Deutlich mehr Wohnungseinbrüche, mehr Gewalt gegen Polizisten, weniger Körperverletzungen: so sieht die Bilanz der Ordnungshüter für das vergangene Jahr aus. Auch mehr rechtsextreme Straftaten werden im Kreis Böblingen vermeldet.

Kreis Böblingen - Deutlich mehr Wohnungseinbrüche, mehr Gewalt gegen Polizisten, weniger Körperverletzungen: so sieht die Bilanz der Ordnungshüter für das vergangene Jahr aus. Genau 271 Mal wurde das traute Heim von Verbrechern aufgesucht, das sind 30 Prozent mehr. „Vor allem der Raum Leonberg wird verstärkt von reisenden Banden heimgesucht“, sagt der Polizeisprecher Uwe Vincon. Insgesamt gab es knapp 500 Straftaten mehr, in Erinnerung bleibt der Gäufeldener Totschlag – der aber inzwischen keiner mehr ist.

 

Der Diebstahl aus Privathäusern macht den Beamten seit vielen Jahren Sorgen. „Wir machen zwar regelmäßig Patrouillen an den Autobahnen, aber die organisierten Banden sind oft schnell über alle Berge“, sagt Uwe Vincon. Auch Büroräume wurden im vergangenen Jahr 329 Mal von den Tätern aufgesucht, drei Mal so viele wie vor fünf Jahren. „Das sind organisierte Banden, oft aus Frankreich oder Osteuropa“, erklärt der Polizeisprecher. Das lasse sich durch die Kontrolle von Kennzeichen feststellen.

Die Aufklärungsquote sei hier mit fünf Prozent besonders niedrig. Wenn die Einbrecherringe zerschlagen würden, dann durch Großfahndungen des Landeskriminalamts, die lokale Polizei sei da oft chancenlos. Besser sei es schon bei kleinen Diebstählen lokaler Täter, hier ließen sich Spuren leichter zurückverfolgen. Die Polizei bittet um Hilfe der Anwohner: „Wenn mitten im Wohngebiet fremde Kennzeichen auftauchen, bitten wir um Hinweise.“

Deutlich zugenommen hat auch Gewalt gegen die Ermittler selbst. So gab es 66 solcher Fälle, vor fünf Jahren waren es nur 15. „Offenbar sinkt die Hemmschwelle, der Respekt vor einer Uniform nimmt ab“, sagt der Polizeisprecher. Und verweist auf eine Studie aus Niedersachsen, wonach es nicht helfe, wenn Polizisten im „Kumpelton“ freundlich auf Gewalttäter zugingen: „Besser ist es, wenn sie selbstbewusst auftreten und Respektlosigkeiten nicht tolerieren“, erklärt Rudi Denzer, der Leiter der Polizeidirektion Böblingen.

Deutlich mehr rechtsextreme Straftaten

Der spektakulärste Fall 2012 war wohl der in Gäufelden, bei dem im März ein 41-Jähriger durch ein Gerangel und Tritte an den Kopf starb. Weil auch der Landgerichtsprozess die Tatumstände nicht erhellen konnte, wurde ein 43-jähriger Asylbewerber wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu sechs Monaten Haft verurteilt.. Anders als im Leonberger Gaspistolenprozess, der ein Schlaglicht auf die Gewalt zwischen Rechten und Linken im Nordkreis geworfen hat. „Die Zahl rechtsextremer Straftaten ist gestiegen“, erklärt Vincon, es waren 46, vorwiegend „Propagandadelikte“ mit verbotenen Hakenkreuzzeichen. Im linken Spektrum gab es sieben Straftaten. Auffällig ist die hohe Zahl von 124 Taschendiebstählen, dazu wurde vor wenigen Wochen ein rumänisches Paar festgenommen. Das ist aber eher die Ausnahme, nur acht Prozent der Täter werden geschnappt. Ganz im Gegensatz zu Ladendieben, hier sind es fast 100 Prozent. Dementsprechend sinkt die Zahl.

Vergleicht man den Landkreis mit anderen, so hat er deutlich mehr Kriminalität als etwa die Nachbarn in Calw oder im Enzkreis. „Wir gehören zum Ballungsraum mit guter Autobahnanbindung, es gibt eine höhere Dichte an lukrativen Zielen“, sagt Uwe Vincon. Man liege aber ähnlich wie andere Landkreise in der Region Stuttgart, wie etwa Ludwigsburg. Zum Vergleich dient die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner: Im Landkreis waren es 4475. Im Kreisgebiet selbst liegen die Schwerpunkte in den beiden großen Städten Böblingen und Sindelfingen im Zentrum mit 6000 bis 7000 Straftaten, in der Peripherie in Leonberg und Herrenberg sind es hochgerechnet nur je 5000. Die Gemeinden Altdorf und Grafenau haben am wenigsten Delikte.