Ohne die Popularität ihrer Rathauschefs wäre die Niederlage von SPD und CDU noch deutlicher ausgefallen.

Esslingen - Zur letzten Sitzung des Esslinger Kreistags vor der Wahl war der ehemalige Aichwalder Bürgermeister und frisch gebackene Landtagsabgeordnete der SPD, Nicolas Fink, demonstrativ im Trikot des VfB Stuttgart angetreten. Darauf angesprochen, hat er die prophetische Antwort gegeben. „Ich bin doppelt leidensfähig, als Genosse und als VfB-Fan.“ Eine Woche später waren beide abgestiegen. Der VfB aus der Bundesliga, die SPD in der Wählergunst.

 

An Fink hat es beide Male nicht gelegen. Mit 10 330 Stimmen hat er kreisweit das drittbeste Ergebnis für die SPD eingefahren – übertroffen nur von dem Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay (10 561 Stimmen) und erwartungsgemäß von seinem Vorgänger im baden-württembergischen Landtag, Wolfgang Drexler. Das sozialdemokratische Urgestein aus Esslingen spielt mit 28 166 Stimmen traditionell in einer anderen Liga.

Wolfgang Drexler unerreicht

An seiner Bestmarke haben sich auch die Wahlsieger aus dem Lager von Bündnis 90/Die Grünen die Zähne ausgebissen. Mit Kathrin Günther-Gauger (14 424 Stimmen), Ursula Strauß (14320), Jürgen Menzel (13 499) und Ulrike Hallenbach (11 535) hat im Wahlkreis Esslingen allerdings gleich ein ganzes Quartett die magische 10 000-Stimmen-Hürde übersprungen. Das kann im Wahlkreis Esslingen nur noch Eberhard Scharpf (Freie Wähler) für sich behaupten. Für ihn stimmten 10 034 Wählerinnen und Wähler.

Im Wahlkreis Filderstadt kann sich die CDU bei ihrem Oberbürgermeister Christoph Traub bedanken. Seine 17 156 Stimmen hielten die Christdemokraten einigermaßen über Wasser. Gleiches gilt für Traubs Amts- und Parteikollegen Roland Klenk in Leinfelden-Echterdingen. Mit beachtlichen 12 566 Stimmen war er der mit Abstand erfolgreichste Einzelbewerber in seinem Wahlkreis. Auf den Fildern hat dann außer dem Rathaus-Trio Traub/Klenk /Bolay nur noch Richard Briem (Freie Wähler) mit 12 251 Stimmen auf sich aufmerksam gemacht.

Die SPD wird in Neuffen abgestraft

Das kann auch Verena Grötzinger im Wahlkreis Weilheim für sich in Anspruch nehmen. Mit 12 121 Stimmen kam die Owener Ratschefin deutlich vor ihren ebenfalls für die Freien Wähler angetretenen Bürgermeisterkollegen Marcel Musolf (Bissingen/8921 Stimmen) und Johannes Züfle (Weilheim/8695 Stimmen) ins Ziel.

Pikant ist die Konstellation im Neuffener Tal. Dass der zu den Freien Wählern gewechselte Neuffener Bürgermeister Matthias Bäcker 8353 Stimmen gesammelt hat, wird den Sozialdemokraten dort besonders sauer aufgestoßen sein. Sie sind parallel dazu für den Hick-Hack um den Parteiausschluss des beliebten Schultes mit dem niedrigsten Wahlergebnis kreisweit abgestraft worden – 5,46 Prozent. Der miesen Stimmung ist mit der ehemaligen SPD-Landtagsabgeordneten Carla Bregenzer eine verdiente Kommunalpolitikerin zum Opfer gefallen. Sie hat den Sprung in den Kreistag ebenso verpasst, wie ihr Parteikollegen Werner Schmidt in Ostfildern,dem die Wähler nach 40 Jahren im Kreistag die Rote Karte gezeigt haben.

Drei Bürgermeister nicht mehr dabei

Aus der Bürgermeisterriege haben es Martin Funk (Altbach/SPD) und die beiden Christdemokraten Ferdinand Rentschler (Lichtenwald) und Bernd Müller (Schlaitdorf) nicht mehr geschafft. In dem 98 Mitglieder starken Kreistag haben die Freien Wähler ihre Spitzenposition trotz des Verlustes von zwei Mandaten gehalten. Sie sind jetzt mit 28 Abgeordneten vertreten. Kopf an Kopf, mit jeweils 19 Sitzen, sind die CDU und die Grünen durchs Ziel gegangen, wobei die Christdemokraten vier Mandate verloren und die Grünen fünf hinzugewonnen haben. Trauer trägt die SPD, die künftig nur noch 15 Abgesandte in den Kreistag schickt – vier weniger als bisher. Die FDP und die erstmals angetretene AfD stellen je sechs Kreisräte, die Linke vier. Als Einzelkämpfer ist Ulrich Deuschle für die Republikaner wieder am Start.

Aus der Bürgermeisterriege haben es Martin Funk (Altbach/SPD) und die beiden Christdemokraten Ferdinand Rentschler (Lichtenwald) und Bernd Müller (Altenriet) nicht mehr geschafft.