Wegen des Diesel-Gipfels in Berlin müssen Bundes- und Landespolitiker ihre Sommerpause unterbrechen. Aber wo verbringt die Politik-Prominenz eigentlich die Ferien?

Stuttgart - Seinen Urlaub in Schottland zu unterbrechen für den Diesel-Gipfel in Berlin ist Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sicher nicht so leicht gefallen. Und es scheint so zu sein, dass er es nach dem Treffen in Berlin eilig hat, wieder in die Sommerpause zurückzukehren. Zeit für lange Interviews am Mittwochnachmittag hat er jedenfalls nicht – von Anschlussflügen ist die Rede. Vom Gastgeber des Diesel-Gipfels, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), heißt es in seinem Ministerium, dass dieser nicht im Urlaub weile.

 

Dabei haben auch Politiker ein Recht auf eine Auszeit, auch sie müssen entspannen und abschalten können. Vor der Bundestagswahl am 24. September wollen sie Kraft tanken für den Wahlkampf. Bundeskanzlerin Angela Merkel tut dies mit ihrem Ehemann Joachim Sauer traditionell seit vielen Jahren in Sulden im Vinschgau (Südtirol). Die „Bild“-Zeitung brachte dieser Tage offenbar heimlich geschossene Fotos, die die Kanzlerin wenig vorteilhaft zeigen, wie sie in einem Sessellift sitzt mit einer Mütze tief ins Gesicht gedrückt, den Ehegatten mit einem Wanderrucksack neben sich. Offiziell nennt das Kanzleramt den Urlaubsort der Bundeskanzlerin nicht.

Viele Politiker zieht es nach Südtirol

Südtirol scheint ohnehin eine Anziehungskraft für Politiker zu besitzen: Auch Grünen-Parteichef Cem Özdemir ist nach Informationen der dpa dort mit seiner Familie in den Ferien. Er könnte dort auch auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier treffen, der in den Dolomiten mit seiner Frau Elke Büdenbender wandern will. Özdemirs Co-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt hat ihren Segelurlaub auf der Ostsee schon hinter sich, von der Linken-Fraktionschef Sahra Wagenknecht ist bekannt, dass sie in die Bretagne in die Ferien gefahren ist.

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner reist mit seiner Frau und einigen Freunden nach Mallorca - ein Ziel, zu dem es ihn immer wieder zieht. „Ich liebe das Meer, die Küche, ich treffe hier sehr viele Freunde und Bekannte“, erzählte er vor einem Jahr der „MallorcaZeitung“ und bezeichnete die Insel als seine „Seelen-Tankstelle“. Aber nicht jeder Politiker geht im Sommer auf große Reise. Von SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz heißt es, er habe wegen des Wahlkampfs keine Zeit für Urlaub und wolle nur ein paar Tage daheim im heimischen Würselen ausspannen.

Minister Gabriel unterbricht den Urlaub wirkungsvoll

Mancher Politiker weiß die Unterbrechnung von Urlauben auch wirkungsvoll zu inszenieren: Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat seinen Nordsee-Urlaub wegen der Türkei-Krise unterbrochen – das sicherte ihm starke Schlagzeilen. Schon als Bundeswirtschaftsminister unterbrach Gabriel 2016 seinen Sommerurlaub auf der Insel Amrum, weil ein Gericht seine Ministererlaubnis zur Edeka/Tengelmann-Fusion gekippt hatte. Die Bundestagsabgeordneten müssen übrigens keine Urlaubsunterbrechung befürchten. Eine Sondersitzung in der wahlkampfbedingt ohnehin kurzen Sommerpause zeichnet sich nicht ab.