Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen schließt Ende Juli elf von 106 Filialen und SB-Stellen im Kreis Esslingen. Als Reaktion auf das veränderte Kundenverhalten baut die Bank dafür ihre digitalen Angebote aus.

Kreis Esslingen - Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen (KSK) schließt von Ende Juli an elf ihrer insgesamt 106 Filial- und SB-Standorte im Landkreis Esslingen. Zudem werden in rund der Hälfte der Filialen die Servicezeiten reduziert. Der Grund für die Strukturänderung ergibt sich einer Stellungnahme des Geldinstituts zufolge aus einem veränderten Kundenverhalten. Bereits jetzt nutzten mehr als 60 Prozent der Sparkassenkunden das Internet, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen.

 

Filialstruktur auf dem Prüfstand

Dies habe die Bank dazu veranlasst, ihre Filialstruktur auf den Prüfstand zu stellen. Diese Analyse habe gezeigt, dass manche Filialen durchschnittlich nur noch von zwei bis vier Kunden täglich aufgesucht würden, so der KSK-Pressesprecher, Ulrich Unger: „Dafür den Betrieb aufrecht zu erhalten, ist nicht rentabel.“ Doch handle es sich bei den daraus resultierenden Maßnahmen um „überschaubare Einschnitte“, wie es in einer KSK-Pressemitteilung heißt. Unger ist überzeugt, dass selbst ältere oder weniger mobile Menschen nicht durch die Schließung ihrer Filiale vor Ort benachteiligt werden. Denn die Kreissparkasse biete einen neuen Bargeld-Bring-Service an, mit dem sich Kunden „bequem und sicher“ mit der Post Bargeld nach Hause schicken lassen könnten. Zudem strebe die Bank in kleineren Kommunen eine Kooperation mit den örtlichen Einzelhändlern an, wo die Kunden beim Einkauf zusätzlich noch Geld abheben könnten.

Weil in diesen Zeiten jedes Konzept einen griffigen Namen benötigt, nennt die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ihre Umstrukturierung „Filiale 4.0“. Dafür seien zum einen die Servicezeiten für jeden Standort überprüft und bei rund der Hälfte der aller 106 Stellen „angepasst“ – also verkürzt – worden. Zum anderen seien die Filialen und SB-Standorte nach der Kundenfrequenz und nach betriebswirtschaftlichen Zahlen bewertet worden. Letztlich habe das zu dem Ergebnis geführt, dass die KSK „vier kleine Geschäftsstellen und sieben SB-Stellen schließt“. Darunter ist beispielsweise die Geschäftsstelle in Neidlingen, die künftig nur noch eine SB-Stelle ist. Künftig müssen die Kunden dort, die ihre Geschäfte direkt in einer Filiale abwickeln möchten, zur nächsten, 4,6 Kilometer entfernten in Weilheim fahren.

Ausbau medialer Vertriebskanäle

Allerdings investiere die KSK im Gegenzug „gezielt“ in Standorte und „stark“ in den Ausbau der medialen Vertriebskanäle. So seien ein digitales Beratungscenter eingerichtet, eine Chat-Funktion geschaltet und eine Video-Beratung installiert worden. Somit stehen Ulrich Unger zufolge nicht nur die persönlichen Berater den Kunden montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr zur Verfügung. Auch das Kunden-Servicecenter sei zu diesen Zeiten erreichbar.

Monatlich eine Million Zugriffe auf die KSK-Homepage

Schließungen
Elf Standorte werden von der Kreissparkasse (KSK) Esslingen-Nürtingen geschlossen: Esslingen-Lerchenäcker (Filiale) und Esslingen-Kennenburg (Geschäftsstelle), Nürtingen-Enzenhardt (Geschäftsstelle), Ostfildern-Scharnhausen (Geschäftsstelle) sowie Aichelberg, Aichschieß, Wernau-Katzenstein, Kirchheim-Lindorf, Kirchheim an der Total-Tankstelle, Wendlingen Mitte und Denkendorf-Unterdorf (alles SB-Stellen). Außerdem werden die Geschäftsstellen in den Kreisgemeinden Neidlingen und Kohlberg in SB-Standorte umgewandelt.

Kundenverhalten
Der KSK Esslingen-Nürtingen zufolge verwalten bereits heute mehr als 60 Prozent ihrer Kunden ihr Girokonto online. Zudem würden 90 Prozent aller Überweisungen ohne Beleg abgewickelt. Auf die KSK-Homepage werde monatlich eine Million Mal zugegriffen.