Vor Schlangen hat fast jeder Angst. Aber der Gedanke, auf der Toilette gebissen zu werden, ist eine besondere Horrorvorstellung. In Bangkok ist das nun passiert. Thailands Hauptstadt leidet unter einer Schlangenplage wie lange nicht mehr.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Bangkok/Stuttgart - An Schlangen sind die Bewohner Bangkoks gewöhnt. Doch was derzeit in der thailändischen Hauptstadt herumschlängelt, sprengt jeden Rahmen. Ein Albtraum. Bis Anfang Dezember musste die Feuerwehr in der Neun-Millionen-Stadt mehr als 32 000 Mal ausrücken, um Kriechgetier einzusammeln, kleines, großes, harmloses, gefährliches. So schlimm war es in einem einzigen Jahr noch nie.

 

Kürzlich gingen an einem einzigen Tag 173 Anrufe wegen Schlangen-Sichtungen ein. Feueralarm gab es hingegen nur fünfmal. Der Vizechef der Hauptstadt-Feuerwehr, Prayul Krongyos, klagt, dass der Kampf gegen die Schlangenplage inzwischen sogar Hauptaufgabe seiner Leute geworden sei. „Wenn wir ähnlich viele Feuer hätten wie Schlangen, würden wir nicht überleben.“

Schlangenbisse auf der Toilette

Sich seelenruhig aufs Klo setzen? In Bangkok ein gefährliches Unterfangen. Panarat Chaiyapoon beispielsweise wurde von einer zweieinhalb Meter langen Python in die Allerwertesten gebissen, als sie im Erdgeschoss auf die Toilette ging. Die Ärzte stellten Abdrucke von acht Schlangenzähnen fest, einige anderthalb Zentimeter tief. Eine Woche später fand ihre 15 Jahre alte Tochter in derselben Toilette noch eine Python.

Nun ist es keine Besonderheit, dass es in Bangkok Schlangen gibt. Die Stadt wird von zahlreichen Kanälen, den sogenannten Klongs, durchzogen – für Schlangen ein Paradies. Dass es gerade besonders viele Schlangen gibt, liegt zum einen daran, dass 2017 ein ungewöhnlich regenreiches Jahr war. Die Überflutungen zwangen die Tiere dazu, sich höher gelegene Reviere zu suchen. Zudem wird vor allem an den Rändern der Stadt gerade viel auf Schlangengebiet gebaut. Und der vielfach offen herumliegende Müll lockt Mäuse, Ratten und Vögel an. Um die wiederum kümmern sich dann die Schlangen.

Giftschlangen in Deutschland

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO werden jedes Jahr rund fünf Millionen Menschen von Giftschlangen gebissen. Rund 100 000 der Gebissenen sterben, 400 000 von ihnen bleiben dauerhaft geschädigt, nachdem ihnen einen Bein oder ein Arm amputiert werden musste. Was Schlangen angeht, kann man in Deutschland zum Glück ruhig schlafen. Von den sechs heimischen Schlangenarten werden nur die Aspisviper und Kreuzotter als Giftschlangen eingestuft.