Ein Helden-Job ohne Bezahlung, findet Florian Mader: „Der Staat und die kommunale administrative Ebene fühlen sich für vieles zuständig. Vom Jugend- bis zum Friedhofsamt – wer das Organigramm einer Stadtverwaltung oder des Landratsamts liest, bewegt sich einmal quer durch die Biografie eines Menschen. Auch wenn manch einer genervt schaut, wenn die Kontrollwut des Staats ihn seit zwei Tagen sogar bis zur Bon-Kasse des Bäckers verfolgt: Im Grundsatz ist das gut, denn nur eine funktionierende Verwaltung hält das öffentliche Leben am Laufen.

 

Fast. Denn ein elementarer Bereich der öffentlichen Sicherheit ruht auf ehrenamtlichen Schultern. Wenn’s brennt, sind es keine Beamten, sondern normale Bürger, die alles stehen und liegen lassen, um zu helfen. 4000 solcher Helden gibt es im Kreis Böblingen. 2018 waren sie 6724 mal im Einsatz, zehn Prozent häufiger als im Jahr zuvor. Dabei retteten sie 382 Personen aus Lebensgefahr und Sachwerte in Milliardenhöhe. Dass das so bleibt, ist keineswegs selbstverständlich. Der Rettungsbereich ruht mittlerweile fast ausschließlich auf den Schultern hauptamtlich angestellter Rettungssanitäter. Auch die Feuerwehren haben zunehmend Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden. Bürgermeister bekommen das zum Beispiel immer dann zu spüren, wenn die Position des Kommandanten frei wird. Das ist dann ein 50-Prozent-Job ohne Bezahlung. Oft kann der Posten nur besetzt werden, wenn der Kommandant gleichzeitig bei der Gemeinde angestellt wird.

Müsste aber die komplette Feuerwehrarbeit auf hauptamtliche Kräfte umgesattelt werden, würde das ein Vielfaches kosten. Solange das noch nicht der Fall ist, haben Landräte und Bürgermeister genügend Geld, den ehrenamtlichen Helden sämtliche Wünsche von den Lippen abzulesen. Zum Beispiel den nach einem zentralen Übungszentrum.“