Eine Urbacher Gruppe hat heimlich einen fünf Meter hohen Hirsch aus alten Paletten und Gartenzaunresten gebaut und sie in der Nacht zum 1. Mai aufgestellt. Bei der Rathauschefin und den Bürgern kommt der kreative Streich gut an – der Hirsch darf stehen bleiben.

Urbach - Besondere Streiche in der Nacht zum 1. Mai haben in Urbach Tradition. Im vergangenen Jahr machten die großen weißen Buchstaben in Hollywoodmanier mit dem Schriftzug „Urbach“ über dem Bergrutsch Furore. Dieses Jahr hat sich eine Gruppe mit dem schwäbischen Namen „Hahna Cumpana“ eine außergewöhnliche Überraschung ausgedacht: Seit dem Abend des 30. April steht ein mehr als fünf Meter hoher Holzhirsch vor dem Rathaus. Dort, wo vor fünf Monaten noch das alte Hirsch-Gasthaus stand, röhrt nun auf dem „Hirsch-Park-Platz“ eine hölzerne Skulptur.

 

Die Urbacher Rathauschefin freut sich über das kreative Bürgerprojekt

„Die ersten Fotos davon sind schon am Dienstagabend bei mir angekommen“, sagt Bürgermeisterin Martina Fehrlen. Sie sei vom ersten Moment an begeistert von der Aktion gewesen: „Das ist ein kreativ und hochwertig ausgeführtes Bürgerprojekt“, lobt die Rathauschefin und zeigt sich beeindruckt von der herausragenden Arbeit ehrenamtlich Engagierter. „Das Geweih ist riesig, das wurde von Hand ausgesägt“, erzählt Fehrlen.

Die Gruppe „Hahna Cumpana“, auf deren Konto dieser besondere Maischerz – oder „Maistecken“, wie man in Urbach sagt – geht, freut sich über den Erfolg ihrer Aktion: „Von dem Hirsch waren alle überrascht“, sagt ein Mitglied der Truppe, das lieber anonym bleiben möchte.

Handwerklich versierte Kumpels wollen Hirschareal verschönern

„Wir sind eine Art Stammtischtruppe mit Leuten aus der Feuerwehr in Urbach und Plüderhausen, mit Handwerkern aus dem Ort und anderen Mitgliedern“, berichtet der Mann. Der „lockere Haufen“ mit einem festen Kern organisiert regelmäßig kleine Veranstaltungen im Bekanntenkreis und sammelt so Geld. Damit hat die Truppe unter anderem bereits die Olgälestiftung unterstützt oder auch schon einen Defibrillator finanziert. Und nun einen Hirsch gebaut: „Wir kamen vor Monaten eher zufällig auf das Hirschareal zu sprechen und fanden es traurig, wie es dort aussieht“, erzählt der Mann. Da war die Idee plötzlich geboren.

Die Männer, viele davon wegen ihres Berufs handwerklich versiert, trafen sich abgeschirmt vor neugierigen Blicken in einem Hinterhof. Aus alten Paletten und einem alten Gartenzaun zimmerten sie den Hirsch. „Bei uns ist auch ein Schreiner und ein Zimmermann dabei“, erzählt der Gruppenvertreter. Auch ein Bauunternehmer sei mit von der Partie gewesen – so sei das Bauen und schließlich der Transport an Ort und Stelle kein Problem gewesen. Insgesamt hätten die „Hahna Cumpana“ rund 120 Arbeitsstunden in die Hirschskulptur investiert.

Der Hirsch darf in Urbach stehen bleiben, so lange es die Statik erlaubt.

Dieses ungewöhnliche Kunstobjekt scheint in Urbach gut anzukommen: „Ich hatte bisher nur positive Rückmeldungen“, sagt Martina Fehrlen. Ursprünglich wollte die Gemeinde auf dem Hirschareal ein Bürgerprojekt umsetzen, der Gemeinderat hatte lange – jedoch ergebnislos – über ein Kunstprojekt diskutiert. Und nun ist die Kunst mitten aus der Bürgerschaft einfach über Nacht aufgetaucht.

„Wir freuen uns, wenn der Hirsch mindestens während der Remstal-Gartenschau hält“, sagt Fehrlen. Die Skulptur dürfe so lange stehen bleiben, wie die Statik es erlaube. Damit wird es der Hirsch wohl länger in Urbach aushalten als der Hollywoodschriftzug über dem Bergrutsch – der musste nämlich nach einer Anzeige wegen des Landschafts- und Naturschutzes wieder abgebaut werden.