Nachdem dem Ministerpräsident in dieser Woche bereits sein Statthalter in Berlin von der Fahne gegangen ist, erklären jetzt die grünen Umwelt- und die Finanzminister, dass sie nicht erneut kandidieren.

Stuttgart - Winfried Kretschmann führt das grüne Schlachtschiff weiter, aber er ist auf der Suche nach neuen Steuermännern. Denn zwei seiner Minister werden bei der Landtagswahl 2021 nicht erneut kandidieren. Finanzministerin Edith Sitzmann und Umweltminister Franz Untersteller (beide Bündnis 90/Die Grünen) erklärten am Donnerstag, dass sie sich nicht um ein Mandat bei der Landtagswahl bewerben werden.

 

Finanzministerin Edith Sitzmann wird sich nach fast 20 Jahren im Landtag von Baden-Württemberg zum Ende der Wahlperiode aus der politischen Arbeit zurückziehen. Sie werde sich nicht mehr für den Landtag bewerben und strebe auch keine anderen politischen Ämter mehr an. „Fast zehn Jahre in der Opposition, zehn Jahre in der Führungsriege der größeren Regierungspartei: Das war eine tolle Zeit, aber nächstes Jahr kommt für mich etwas anderes“, sagte sie am Donnerstag unserer Zeitung. Die Entscheidung habe persönliche Gründe und sei von ihr gemeinsam mit ihrem Mann getroffen worden.

Mehr Zeit mit Freunden und dem Ehemann

„Es war und ist mir eine Ehre und Verantwortung, so lange Zeit für die Bürgerinnen und Bürger des Landes arbeiten zu dürfen“, so Sitzmann. Vom ersten Nationalpark im Land, der Umstellung der Pensionsvorsorge auf nachhaltige Kriterien bis hin zum Einstieg in den Abbau von Schulden: Sitzmann zeigte sich rückblickend zufrieden mit den grünen Erfolgen.

„Ich freue mich darauf, ab 2021 mehr Zeit mit meinem Mann und Freunden verbringen zu können und öfter zu Hause in Freiburg zu sein“, sagte sie. Aber bis dahin gebe es noch genug zu tun: „Wir müssen die Reform der Grundsteuer umsetzen, damit die Städte und Gemeinden diese wichtige Einnahmequelle auch in Zukunft haben“, so Sitzmann.

Edith Sitzmann war 2002 im Wahlkreis Freiburg II in den Landtag nachgerückt und wurde bald Mitglied des Fraktionsvorstandes. Ab 2011 führte sie die grüne Fraktion als Chefin in der grün-roten Koalition. Seit 2016 ist sie Finanzministerin.

Auch Untersteller freut sich auf neue Aufgaben

Umweltminister Franz Untersteller teilte am Donnerstag in einem Brief an den Stuttgarter Kreisverband mit, dass auch er nicht mehr zur Verfügung steht. Er schrieb: „Ich habe mich in den Weihnachtstagen und über den Jahreswechsel nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, dass mit dem Ende dieser Legislaturperiode im kommenden Jahr auch meine Zeit als aktiver Landespolitiker endet.“ Er sei mit 64 Jahren noch jung und fit genug, beruflich noch einmal etwas Neues zu beginnen. Untersteller sagte unserer Zeitung: „Ich verspüre die Lust, noch einmal etwas anderes als Landespolitik zu machen.“

Mit dem Ende der Legislaturperiode im kommenden Jahr ist Untersteller seit fast 40 Jahren in der Landespolitik aktiv. 2006 wurde er im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen erstmals selbst als Abgeordneter in den Landtag gewählt. 2011 kandidierte er im Wahlkreises Stuttgart-Nord für die Grünen, holte 2016 das Direktmandat. In beiden Amtszeiten im Kabinett Kretschmann war er als Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft zuständig. „Ein Amt, das ich nach wie vor sehr gerne und mit voller Kraft und Leidenschaft ausübe“, sagte der 64-Jährige.

Damit steht der 71-jährige Winfried Kretschmann vor der Aufgabe, sich im Fall seiner Wiederwahl zum Ministerpräsidenten nach einer neuen Mannschaft umschauen zu müssen. In dieser Woche erklärte bereits sein Statthalter in Berlin, Volker Ratzmann, dass er sich aus der Politik zurückzieht und künftig beim Logistikkonzern DHL in geschäftsführender Position tätig sein wird.