Die rund 450 Plätze des Landkreises sind weitgehend belegt. Es werden Unterkünfte gesucht. Landrat: „Kein Vergleich mit 2015.“ Die Hauptursache für die gestiegene Anzahl an Flüchtlingen sei die deutlich zunehmende Migration über Griechenland.

Kreis Böblingen - Zuletzt sind wieder mehr Flüchtlinge im Landkreis angekommen. Das meldet das Landratsamt. Daher hat der Verwaltungs- und Finanzausschuss beschlossen, die Kapazitäten in der vorläufigen Unterbringung aufzustocken. Der Landrat Roland Bernhard sagte dazu: „Wir erwarten, dass Land die Kosten weiterhin in voller Höhe übernimmt.“

 

Lesen Sie aus unserem Angebot: Rettung aus Deutschland?

Im jüngsten Verwaltungs- und Finanzausschuss war die Zunahme der Flüchtlingszahlen Thema. „Die ansteigenden Zuweisungszahlen des Landes machen es auch im Landkreis Böblingen erforderlich, dass die Kapazitäten zur vorläufigen Unterbringung von Flüchtlingen vorübergehend wieder aufgestockt werden. Die Lage ist von den Zahlen her aber keinesfalls mit der Situation 2015 zu vergleichen“, erklärt Landrat Roland Bernhard laut einer Pressemitteilung.

Zahl von monatlich 25 auf jetzt 60 gestiegen

Der Dezernent für Jugend und Soziales, Dusan Minic, erläuterte: Die monatlichen Zugangszahlen hätten sich von durchschnittlich 25 Personen auf zwischenzeitlich 60 Personen monatlich erhöht. „Dank der kurzfristigen Hilfe von Kommunen ist die Unterbringung bei gleichbleibendem Flüchtlingszugang bis Ende Januar gesichert. Für die Zeit ab Februar sind wir auf der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten“, sagte der Sozialdezernent.

Aktuell, heißt es, verfüge der Landkreis Böblingen an fünf Standorten über 456 Unterbringungsplätze in Gemeinschaftsunterkünften. Die Kapazitäten seien mit einer Belegung von 410 Personen weitgehend ausgelastet. Da die eigenen Kapazitäten des Landkreises Ende Oktober ausgeschöpft gewesen wären, hatte Landrat Bernhard die Städte und Gemeinden darum gebeten, dem Landkreis kurzzeitig geeignete Objekte zur Flüchtlingsunterbringung zu überlassen.

Zahl der Plätze soll auf 1100 steigen

Bislang haben die Städte Weil der Stadt, Renningen, Böblingen und die Gemeinde Jettingen Hilfe angeboten. Die angebotenen Objekte mit insgesamt rund 200 Belegungsplätzen werden derzeit vom Landkreis ausgestattet und bereits in den nächsten Tagen bezogen. Es handelt sich dabei um Objekte, die bisher von den Kommunen für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden und derzeit nicht belegt sind. Der Kreis mietet diese an. Um die Aufnahmefähigkeit im nächsten Jahr sicherzustellen, plant der Landkreis den Ausbau der Unterbringungskapazitäten auf rund 1100 Belegungsplätze. Der Personalbedarf für die Verwaltung und die Sozialbetreuung der Flüchtlinge werde bedarfsgerecht erhöht.

In den kommenden Wochen soll der Austausch mit den Städten und Gemeinden im Landkreis fortgesetzt werden, um weitere geeignete Liegenschaften anzumieten. Auch Liegenschaften, die auf dem freien Markt zur Verfügung stehen, kommen grundsätzlich in Frage. Nicht ausgeschlossen werden kann zudem die Errichtung von Containeranlagen, um die Bedarfe zu decken, schreibt das Landratsamt.

Ursachen: Migration über Griechenland und Westbalkanstaaten

Die Ursache für die gestiegene Anzahl an Flüchtlingen sei im Wesentlichen auf die deutlich zunehmende Sekundärmigration aus Griechenland, aber auch auf die erheblichen Zugangssteigerungen aus den Westbalkanstaaten zurückzuführen, teilt das Landratsamt mit. Die Erstaufnahme des Landes Baden-Württemberg könne wegen der Auslastung der dortigen Kapazitäten die Pufferfunktion bei kurzzeitigen Zugangssteigerungen nicht übernehmen, heißt es. Daher müssen die Stadt- und Landkreise die erhöhten Personenzugangszahlen unterbringen.