Eigentlich klingt das Vorhaben gut: Der Busverkehr im Kreis soll neu geordnet, gebündelt und besser aufgestellt werden. Der Kreistag hat das auch schon im Grundsatz beraten. Doch nun protestieren die Kommunen, in diesem Fall Rutesheim und Weil der Stadt. Sie fürchten Mehrkosten von einigen 100 000 Euro

Kreis Böblingen - Eigentlich klingt das Vorhaben gut: Der Busverkehr im Kreis soll neu geordnet, gebündelt und besser aufgestellt werden. Der Kreistag hat das auch schon im Grundsatz beraten. Doch nun protestieren die Kommunen, in diesem Fall Rutesheim und Weil der Stadt. Sie fürchten Mehrkosten von einigen 100 000 Euro – weil viele Verbindungen nicht mehr ganz vom Landkreis finanziert werden. „Diese einseitige Verschiebung ist nicht akzeptabel“, kritisiert etwa der Rutesheimer Beigeordnete Martin Killinger.

 

Das Landratsamt will nämlich eine sogenannte „Basisversorgung“ definieren – die soll weiterhin vom Kreis finanziert werden. Was darüber hinaus geht, sollen die Kommunen selbst tragen. Das Problem: diese neue Basisversorgung ist deutlich niedriger als bisher.

Somit müssten die Städte und Gemeinden entweder Linien streichen, die Busse seltener fahren lassen – oder das Defizit aus eigener Tasche bezahlen. „Da waren zunächst Summen bis zu 750 000 Euro im Raum gestanden“, sagt die Weiler Beigeordnete Susanne Widmaier.

In Weil der Stadt wären zum Beispiel zwei Linien betroffen, etwa die bei Pendlern beliebte Daimler-Linie 663 von Weil der Stadt bis zum Werkstor in Sindelfingen oder der Stadtverkehr Blammerberg (Linie 665). Hier sollen zwei Fahrten gestrichen werden, die Daimler-Linie könnte sogar ganz in Frage gestellt werden.

Von der Neuregelung besonders hart getroffen würde Rutesheim. „Allein für die Stadt wäre das eine Größenordnung bis zu 855 000 Euro“, heißt es im dortigen Rathaus. Das hat nun zu einem ziemlich großen Aufstand geführt.

Weil auch viele andere Kommunen im Landkreis betroffen sind, hat man sich zusammengetan. Etwa mit Magstadt, aber auch mit Mötzingen, Jettingen und Waldenbuch. Zudem hat man das Gespräch mit dem Landrat Roland Bernhard geführt. Das hat Wirkung gezeigt: Das Konzept wurde modifiziert, der Kreis will sich deutlich weniger zurückziehen. Nicht nur das Basisangebot, sondern auch „verkehrlich sinnvolle Verbindungen“ sollen bezahlt werden – wie es im Verwaltungsdeutsch heißt.

Doch das führt trotzdem zu deutlichen Verschlechterungen für die Buskunden. So würde etwa in Rutesheim die wichtige Linie 636 von Wöhr-Tours nur noch 13 statt 18 Mal am Tag fahren, die Stadtbuslinie 655 sogar nur noch elf statt 30 Mal. „Ein großer Nachteil wäre dabei, dass der regelmäßige und einprägsame Takt wieder aufgegeben würde“, sagt der Rutesheimer Beigeordnete Martin Killinger. Immer noch rund 80 000 Euro müsste die Stadt also aufbringen, wenn sie das aktuelle Angebot erhalten will.

Nur in Renningen sieht man die Sache ziemlich entspannt. „Wir sind durch die zwei S-Bahnlinien nicht so stark betroffen“, sagt der Bürgermeister Wolfgang Faißt. Die eine Stadtbuslinie ist ohnehin gesichert – hier wurde ein Bus als Zubringer zur S-Bahn, der sonst eine Stunde am Bahnhof warten müsste, einfach quer durch die Wohngebiete geschickt – eine kostensparende Lösung für beide Seiten.

Sorgen bereiten den Kommunen auch die geplanten Expressbuslinien – konkret geht es um den Schnellbus von Renningen bis Vaihingen/Enz, über Bosch und Porsche. „Eigentlich haben wir diese Linie begrüßt“, heißt es in Rutesheim. Nun aber hat das Landratsamt mitgeteilt, dass die wichtige Linie 636 Weissach – Rutesheim – Renningen dadurch beeinträchtigt werden könnte. Sprich: fährt ein Expressbus, kann der reguläre Busverkehr reduziert werden. „Eine Ausdünnung der Linie 636 oder gar eine Einstellung lehnen wir kategorisch ab“, schimpft Killinger. Es bleibt also ein spannender Verteilungskampf – Ausgang offen. Es wird wohl noch viel verhandelt werden müssen . . .