Die Stadt will Teil der Kampagne „Fairtrade-Towns“ werden. Ziel ist es, fair gehandelte Produkte bekannter zu machen. Auch andere Kommunen im Kreis nehmen bereits teil – und haben gute Erfahrungen mit dem Projekt gemacht

Ditzingen - Wenn die Stadt Ditzingen künftig zu offiziellen Veranstaltungen und Empfängen lädt, wenn bei den Sitzungen des Gemeinderats Kaffee oder Saft ausgeschenkt wird oder wenn der Oberbürgermeister Michael Makurath im Rathaus zu einer Tafel Schokolade greift: immer dann könnte sich bald ein neues Projekt bemerkbar machen. Denn in Ditzingen setzt man in Zukunft stärker auf fair gehandelte Produkte. Auf faire Blumen für die Dekoration, auf fairen Kaffee und Saft, und selbstverständlich auch auf Fairtrade-Schokolade. Bei der Herstellung all dieser Produkte gelten annehmbare Bedingungen für die Bauern und Produzenten. Mindestlohn, Ausschluss von Kinderarbeit, keine Pestizide und Chemikalien – das verspricht das Fairtrade-Siegel.

 

Ende März hat der Ditzinger Gemeinderat beschlossen, dass die Stadt sich offiziell um den Titel „Fairtrade-Town“ bewerben soll, vor wenigen Wochen gründete sich eine Steuerungsgruppe zu diesem Thema. Darin haben sich Freiwillige aus der Kommunalpolitik, der Verwaltung, den Vereinen und den Kirchen zusammengefunden. Ihr Ziel ist es, das Thema fair gehandelte Waren noch bekannter zu machen und in der Stadt zu etablieren.

Fünf Kriterien müssen die Städte erfüllen

Die Mitglieder würden in den kommenden Wochen Einzelhändler und Gastronomen besuchen, um für die Kampagne zu werben, sagt Ariane Bachter, die Rathaus-Sprecherin. Mit einer Selbsterklärung verpflichteten sich die Teilnehmer dann, eine bestimmte Zahl an Fairtrade-Produkten in ihre Sortiment aufzunehmen oder auf ihrer Speisekarte anzubieten. „Wir wollen mit positivem Beispiel vorangehen“, sagt Bachter. Um das Siegel „Fairtrade-Town“ zu erhalten, muss die Kommune fünf Kriterien erfüllen – fairer Kaffee bei den Ratssitzungen ist nur eines davon (siehe Info).

Gestartet wurde die Aktion, an der sich Ditzingen jetzt beteiligen möchte, bereits vor sechs Jahren in Großbritannien. Laut dem Verein Transfair, der in die Deutschland die Aufsicht führt, gibt es mittlerweile bundesweit etwa 350 „Fairtrade-Towns“, weltweit sind es mehr als 1500. Lisa Herrmann ist bei Transfair für das Projekt zuständig und sagt: „Das Interesse ist groß.“ Viele Kommunen würden durch Nachbarstädte, die sich ebenfalls beworben hätten, zum Mitmachen animiert. Neben der naheliegenden Motivation, fair gehandelte Produkte zu fördern, sieht Herrmann noch einen weiteren Grund, warum das Siegel für die Kommunen attraktiv sein könnte: die Vernetzung. Durch die hohe Zahl an Teilnehmern hätten sich inzwischen richtige Netzwerke zwischen den Städten gebildet. Ein nicht zu unterschätzender Faktor, meint Herrmann.

Auch Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen machen mit

Auch im Kreis Ludwigsburg gibt es weitere Städte, die sich dem nachhaltigen Handel verschrieben haben, und das teils seit Jahren. Ludwigsburg etwa ist bereits seit Anfang 2011 „Fairtrade-Town“, mit der Mitgliedsnummer 36 war die Barockstadt unter den ersten in Deutschland. Mittlerweile wurde das Zertifikat auch erneuert. Alle zwei Jahre prüft Transfair, ob alle Kriterien eingehalten werden. Ludwigsburgs Erster Bürgermeister Konrad Seigfried bewertet das Projekt nach gut vier positiv: „Das hat bei uns einen richtigen Schub ausgelöst.“ So sei zum Beispiel der fair gehandelte „Barock-Kaffee“ inzwischen ein richtiges Markenzeichen. Und: „Viele Geschäfte und Cafés sind dabei.“

Zwei Jahren nach Ludwigsburg wurde auch Bietigheim-Bissingen zur „Fairtrade-Town“. Die Initiative sei vor allem vom Welt-Laden ausgegangen sowie von den Kirchen, sagt Annette Hochmuth, die Sprecherin der Stadt. Auch hier ging eine Arbeitsgruppe auf örtliche Händler und Gastronomen zu, mit der Bitte, mehr Fair-Trade-Produkte in ihre Sortimente aufzunehmen. Einmal im Jahr gibt es in der Stadt seither auch das Faire Frühstück, eine kostenlose Mahlzeit im Hof des Bietigheimer Rathauses. Von Anfang an beteiligt sich die Stadt auch finanziell an der Kampagne, denn: „Ein Nutzen ist sicherlich auch das gute Image“, sagt Hochmuth.

In Ditzingen wartet man nun darauf, als „Fairtrade-Town“ anerkannt zu werden. Seit dem 12. August hat die Stadt offiziell Bewerberstatus.