Naturschützern des Nabu ist es gelungen, nach 25 Jahren wieder drei bis vier Brutpaare der seltenen Eulenart im Landkreis anzusiedeln. Doch die Nistplätze der scheuen Vögel sind von Bauvorhaben bedroht.

Gäufelden - Er ist klein, seine Augen leuchten schwefelgelb und seine schnellen, ruckartigen Bewegungen sind alles andere als geräuschlos: Der lebhafte Steinkauz ist auch am Tag aktiv, trotzdem ist er nur noch selten zu sehen. Als „ornithologische Sensation“ bezeichnet das Amt für Landwirtschaft und Naturschutz deshalb auch die Ansiedlung von Steinkauz-Brutpaaren im Kreis Böblingen.

 

Gut 25 Jahre lang galten die 23 Zentimeter kleinen und kaum 200 Gramm schweren Eulen im Kreis Böblingen als ausgestorben. Vor drei Jahren haben ehrenamtliche Naturschützer des Naturschutzbundes (Nabu) mit dem Versuch begonnen, den Steinkauz wieder in das südwestliche Kreisgebiet zu locken. Im vorigen Jahr hatten sie dann zum ersten Mal mit einem Paar Erfolg. Aktuell sind es laut der Nabu-Gruppe Gäufelden-Mötzingen sogar drei bis vier Paare. „Da im Landkreis Ludwigsburg bereits einige Steinkäuze gesichtet wurden, wussten wir: Die Chance ist jetzt oder nie, den Steinkauz auch wieder in den Kreis Böblingen zu bringen“, sagt Markus Bihler, der Vorsitzende der örtlichen Nabu-Gruppe.

Spezielle Nistkästen sollen hohe Jugendsterblichkeit verringern

Die Naturschützer scheuten weder Kosten noch Mühen, um den Kauz zurückzuholen. Sie hängten 60 spezielle Nistkästen auf, die die Brut im Gegensatz zu Baumhöhlen mit einem Marderschutz vor den natürlichen Fressfeinden schützen sollen. „Damit wollten wir die sonst sehr hohe Jugendsterblichkeit der Steinkäuze verringern“, erklärt Bihler. Diese Nistkästen kosteten insgesamt 6000 Euro – und zahlreiche Arbeitsstunden, da es laut Bihler zwei bis drei Stunden dauert, eine Röhre aufzuhängen. Außerdem müssen sie jährlich kontrolliert und gereinigt werden. Doch zumindest drei Steinkauz-Paare wussten die Mühen zu schätzen – und brüteten in den Kästen. „Diese Anzahl an Steinkäuzen hatte man zuletzt in den 60er Jahren“, sagt Bihler.

Doch so sehr er sich auch über den Erfolg freut – die Sorge ist größer. Denn die Brutstellen der sensiblen Vögel sind in Gäufelden von Bauvorhaben bedroht. „Wir sind zwar der Meinung, dass die Steinkäuze den Bauvorhaben grundsätzlich nicht im Weg stehen – aber man muss natürlich Rücksicht auf die Tiere nehmen“, sagt Bihler. Er habe leider das Gefühl, dass der Schutz der Vögel nicht allzu ernst genommen werde. Die Naturschützer halten deshalb den genauen Standort der Brutplätze geheim – sie befürchten, dass es nicht alle Menschen gut mit den stark gefährdeten Vögeln meinen. Einen rätselhaften Brutabbruch hat es in diesem Jahr schon gegeben, sagt Bihler. Ob es dabei mit rechten Dingen zuging, könne er nicht sagen. Er erhoffe sich aber vonseiten der Naturschutzbehörde mehr Engagement, um die mühsam angesiedelten Eulen im Kreis zu halten und zu schützen.

Erst ab zehn Brutpaaren kann man von einer gesicherten Population sprechen

„Drei Brutpaare sind noch lange keine gesicherte Population. Unter diesen Umständen kann ganz schnell alles wieder vorbei sein“, warnt Bihler. Ein harter Winter würde schon ausreichen. Erst ab zehn Brutpaaren könne man laut Bihler von einer gesicherten Population sprechen. Die Untere Naturschutzbehörde teilt mit, dass bereits erste Vorbereitungen für ein gezieltes Artenhilfsprogramm mit systematischen Biotopverbesserungen anlaufe. Man wolle zunächst ein Netzwerk ins Leben rufen, um den aktuellen Bestand der Steinkäuze zu erheben und anschließend ein Konzept ausarbeiten. Außerdem sollen Fachleute beauftragt werden, die den Nabu bei seiner Mission unterstützen sollen.

Dabei geht es nicht nur darum, weitere Brutröhren anzubringen – sondern auch den Lebensraum generell für den Steinkauz zu verbessern. Dieser bevorzugt nämlich offene Landschaften mit Streuobstwiesen oder Weiden. Auch in lichten Parks, Dörfern oder an Steinbrüchen kann er sich wohlfühlen. Im Wald ist er dagegen im Gegensatz zu anderen Eulen nicht zu finden. Wenn ihm keine Niströhren zur Verfügung stehen, brütet er normalerweise in Baumhöhlen, an Gebäuden, Bodenhöhlen oder Steinmauern. Da es jedoch kaum mehr Streuobstwiesen, Mähwiesen und Weiden gibt, findet der Steinkauz kaum mehr gute Lebensbedingungen vor.

Naturschützer Bihler würde es begrüßen, wenn der Schutz der Vögel langfristig von Experten geplant würde. Für die Brutpaare, die sich bereits angesiedelt haben, wünscht er sich mehr Rücksichtnahme und Verständnis seitens der Bürger.