Der Gemeinderat hat beschlossen, die Pläne für eine neue Halle, in der die Handballer der SG BBM Bietigheim spielen könnten, nicht weiter zu verfolgen. Der Stopp gilt zunächst für die kommenden drei Jahre, danach könnte erneut diskutiert werden.

Bietigheim-Bissingen - Eines wurde Jürgen Kessing vorneweg los: Er wünsche sich, dass die Diskussion mit Respekt voreinander ablaufe. „Wir sollten die Fairness wahren“, sagte der Bietigheim-Bissinger OB. Warum Kessing in der Ratssitzung diese Worte dem Tagesordnungspunkt zwölf voranstellte: es ging ums Ganze, um die Ablehnung der Ballsporthalle, was letztlich auch beschlossen wurde.

 

Beantragt hatte die Verwaltung, die Pläne zum Bau der neuen Ballsporthalle nicht länger zu verfolgen – untermauert mit einer sehr ausführlichen Vorlage. Die wesentlichen Argumente, so OB Kessing, seien nicht nur finanzieller Natur. Vielmehr stehe mit der Egetrans-Arena eine Spielstätte zur Verfügung, in der Handballspiele nicht nur zumutbar seien, „sondern sehr gut möglich“.

CDU-Fraktion: Genug Geld für Schulen und neue Halle

Auch die weiteren Aufgaben der Stadt würden gegen den Bau sprechen, sagte Kessing. Viel Geld würde für die Schulentwicklung ausgegeben (siehe Info), außerdem müsse in die Flüchtlingsunterbringung und in bezahlbaren Wohnraum investiert werden: „Es gibt also drängendere Aufgaben.“ Als Alternative sei eine neue Trainingshalle denkbar, die zwischen drei und sechs Millionen Euro kosten würde.

Angesichts dieser Argumente könne man den Eindruck gewinnen, die Befürworter der Halle seien realitätsfern, entgegnete der CDU-Rat Jürgen Weller. „Das sind wir aber nicht.“ Die Stadt könne sich beides, Schulen und Ballsporthalle, leisten. Schließlich seien die Rücklagen historisch hoch. „Außerdem: Was wäre Bietigheim-Bissingen, wenn wir nur unsere Pflichtaufgaben erledigen würden?“ Den Bau einer Trainingshalle sah Weller hingegen kritisch. „Ich appelliere, eine Halle zu bauen – nicht zwei. Dann haben wir fünfzehn Jahre Ruhe.“

SPD, GAL und FDP sprechen sich gegen die Halle aus

Volker Müller, der Fraktionsvorsitzende der SPD, sprach sich gegen den Bau der Halle aus. Vielmehr solle man die weitere Entwicklung des Handballs und der Stadt abwarten. In einigen Jahren könne man dann neu entscheiden. Laut Müller hat sich der Zeitraum, in dem über die Halle diskutiert wird, gelohnt. In seiner Fraktion habe sich im Lauf der Debatte die Stimmung gewandelt: „Anfangs waren wir wohlwollend, jetzt überwiegt die Skepsis.“ Auch Müller führte die weiteren Aufgaben der Stadt an. „Wir haben gerade beschlossen, 30 Millionen Euro für die Schulen auszugeben.“

Unterstützt wurde die CDU vor allem von den Freien Wählern. Deren Rat Andreas Unkel sagte: „Ein Ersatz für die Halle am Viadukt wird notwendig werden.“ Doch auch seine Fraktion sei gegen die Alternative einer kleineren Trainingshalle, lieber solle das Geld für die Ballsporthalle gespart werden, wenn diese komme.

Neben der SPD waren auch die Räte von FDP und Grün-Alternativer Liste (GAL) gegen die neue Ballsporthalle.

Auch eine Trainingshalle wird nicht gebaut

Deren Bau, der vor allem für die Heimspiele der Handballer der SG BBM Bietigheim genutzt werden soll, beschäftigt seit Jahren die Kommunalpolitik und erhitzte nicht selten die Gemüter im Rat. Im Ellental, ganz in der Nähe der Eishockey-Arena, so die Befürworter, sollte die neue Halle entstehen. Jahrelange wurde das Für und Wider abgewägt, wurde diskutiert, beraten und gerungen. Unter anderem wurde ein Kostendeckel von 12,5 Millionen Euro beschlossen, der jüngste Entwurf sah dennoch Ausgaben in Höhe von rund 15 Millionen Euro vor.

Jahrelang wurde um den Bau gerungen

Doch nicht nur das Budget, auch die Unabhängigkeit einiger Gemeinderäte war Teil der Diskussion. Im vergangenen Jahr teilte die Verwaltung vier Räten mit, sie seien befangen und daher von den künftigen Beratungen ausgeschlossen. Alle vier hatten neben ihrem Mandat auch Ämter oder Positionen in der SG oder einem der Vereine, aus der die Spielgemeinschaft gebildet wird, inne. So ist zum Beispiel Steffen Merkle, der Fraktionschef der Freien Wähler, auch Vorsitzender der Bietigheimer Handballer.

In der Sitzung am Dienstag wurde auch über die Formulierung des Beschlusses gerungen. Zunächst hieß es in der Vorlage, die Planungen für die Halle würden eingestellt, das Baufenster aber für einen „perspektivisch notwendigen Ersatz der Halle am Viadukt frei gehalten“. Nach Meinung der CDU und der FW ein Widerspruch, auf Antrag der Freien Wähler wurde dann der Zusatz eingefügt, dass die Planungen in „den nächsten drei Jahren“ ausgesetzt werden. Wie dann weiter verfahren wird, ist aber noch nicht klar. Klar ist hingegen, dass die vorgeschlagene Trainingshalle nicht gebaut wird. Die Verwaltung zog den Antrag aus Mangel an Interesse zurück.