Live-DJ-Sets, Kabarett und Konzerte – lokale Kulturschaffende bieten ihre Angebote digital an. In Kirchheim etwa wurde ein übergreifendes solidarisches Netzwerk ins Leben gerufen. Auch aus Esslingen gibt es Angebote.

Kultur: Kathrin Waldow (kaw)

Esslingen/Kirchheim - Nicht nur DJs bieten ihre Musik per Livestream derzeit im Netz an. In Zeiten von Corona ist die digitale Verbindung auch für viele andere Kulturschaffende die einzige Möglichkeit sich zu präsentieren. „Wenn wir nicht auftreten können, brechen uns die Einnahmen weg. Ich kenne viele Künstler, die ausschließlich von ihrer Musik leben, die haben alle Schwierigkeiten jetzt. Da ist mir die Idee gekommen, die Konzerte im Netz anzubieten“, sagt Daniel Hughes.

 

Der Weltenbummler aus Kirchheim ist vor zwei Wochen aus Indien zurückgekommen und hat, zurück in der alten Heimat, innerhalb einer Woche ein Netzwerk aus Künstlern und Unterstützern zusammengetrommelt. Gemeinsam haben sie die Plattform Quarantainment – Solidarisches Künstlerkollektiv Stuttgart – ins Leben gerufen. Der Plan ist ambitioniert: Jeden Abend um 20.15 Uhr soll ein neues Künstler-Video auf den Youtube-Kanal des Netzwerks gestellt werden. Regionale Musik fürs heimische Wohnzimmer in Zeiten von social distancing.

Musiker aus der Region geben Konzerte

Den Anfang hat am Montag der Musiker Johnny Trouble aus Dettingen mit einem Solo-Konzert gemacht. Folgen sollen etwa ein Swing-Quartett aus Mannheim und der Singer-Songwriter Borna aus Stuttgart. „Die ersten Videos haben wir in der Kirchheimer Schenkscheune gedreht. Dank der Unterstützung aus der lokalen Kulturszene etwa vom Club Bastion oder dem Gastronomen Michael Holz hat das alles so schnell geklappt“, erzählt der 33-jährige Hughes. Die weiteren Aufnahmen will das Team nun im Studio von Johnny Trouble machen.

Quarantainment will dabei nicht nur Konzertatmosphäre nach Hause bringen, sondern auch Geld in die Portemonnaies der Künstler spülen. Hughes: „Wir hoffen, dass viele Leute für die Konzerte spenden.“ 70 Prozent der Spenden sollen an die Musiker gehen, 30 Prozent an das Organisationsteam. Das könnte den Künstlern helfen, sich über Wasser zu halten.

Theater, Vorlesestunde und Artistik

Auch das Kunstdruck Central Theater in Esslingen hat in diesen Tagen eine Online-Offensive gestartet: „Freitags um 20 Uhr gibt es ein Programm aus Schauspiel, Kabarett, Musik und Artistik im Livestream auf Youtube und Facebook. Mittwochs um 10 Uhr stellen wir Vorlesegeschichten für Kinder ins Netz. Über Unterstützung freuen wir uns natürlich immer, aber wir wollen in erster Linie in dieser Zeit auch etwas von kultureller Seite anbieten“, sagt der Intendant Philipp Falser. Gemeinsam mit rund zehn anderen Engagierten versuche er Teile des bestehenden Programms ins Netz zu bringen. Das gelinge zwar nur bedingt, da man normalerweise mit Künstlern aus ganz Deutschland zusammenarbeite, die nun nicht alle für den Livestream nach Esslingen kommen könnten. Aber immerhin wird ein Kultur-Mix von bis zu eineinhalb Stunden zusammengestellt. Für Falser ist jedoch klar, dass es das Online-Angebot nur während der Krisenzeit geben soll. „Meine Angst ist, dass manche danach vielleicht denken, die Kulturschaffenden machen das auch ohne Geld und im Netz reicht das, die brauchen keine Räume. Das wäre fatal.“

Es sei natürlich etwas anderes live zu performen und man könne online nur ein eingeschränktes Angebot bieten. Die Technik, die das Central Theater dafür nun auf die Beine gestellt hat, wollen Falser und Co. auch anderen zur Verfügung stellen. Wer einen Livestream machen möchte oder Videotechnik braucht, könne sich melden. Die Kulturszene zeigt damit, wie Unterstützung geht.