Weltweit bemühen sich Kreditinstitute und öffentliche Organisationen, den Wiederanlauf der Weltwirtschaft mit finanziellen Hilfen zu unterstützen. Das wird auf der IWF-Herbsttagung deutlich.

Frankfurt - Die deutschen Banken wollen auch weiterhin mit allen Mitteln die Unternehmen bei der Überwindung der aktuellen Wirtschaftskrise unterstützen. Selbst wenn es in den kommenden Monaten zu einem Anstieg der Kreditausfälle kommen würde, sei dies keine Bedrohung für die Banken, sagte der Präsident vom Bundesverband deutscher Banken (BdB), Hans-Walter Peters, im Umfeld der Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die deutschen Institute hätten sich wetterfest gemacht und ihr Eigenkapital in der Vergangenheit deutlich aufgestockt. Dies hatte bereits Anfang der Woche die Deutsche Bundesbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht bestätigt. Zugleich hatte die Notenbank an die Kreditinstitute appelliert, den Geldhahn auch bei steigenden Firmenpleiten offen zu lassen.

 

Peters erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die europäischen Kreditinstitute vor allem unter der Niedrigzinspolitik und den Strafzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu leiden haben. Der Bankenpräsident forderte eine deutliche Anhebung der Freibeträge, um die Finanzinstitute schnell zu entlasten. Bei der laufenden Strategieüberprüfung der EZB sollten zudem die Negativzinsen überprüft werden. Seit 2014 hätten die Institute im Euroraum bereits über 30 Milliarden Euro an die Notenbank gezahlt. In diesem Jahr habe sich das Tempo angesichts der zunehmend üppigen Geldversorgung durch die EZB sogar noch erhöht. Allein die deutschen Institute haben von Januar bis September 1,7 Milliarden Euro gezahlt, hochgerechnet auf das Gesamtjahr wären das 2,6 Milliarden Euro und damit fast 300 Millionen Euro mehr als 2019, obwohl es inzwischen höhere Freibeträge gebe. Europaweit müssten die Institute in diesem Jahr 10,5 Milliarden Euro zahlen, 3,5 Milliarden mehr als im vergangenen Jahr.

Mittelständler kommen schwerer an Kredite

Trotz der Zusicherung der Kreditinstitute, die Unternehmen nach allen Kräften zu unterstützen, kommen nach den Beobachtungen der bundeseigenen Förderbank KfW vor allem Mittelständler immer schwerer an Kredite. „Die Banken vergeben Darlehen an kleine und mittlere Unternehmen zunehmend restriktiver, bleiben bei der Verschärfung ihrer Kreditvergabepolitik allerdings maßvoll“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Besonders betroffen seien Dienstleistungsfirmen sowie Groß- und Einzelhändler. Für das Bau- und verarbeitende Gewerbe sei die Situation dagegen besser geworden. Auch für größere Firmen ist der Zugang zu Darlehen dagegen nach den Beobachtungen der KfW wieder leichter geworden. Der Anteil der Unternehmen, die in der Umfrage über Probleme mit ihren Banken berichteten, sei um 1,4 Punkte auf 15 Prozent gesunken.

Generell fragten kleine und mittlere Unternehmen aber nicht mehr so viele Kredite nach wie im Sommer. Der Anteil der Firmen, die Kreditverhandlungen führten, fiel laut KfW um 1,5 Punkte auf 30 Prozent. „Das ist ein positives Signal, denn es deutet darauf hin, dass die größten Finanznöte der Unternehmen erst mal vorüber sind“, sagte Köhler-Geib. „Ob das so bleibt, hängt jedoch entscheidend vom weiteren Pandemieverlauf ab, und diese Unsicherheit wird die Investitionstätigkeit von Unternehmen weiter beeinflussen.“

160 Milliarden Dollar für den Kampf gegen Corona

Diese Unsicherheit ist bei den meisten Diskussionen auf dieser Herbsttagung, die wegen der Pandemie rein virtuell veranstaltet wird, die größte Sorge. Grundsätzlich werde es nicht an den notwendigen finanziellen Mitteln fehlen, um das Wiederanlaufen der Wirtschaft zu unterstützen, sagte die Generaldirektorin des IWF, Kristalina Georgieva. Auch für die Bekämpfung der Pandemie würden IWF und die Schwesterorganisation Weltbank viel Geld in die Hand nehmen. Allein zur Unterstützung von Entwicklungsländern beim Kauf und der Verteilung von Coronavirus-Impfstoffen sowie für Tests und Behandlungen hat die Weltbank zwölf Milliarden Dollar bewilligt. Unter anderem soll damit die Impfung von bis zu einer Milliarde Menschen finanziert werden. Die Summe sei Teil eines Pakets der Weltbank-Gruppe in Höhe von bis zu 160 Milliarden Dollar (137,78 Milliarden Euro), das Entwicklungsländern bei der Bekämpfung der Pandemie helfen soll, erklärte die Weltbank. Nothilfeprogramme erreichten bereits 111 Länder. Darüber hinaus bräuchten die Menschen in Entwicklungsländern auch Zugang zu sicheren und effektiven Impfstoffen. Deshalb weite die Weltbank ihren beschleunigten Ansatz aus, erklärte ihr Präsident David Malpass.