Um die Altenpflege zu sichern, nimmt der Kreisverbands-Präsident Steindorfner die Politik in die Pflicht. Bei der Mitgliederversammlung in Höfingen hält er ein Plädoyer für den Verbleib von Christoph 41 in Leonberg.

Die Folgen der russischen Invasion in der Ukraine reichen bis in den Alltag der Aktiven des Deutschen Roten Kreuzes hinein. Die hohen Kostensteigerungen durch die Energiepreise, der enorme Anstieg der Sachkosten durch die Inflation und ein zunehmender chronischer Personalmangel, die immer größer werdenden Anforderungen an „die durch die Pandemie ohnehin erschöpften und mit dem Rücken an der Wand stehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Altenpflege und im Rettungsdienst“, das alles gehe auch am DRK-Kreisverband Böblingen und seinen Tochtergesellschaften nicht spurlos vorbei.

 

Diese bittere Analyse hat jetzt der Präsident des DRK-Kreisverbandes gezogen. Michael Steindorfner wies bei der Kreisversammlung im Leonberger Teilort Höfingen auf das Dilemma seines Verbandes hin: „Auch und gerade in den Pflegeheimen können und wollen wir die enormen Kostensteigerungen nicht alle auf die Bewohner abwälzen.

So gibt es nach den Worten von Landesverbands-Präsidentin Bosch nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir nehmen die Defizite in Kauf und müssen infolgedessen irgendwann die Einrichtungen schließen – oder wir reichen die hohen Kosten an die Bewohner in den Heimen weiter.“

42 000 Euro an Spenden für Ahrtal

Steindorfner ließ keinen Zweifel: „Wir wollen beides nicht. Mit diesem Problem zurecht zu kommen, wird daher eine unserer ganz großen Herausforderungen in den kommenden Jahren werden. Ohne staatliche Unterstützung und Hilfeleistung wird uns das alles aber nur schwerlich gelingen – und droht die Altenpflege mit unübersehbaren Folgen zu kollabieren.“

Einen großen Dank richtete der Renninger an alle, die bei der Spendenaktion des DRK-Kreisverbandes für das Ahrtal zum Ergebnis von 42 000 Euro beigetragen haben. „Wir bürgen mit unserem Namen dafür, dass uns zugeleitete Spenden auch dort und in voller Höhe zum Einsatz kommen, wo die Not am größten ist. Deshalb wurde das Spendengeld in voller Höhe an den DRK-Kreisverband Ahrweiler übergeben“, versprach Michael Steindorfner.

Personalnot im Haupt- wie im Ehrenamt

Im Blick auf die Zukunft erklärte der Präsident, dass der Kreisverband zwingend darauf angewiesen sei, neue Geschäftsfelder zu kreieren und so einen Ausgleich für wegbrechende Finanzmittel zu finden. Beispielhaft nannte er das neue Geschäftsfeld „Familienbildung“. Ein zweiter Schwerpunkt sei die Personalsituation, die das Deutsche Rote Kreuz im Ehren- wie im Hauptamt vor große Herausforderungen stelle.

Auch das Rote Kreuz komme nicht an der Erkenntnis vorbei, dass der Fachkräftemangel im Rettungsdienst und in der Altenpflege eine besorgniserregende Entwicklung nehme. „Es gilt, nach langen Jahren weitgehend unveränderter Organisationsstrukturen unseren Verband zukunftsfähig aufzustellen, bisherige Entscheidungs- und Personalstrukturen zu hinterfragen und wo nötig weiterzuentwickeln.“

Lob für Scheerer

Mit Wolfgang Hesl habe der Kreisverband vor einem Jahr einen neuen Kreisgeschäftsführer gewinnen können, der mit seiner vielfältigen Erfahrung im Roten Kreuz und seinem enormen Engagement in „idealer Weise“ geeignet sei, diesen Prozess der Veränderung anzugehen und umzusetzen.

„Ganz und gar nicht nachvollziehen“ kann Steindorfner, dass der Rettungshubschrauber Christoph 41 den Standort Leonberg verlassen soll. Zumal die Hilfsfrist für den Rettungsdienst am Boden von 15 auf zwölf Minuten verkürzt wird. Steindorfner lobte mit Nachdruck den Landtagsabgeordneten Hans Dieter Scheerer (FDP), „der sich als einziger Abgeordneter vehement für den Verbleib von Christoph 41 an seinem jetzigen Standort einsetzt“.