Die in die Jahre gekommenen Personalwohnungen fürs Krankenhaus Bad Cannstatt werden abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Die SWSG testet dabei ein neues Verfahren: die industrielle Fertigung.

Bad Cannstatt - Die drei Gebäude für Personalwohnungen am Krankenhaus Bad Cannstatt (KBC) sollen abgerissen und dafür zwischen KBC und dem Baumannweg Neubauten mit 268 Einzelappartements, 24 Wohnungen und 36 Wohngemeinschaften für je drei Personen entstehen. Zudem ist eine Tiefgarage mit 200 Stellplätzen vorgesehen. Der vorhandene Parkplatz bleibt bestehen. „Es soll ein hochwertiges Quartier entstehen“, berichtete Marlen Bräuer vom Stadtplanungsamt jüngst dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt, „und der ruhende Verkehr geordnet werden.“ Der Baumannweg werde vom Verkehr entlastet, der Ausblick vom Galgenberg bewahrt und hochwertige Freiflächen geschaffen, zählte Bräuer die städtebaulichen Ziele auf.

 

Bauprozess verbessern

Das Besondere am Bauvorhaben der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG): Die Art des Verfahrens ist neu. „So etwas gab es in der Größenordnung noch nicht“, beschrieb Helmuth Caesar, technischer Geschäftsführer der SWSG. Die Neubauten sollen mit seriellem und modularem Bauen erstellt werden. „Das industrielle Bauen soll den Bauprozess verbessern.“ Dieses Verfahren sei ein Weg, der Wohnungsknappheit vor allem in Ballungszentren entgegenzutreten. Serielles und modulares Bauen soll die Antwort auf gestiegene Baukosten und Mietpreise und den hohen Bedarf an schnell verfügbaren Wohnungen sein. „Es spart Zeit und Kosten“, so Caesar. „Auch Lärm, Schmutz und Dreck dürften deutlich reduziert sein.“ Das Verfahren soll mit dem Neubau an Personalwohngebäuden am Prießnitzweg getestet werden.

Umgesetzt werden soll das Vorhaben in zwei leicht versetzten Bauabschnitten. Der Rückbau der Gebäude Teil 1 ist zwischen Januar und Juni 2020 geplant, der Neubau von August 2020 bis Oktober 2021, Teil 2 soll zwischen November 2021 und Januar 2022 abgerissen und der Neubau zwischen Februar 2022 und Dezember 2023 errichtet werden.

Kritik am modularen Bauen

Der Bezirksbeirat war gespalten. Während CDU, SPD, Freie Wähler und FDP dem Wettbewerb für den Neubau von Personalwohnungen unterstützten, lehnten SÖS-Linke-Plus das Vorhaben ab. „Die Gebäude können erhalten werden“, ist Siegfried Deuschle überzeugt und zeigte sich von der „plötzlichen Gebäudebaufälligkeit“ irritiert. Die Grünen, die sich der Stimme enthielten, sehen das modulare Bauen zwar sehr positiv und begrüßen es ausdrücklich, halten die 200 Tiefgaragenplätze als den falschen Weg, Kosten zu senken. „Die Konzeption müsste mehr an Klimaziele angepasst werden“, führte Peter Mielert aus. Ebenerdige Parkplätze seien nicht mehr zeitgemäß, übte er Kritik am Stadtplanungsamt, stattdessen sollte an der Bahnlinie, am Rande der Bebauung, ein Bauwerk mit zwei Parkdecks und begrüntem Dach entstehen. Das frei werdende Grundstück könnte dem Wohnungsbau zugeführt werden. Im Wettbewerb, über den abgestimmt wurde, gehe es nicht um Parken und die Stellplatzfrage, rechtfertigte sich Marlen Bräuer. Caesar wies erneut auf die maroden Personalgebäude hin, die zudem sehr dünne Wände hätten und daher sehr hellhörig seien. „Die Schäden sieht man mit dem bloßen Auge.“ Eine Sanierung der Gebäude wäre nicht viel billiger als der Neubau.