbrand kein Thema. „Wir haben keinerlei Befall“, sagt Junior Jochen Hess.

Derweil stellt Thomas Wart Vermutungen an. Er glaubt nicht daran, dass die Unterlagen seiner neu gekauften Bäume die Krankheit schon in sich getragen hätten. Heutzutage werden Obstbäume auf sogenannte Unterlagen aufgepfropft. Just an diesem unteren Teil sieht man jetzt bei den befallenen Bäumen eine braune Feuchte, dort trete das Bakterium aus, erklärt Thomas Warth. Er pflückt einen angefaulten Apfel und zeigt die Spuren der Krankheit: Eine weiße, schleimige Flüssigkeit tropft aus der Frucht.

Thomas Warth vermutet, dass Hagel seine Bäume verletzt haben könnte und in die wunden Stellen dann das Bakterium eingedrungen sei. Auch in der Blütezeit sei der Baum anfällig, dieses Jahr gab es auf den jetzt befallenen Anlagen Frost. Er weiß, dass sich das hochinfektiöse Bakterium immer die schwächste Stelle eines Baumes sucht. Latent, so der Landwirt, sei die Krankheit in Fellbach immer vorhanden.

Die beliebte Apfelsorte „Mariella“ ist besonders betroffen

Seine Warnung geht an die Besitzer von privaten Kleingärten und Streuobstwiesen, sie sollen sich ihren Baumbestand sorgfältig anschauen und auch sofort roden, sobald sie Befall erkennen. „Die Krankheit wird übertragen.“

Besonders betroffen ist bei Thomas Warth die neue Apfelsorte „Mariella“, sie entstand erst vor knapp 40 Jahren aus der Kreuzung von Maigold und Arlet und sei bei den Verbrauchern, nachdem sie vor ein paar Jahren zugelassen wurde, schon sehr beliebt. Auch Bäume der Sorte Pinova und Topaz habe es erwischt, ältere Sorten wohl eher nicht.

Im Jahr 2008 hat Thomas Warth damit begonnen, sich außer dem reinen Gemüsebau auch in Richtung Obstbau zu entwickeln. Der Erfolg und die Erträge haben ihm bisher recht gegeben. Jetzt ist er schwer geschockt und auch ratlos. Täglich entdeckt er neue Feuerbrandstellen an den Bäumen, täglich muss er auf seinen Obstplantagen zwischen B 14 und Rommelshausen zur Axt greifen, roden und das kontaminierte Material dann beseitigen. Glücklicherweise sind nicht alle Anlagen betroffen, es gibt auch bei Thomas Warth dieses Jahr eine Apfelernte – mit schönen, gesunden Äpfeln.

Warum der Feuerbrand so gefährlich ist

Obstbauberater Johannes Eder von der Beratungsstelle für Obst- und Gartenbau beim Landwirtschaftsamt in Backnang weiß von dem Bakterien-Befall in Fellbach. Und er weiß auch, dass „Fellbach beim Feuerbrand immer die Nase vorn hat“. 1986/87 sei dort die Krankheit zum ersten Mal nachgewiesen worden, „eine Katastrophe“. Dann sei es viele Jahre nahezu ruhig gewesen. Jetzt warnt seine Behörde auf der Homepage erneut vor dem Bakterien-Befall und schreibt die Betriebe und einschlägigen Vereine direkt an. Außer zu roden und die betroffenen Äste abzusägen, gebe es kein Mittel zur Bekämpfung. Ein früher einmal zugelassenes Antibiotikum sei mittlerweile verboten. Von den USA sei der Feuerbrand einst über Dänemark nach Deutschland gekommen.

Neben dem Feuerbrand haben die Obstbauern im Rems-Murr-Kreis auch noch mit dem „Schwarzen Rindenbrand“ – einer Pilzkrankheit – zu kämpfen. „Die Rinde reißt auf und ein weißer Pilz kommt raus“, beschreibt Johannes Eder. Er sagt, dass diese Krankheit 2003 zum ersten Mal aufgetreten sei und in den vergangenen drei Jahren massiv zugenommen habe. Ein Dauerthema sei auch die Mistel. Sie stehe nicht unter Naturschutz, deshalb dürfe man sie also getrost aus den Kronen der Bäume herausschneiden.