OP und Intensivstation sind in den Krankenhäusern fast immer handyfreie Zone. Doch das liegt keineswegs am Irrglauben, dass dadurch die medizinischen Geräte beeinflusst werden.

Stuttgart - Samstagmittag, die Notfallambulanz am Klinikum in Esslingen. Der Wartebereich ist gut gefüllt. Viele Patienten und deren Angehörige nutzen die Wartezeit, um der Familie einen ersten Bericht per Whatsapp zu schicken oder die neuesten Nachrichten anzuschauen. Doch halt: Überall an den Wänden hängen kleine Zettel mit einem stilisierten Mobiltelefon. Die Botschaft ist unmissverständlich: Telefonieren ist dort verboten. Doch an dieses Verbot hält sich keiner.

 

Doch weder die Ärztinnen noch die Krankenschwestern nehmen daran Anstoß. „Ein komplettes Handyverbot ist in der Notaufnahme unrealistisch. Es gibt schließlich gute Gründe, den Angehörigen Bescheid zu geben“, sagt Anja Dietze, Sprecherin des Esslinger Klinikums. Aber es gelte als Klinik auch die Privatsphäre und das Ruhebedürfnis der anderen Patienten zu schützen. Schließlich brauche ja man auch Zeit für den Genesungsprozess. Will heißen: Nachrichtenseiten anschauen und Whatsapp verschicken ja, laut telefonieren nein. An dem Schild wolle man festhalten, sagt Dietz und ergänzt: „Wir werden es uns aber noch einmal anschauen, vielleicht finden wir ja eine Formulierung, die dem Zeitgeist mehr entspricht.“ Im OP und auf der Intensivstation gelte ebenfalls eine Handyverbot.

Marienhospital überarbeitet gerade die Hausordnung

Im Stuttgarter Marienhospital ist man laut deren Sprecher Rainer Kruse gerade dabei die Hausordnung zu überarbeiten. „Stand jetzt besteht formal noch ein Handyverbot, das aber nicht mehr gelebt wird.“ Die neue Hausordnung erlaube die Nutzung von Handys. Ausnahme seien sensible Bereiche wie OP und Intensivstation. Dabei gehe es aber weniger um die Handystrahlung: „Die Faustregel lautet: Besondere hygienische Anforderung bedeutet auch keine Handynutzung“, sagt Kruse.

Im Klinikum Stuttgart ist man schon einen Schritt weiter: „Es existiert kein allgemeines Verbot“, sagt Sprecher Hartmut Kistenfeger. Die Befürchtung, medizinische Geräte könnten beeinträchtigt werden, gilt längst als wissenschaftlich überholt. Sogar im Gegenteil: „Das Klinikum baut das WLAN-Netz für seine Patienten aus“, sagt Kistenfeger. Das Angebot zum Surfen in Internet werde zum Beispiel in der Kinderonkologie des Olgahospitals gern genutzt. Aber es gibt auch Tabuzonen. „Ausnahmen gibt es mit der Bitte auf der Intensivstation elektronische Geräte auszuschalten, um Ruhe für die Patienten zu gewährleisten.“

Einen ganz anderen Weg geht des Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus: Dort gibt es laut der Sprecherin Christiane Pötter ein komplettes Handyverbot. Auf Nachfrage teilt das RBK mit, dass man dort schon Patienten sehe, die ein Mobiltelefon nutzen: „Aber eigentlich dürfen sie das nicht.“

Die Bandbreite ist also groß, aber einen Tipp kann man jedem geben: Wer sich nicht sicher ist, ob und wo er in der Klinik telefonieren darf, der sollte zur Sicherheit einfach kurz nachfragen.