Roland Bernhard möchte vor allem Pflegekräfte verpflichten, sich immunisieren zu lassen. Zudem sollten Arbeitgeber das Recht bekommen, den Impfstatus der Belegschaft abzufragen.

Böblingen - Der Böblinger Landrat Roland Bernhard wird nicht müde, seine Forderung nach einer Impfpflicht – mindestens für bestimmte Berufe – zu wiederholen. Zuletzt appellierte auch die Nationale Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, in diese Richtung. Auch sie fordert eine Impfpflicht für bestimmte Berufe sowie eine Offenlegung des Impfstatus von Arbeitnehmern in Betrieben. Gleichzeitig appelliert der Landrat an das Land, die 2G-Regelung konsequent umzusetzen.

 

„Wir können nicht verhindern, dass das Coronavirus da ist und sich weiter Menschen anstecken können. Wir können aber dem gegensteuern, dass Menschen schwer erkranken oder gar an der Krankheit sterben. Und vor allem müssen wir mit Blick auf unsere Gesundheitsversorgung handeln“, so Landrat Roland Bernhard. Man sehe in allen Kliniken dasselbe Bild – natürlich seien dort auch Menschen, die trotz Impfung erkranken, der Anteil der Ungeimpften sei aber jeweils sechsmal so hoch. Und auf den Intensivstationen seien die Statistiken noch deutlicher: In den Häusern des Klinikverbunds Südwest sind aktuell 15 Coronapatienten in intensivmedizinischer Behandlung, 13 davon ungeimpft.

„Wenn alle Appelle und Aufklärungen die Menschen nicht erreichen, dann brauchen wir die Impfpflicht.“

Menschen in Berufen, die mit besonders Gefährdeten zusammenkommen wie Mitarbeiter in Pflegeberufen sollten verpflichtet werden, sich impfen zu lassen. Und selbstverständlich sollte der Arbeitgeber das Recht bekommen, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diesbezüglich auch befragen zu dürfen. „Wie sollen wir die vulnerablen Gruppen sonst wirksam schützen?“, fragt der Landrat. „Wenn alle Appelle und Aufklärungen die Menschen nicht erreichen, dann brauchen wir die Impfpflicht.“ Die bisherige Freiwilligkeit stoße an ihre Grenzen, noch immer hinke man mit der Zahl der Erstimpfungen hinter dem Bundesdurchschnitt hinterher.

Angesichts der immer weiter steigenden Zahlen mehren sich gar die Stimmen nach einer Impfpflicht für alle. „Die Bundespolitik muss hier dringend genaue Vorgaben machen“, fordert der Landrat. „Ein schnelles Handeln der Ampelkoalition tut not. Ich erachte es auch als kontraproduktiv, die pandemische Lage zum 24. November für beendet zu erklären und damit den Instrumentenkoffer für die Länder drastisch einzuschränken.“ Gerade angesichts des aktuellen Regierungsvakuums sei das wenig hilfreich.

Kostenlose Coronatests sieht Landrat Bernhard kritisch

Die erneute Öffnung der kostenlosen Coronatests für alle Bürger sieht Bernhard kritisch. „Damit wird es wieder einfach gemacht, an Tests zu kommen, und das Thema Impfen rückt in die zweite Reihe.“ Jedoch – wenn in Kürze tatsächlich die Alarmstufe ausgerufen werden muss, gilt vielerorts die 2G-Regelung und ein solcher Testnachweis bringt keinen Mehrwert mehr als Zugangsmöglichkeit zu bestimmten Bereichen. „Natürlich baut 2G einen gewissen Druck auf und natürlich ist es ein starker Eingriff in die persönliche Freiheit“, räumt der Landrat ein. „Wir brauchen jedoch diesen Druck und wir brauchen die Impfpflicht mindestens in bestimmten Bereichen, weil wir nur so unsere Gesundheitsversorgung sichern können.“

Jeder könne in die Lage kommen, dass er medizinische Versorgung benötigt, appelliert Bernhard. Und keiner könne wollen, dass die Versorgung dann nicht bestmöglich ist, weil Stationen und Pflegekräfte – auch durch zu viele Coronakranke - gebunden sind.

Auch der Gemeindetag hatte sich zuletzt in diese Richtung geäußert. Der Bondorfer Bürgermeister, Bernd Dürr, Kreisverbandsvorsitzender des Gemeindetags, hatte sich auch im Landesvorstand des Gemeindetags für eine klare 2G-Regelung ausgesprochen.