Die Kreisbaugruppe will bis 2023 rund 500 zusätzliche Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen, aber auch für Otto-Normal-Verdiener errichten – benötigt werden indes etwa zehnmal so viele.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Waiblingen - Der Bedarf ist immens. Allerorten suchen Menschen mit geringem Einkommen, aber auch viele Otto-Normal-Verdiener, bezahlbaren Wohnraum. Der Geschäftsführer der Kreisbaugruppe, Dirk Braune, erklärte jetzt bei der Jahrespressekonferenz des Unternehmens, das zum Landkreis gehört, an Rems und Murr fehlten geschätzt rund 5000 solcher preiswerten Wohnungen.

 

Die Kreisbaugruppe habe sich zum Ziel gesetzt, 500 sogenannte Wohneinheiten zu errichten, die wenig Miete kosten. Diese sollte eigentlich bis 2027 gebaut sein, man werde das Ziel aber voraussichtlich schon Ende 2023 erreichen. Bis dato seien etwa 750 Wohnungen im Bestand der Kreisbau, Wohnungen, die durchschnittlich nur etwa mehr als sieben Euro je Quadratmeter Miete kosteten. Laut Aussage des Landrats Richard Sigel, er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Kreisbaugruppe, beträgt der Preis aller Mietwohnungen im Landkreis durchschnittlich etwa elf Euro je Quadratmeter.

Selbst in Murrhardt fehlen preiswerte Mietwohnungen

Die neuen Immobilien dürften also weg gehen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Gebaut werden diese Wohnungen zurzeit auch auf dem ehemaligen Klinik-Areal in Waiblingen. Zu den weiteren Standorten gehören unter anderem Kernen-Rommelshausen, Weinstadt, Schorndorf, Winnenden und Backnang, aber zudem Kommunen, von denen man nicht unbedingt annimmt, dass preiswerter Wohnraum auch dort Mangelware ist: etwa in Murrhardt.

Sigel sagte, ganz wichtig seien auch weitere Appartements in der Nähe der beiden Rems-Murr-Kliniken in Winnenden und in Schorndorf. Der Landrat sagte indes auch: „Wir können nicht alle Probleme lösen.“ Private Bauträger seien aufgerufen, ebenfalls preisgebundene Mietwohnungen zu errichten. Der Rems-Murr-Kreis gehe mit gutem Beispiel voran, anders als andere Landkreise, die überhaupt keine solche Wohnungen bauten. Der Forderung mancher Kreisräte, noch viel mehr Wohnungen als jene 500 zu bauen, erteilte Sigel aber eine klare Absage.

Wohnungen mit 30-jähriger Sozialbindung

Das Geschäftsjahr 2019 sei für die Kreisbau zwar sehr gut gelaufen; der Jahresüberschuss betrug stattliche 2,2 Millionen Euro. Alle Gewinne würden aber in den Wohnungsbau reinvestiert. Die Kreisbau errichte aber auch Immobilien, die verkauft werden – der Gewinn aus solchen Geschäften wandere auch in das 500-Wohnungen-Projekt. Der Bau dieser Wohnungen mit 30-jähriger Sozialbindung koste zusammen rund 125 Millionen Euro, ohne die Grundstücke, die in aller Regel von den Kommunen im Rahmen des Erbbaurechts kostenfrei bereitgestellt würden. Im Gegenzug erhielten die Städte und Gemeinden ein Belegrecht. Die meisten Kommunen haben lange Listen mit Namen von Menschen, die eine neue und bezahlbare Bleibe suchen.

Die Kreisbaugruppe habe eine eigene Warteliste, auf der rund 1700 Männer, Frauen und Familien verzeichnet waren, vor ein paar Jahren abgeschafft, so Braune. Bei gut 700 Wohnungen im Bestand und einer Fluktuation von maximal fünf Prozent pro Jahr sei diese Warteliste nur wenig hilfreich gewesen.

Familien mit zwei Kindern, die eine der preiswerten Wohnungen der Kreisbaugruppe mieten wollen, dürfen übrigens ein maximales Jahreseinkommen von 69 000 Euro haben. Die Gruppe der Anspruchsberechtigten ist also recht groß.

Neue Aufgaben der Kreisbau

Quartiersmanagement
Die Kreisbaugesellschaft beschäftige sich mit weit „mehr als nur Bauen“, so der Geschäftsführer Dirk Braune. Jetzt steige das Unternehmen in das sogenannte Quartiersmanagement ein – eine Voraussetzung für die Versorgung und Nutzung eines Wohngebiets. Mitglied im Aufsichtsrat ist deshalb nun auch Gerhard Rall, der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands.

Klimaschutz
Beim Klimaschutz habe man sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 alle Verwaltungsgebäude CO2-neutral zu bewirtschaften, so der Landrat Sigel. Biogas sei ein Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. In Winnenden-Schelmenholz werden sogenannte Plusenergie-Häuser gebaut – also Gebäude, die mehr Energie produzieren als sie brauchen.