90 Prozent der Anrufe sind unbegründet. Deshalb gibt das Gesundheitsamt noch einmal einen Fragenkatalog heraus, der bei der Bevölkerung für mehr Klarheit sorgen soll.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Kreis Böblingen - Im Böblinger Landratsamt klingelt ein Telefon permanent: Mehr als 500 Anrufe sind allein seit Montag bei der Hotline des Gesundheitsamtes eingegangen, die vor einer Woche eingerichtet worden ist. Dabei sollten eigentlich nur Menschen diese Nummer wählen, die sich möglicherweise mit dem Corona-Virus angesteckt haben. „Die meisten Anrufer können das Risiko einschätzen, sie sind nur verunsichert“, sagt Benjamin Lutsch, der Sprecher der Kreisbehörde.

 

Trotz der vielen Anrufe werde aber nur bei einem geringen Teil der Personen eine Testempfehlung ausgesprochen. Deshalb hat das Gesundheitsamt einen Fragenkatalog herausgegeben, mit dessen Hilfe sich jeder selbst abfragen kann, bevor er zum Hörer greift.

Stellen Sie sich diese Fragen

Die Fragen lauten: War man in den vergangenen drei Wochen in einem der vom Robert-Koch-Institut genannten Risikogebiete? Hatte man Kontakt zu einem bestätigten Covid-19-Fall und hat man grippeähnliche Symptome, Fieber oder Durchfall? „Wer keine der Fragen mit Ja beantwortet, muss nicht bei der Hotline des Gesundheitsamtes anrufen“, stellt das Landratsamt klar. Falls die dritte Frage in Kombination mit der ersten oder zweiten Frage zutrifft, liege dagegen ein begründeter Verdacht vor. Dann muss man die Telefonnummer 0 70 31/6 63 35 00 wählen und der Anrufer erhält vermutlich vom Amtsarzt einen Termin im Testzentrum in Herrenberg, heißt es in der Mitteilung.

Schnupfen oder Südtirol

Panik und Hysterie gibt es unter den Anrufern laut Benjamin Lutsch nicht. „Manche haben Schnupfen und Halsweh und rufen deshalb an“, erklärt er. Oder es meldeten sich Menschen, die in Südtirol waren, sich aber gesund fühlten. Bei solchen Fällen kann der Behördensprecher eine Entwarnung geben: Sie müssten sich weder beim Gesundheitsamt melden noch sei ein Test auf das Corona-Virus notwendig.

Bei den mehr als 500 Anrufern am Wochenende wurden nur 55 Testempfehlungen ausgesprochen. Bis Donnerstagnachmittag sind im Kreis Böblingen 170 solcher Abstriche genommen worden, 30 Ergebnisse stehen noch aus. Bis auf den einen Fall in Steinenbronn waren alle Tests bisher negativ. In den angrenzenden Landkreisen sind es dagegen 15 Fälle gewesen. „Bis jetzt sind wir noch glimpflich davongekommen“, sagt Benjamin Lutsch, „und wir hoffen, dass es so bleibt.“

Unangemeldete Besucher im Testzentrum

Wie sehr das Virus die Menschen verunsichert, zeigt sich auch an ungemeldeten Besuchern beim Herrenberger Testzentrum. Noch bevor die Container standen, seien dort schon die ersten Besucher aufgetaucht. Auch aus Tübingen, Freudenstadt und Stuttgart kamen laut dem Landratsamtssprecher Menschen angefahren, um einen Abstrich machen zu lassen. Sie hätten gehört, es handele sich um ein landesweites Testzentrum, lautete ihr Argument. Sie wurden aber allesamt wieder weggeschickt. „Wir wollen dort keinen großen Auflauf und kein Durcheinander, damit sich die Menschen nicht gegenseitig anstecken“, erklärt er.

Nur wer einen Termin hat, kommt rein

Getestet werden nur diejenigen, die einen Termin von der Hotline erhalten haben. Das Telefon im Böblinger Landratsamt ist werktags von 8.30 bis 16 Uhr besetzt. Um das Gesundheitsamt zu entlasten, gab es in der Kreisbehörde einen Aufruf, dass sich Mitarbeiter freiwillig für den Dienst am Hörer melden sollen. Schon nach 20 Minuten seien genug Helfer gefunden worden, berichtet Benjamin Lutsch. „Die Solidarität mit den Kollegen vom Gesundheitsamt ist groß“, sagt er. „Bei so vielen Anrufen brauchen sie einfach Unterstützung.“

Corona-Ambulanz in Pforzheim

In Pforzheim ist die Corona-Ambulanz am Helios-Klinikum gut angelaufen, heißt es in einer Pressemitteilung des Enzkreis-Landratsamts. Am Mittwoch habe sie ihren Betrieb aufgenommen. Die ersten fünf einbestellten Patienten konnten untersucht und Abstriche gemacht werden. Brigitte Joggerst, die Leiterin des dortigen Gesundheitsamts, warnt aber, auch dort einfach vorbeizukommen. „Unsere Corona-Ambulanz macht aber wirklich nur Tests bei Personen, die nach Rücksprache mit dem Hausarzt einen Termin ausgemacht hatten“, klärt die Amtsärztin auf.