Nach Jahren des Umbaus stellt Konzernchef Sewing erstmals seit 2014 einen Gewinn in Aussicht und will die Bank weiter voranbringen.

Frankfurt - Die Deutsche Bank sieht sich auf dem richtigen Weg – trotz eines deutlichen Gewinnrückgangs in den ersten neun Monaten dieses Jahres. Das Quartalsergebnis sei ein „Meilenstein“ erklärte der seit April amtierende Vorstandsvorsitzende Christian Sewing in einem Brief an die Belegschaft zur Vorlage der Zwischenbilanz. Erstmals seit 2014 könne es gelingen, auch für das Gesamtjahr 2018 wieder einen Gewinn auszuweisen, stellte der neue Chef dann in Aussicht. Damit allerdings konnte Sewing weder Aktionäre noch Analysten überzeugen, der Aktienkurs blieb weiter unter Druck, die Analystenkommentare blieben skeptisch.

 

Schon im vergangenen Jahr hatte sich die damalige Bankspitze unter John Cryan zuversichtlich gezeigt, Ende September standen damals immerhin 1,7 Milliarden Euro vor Steuern auf der Habenseite. Die Steuerreform in den USA, für die die Bank hohe Rückstellungen vornehmen musste, sowie steigende Kosten fraßen dieses Plus auf. In diesem Jahr liegt der Neun-Monats-Gewinn nur noch bei 750 Millionen Euro.

Neuer Chef setzt den Rotstift an

Steigende Kosten will Sewing auf jeden Fall verhindern. Schon in den ersten Monaten seiner Amtszeit haben er und sein Finanzchef James von Moltke den Rotstift fast überall angesetzt. Er spüre eine „neue Disziplin“, schrieb Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter. Das Ziel von nur noch 23 Milliarden Euro, das sich der 48-jährige gesetzt hat, ist nach Angaben von Moltkes nicht mehr fern. Eine Kostenbasis von 21 Milliarden Euro auf Dauer sei ihm aber zu hoch, betonte der Finanzchef.

Daher wird auch der Stellenabbau vorerst noch weitergehen. Wegen der Sanierung müssen viele Mitarbeiter gehen – im dritten Quartal waren es 700. Sewing bekräftigte, dass die Zahl der Stellen bis Ende des Jahres auf 93 000 und bis Ende 2019 auf „deutlich unter 90 000“ sinken werde. Ende September gab es noch 94 717 Vollzeitstellen, vor wenigen Jahren hatte die Bank noch mehr als 100 000 Mitarbeiter. Unterstützung bei der Kostensenkung kam auch durch den Umbau in den USA, der nicht so teuer war, wie erwartet. Von Moltke erklärte, die Kosten für Abfindungen und den Umbau der Investmentbank samt des Teilrückzugs aus dem Aktienhandel und den USA lägen nur bei rund 600 Millionen und nicht wie ursprünglich geplant bei 800 Millionen Euro.

Trotz des noch nicht abgeschlossenen Umbaus will Sewing jedoch nun wieder auf Angriff umschalten. „Wir haben die Kosten im Griff und verfügen über das Kapital, um wieder wachsen zu können“, verkündete er. Vor allem im Investmentbanking, in dem sich die Bank zwar neu aufstellen will, soll es wieder spürbar voran gehen.

Gewinne sinken in meheren Bereichen

Das ist auch bitter nötig, denn in den letzten Monaten lief es in allen Geschäftsbereichen nicht wirklich rund. Sowohl im Investmentbanking, als auch im Privatkundengeschäft und in der Vermögensverwaltung sanken die Gewinne - nicht zuletzt wegen hoher Mittelabflüsse bei der Fondstochter DWS.

In den vergangenen Monaten habe es schon ermutigende Zeichen gegeben, sagte Sewing. Als Beispiele nannte er das Geschäft mit Finanzinvestoren, bei komplexen Unternehmensfinanzierungen, und auch den Handel mit Anleihen und Währungen. Zufrieden ist der Bank-Chef auch mit der Leistung seines Teams im Beratungs- und Finanzierungsgeschäft: Die Deutsche Bank sei beispielsweise federführend als Berater bei vier der größten fünf Börsengänge in Europa gewesen und Marktführer. „Und unsere Auftragsbücher sind weiterhin gut gefüllt.“ Bisher jedoch hinkt die Deutsche Bank mit ihren Ergebnissen weit hinter der Konkurrenz hinterher, vor allem US-amerikanische Institute verdienen schon wieder Milliarden.