Thomas Lang macht nicht nur seit Jahren Kabarett, sondern schreibt auch sehr lustige Krimis – wenn ihm seine Arbeit als Jurist die Zeit lässt. Das Porträt eines Hansdampf in den Stuttgarter Gassen.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Um zu erklären, warum sich Thomas Lang in seiner Freizeit dem Witz und der Satire verschrieben hat, lohnt vielleicht ein Blick auf seine eigentliche Profession. In seinem Berufsleben widmet sich Thomas Lang seit 17 Jahren dem Arbeitsrecht – eine „einzige, große Wiederholung“, wie er sagt. Zwar werde über Details gestritten, aber grundlegend wandele sich das Recht dann doch nicht. Und ob die große Abwechslung, die vor einigen Monaten über Langs Juristerei hereingebrochen ist, für so viel mehr Spaß sorgt, ist wohl Ansichtssache: Seit Monaten berät Lang die Mitglieder des Handelsverbandes Baden-Württemberg in Sachen EU-Datenschutzgrundverordnung.

 

Da ist ein bisschen humorvolle Abwechslung nach Feierabend durchaus angebracht. Die pflegt der gebürtige Badener Thomas Lang – zum Beispiel im Stuttgarter Juristenkabarett, eine Institution, die mehr als fünf Jahrzehnte auf dem Buckel hat und zu der Lang 1996 noch als Student gestoßen ist. Seither gehört er zum Ensemble und macht in schöner Regelmäßigkeit im Renitenztheater oder auch im Theaterhaus und auf Juristentagen Witze über skurrile Ehescheidungsprozesse und andere Absonderlichkeiten des juristischen Alltags.

Hang zu schrägen Kneipen

Seit drei Jahren schreibt Thomas Lang auch Krimis. Der dritte ist soeben erschienen und heißt „Goldbergs heiliges Fass“. In allen Krimis verbindet Lang das, was ihn umtreibt: Die kriminelle Abteilung der Rechtsweserei, seinen Hang zum Satirischen – sowie die Leidenschaft für gutes Bier und die dazu gehörigen, eher liebenswert-schrägen Kneipen mit spelunkiger Anmutung. So wie die Gaststätte Schdäffele in der Forststraße im Stuttgarter Westen, in deren rustikalen Biergarten Lang zum Gespräch eingeladen hat. Mit skurrilen Kneipen kennt sich Lang bestens aus: Seit Jahren füllt er mit einigen anderen Autoren die Schräggastro-Rubrik im Stadtmagazin Lift.

Von Massenbier aus der Produktion global agierender Getränkekonzerne hält Lang nichts, dem Trend zum Craftbeer, also modernen Bierspezialitäten aus kleinen, lokalen Brauereien, steht er wohlwollend-kritisch gegenüber. Genauso geht es, man kann es wohl so sagen, seinem Alter Ego in den Krimis: Privatermittler Minkin, der vom aus dem Hintergrund agierenden Schmuckhändler Goldberg in jedem Krimi-Band auf eine Mission Impossible geschickt wird, die früher oder später in die Botnanger Waldklause führt. Minkin ist ein bisschen aus der Zeit gefallen, ist lieber mit dem Zug als mit dem Flugzeug unterwegs, das Wegebier fest in der Hand und insgesamt auf Entschleunigung bedacht – „aber ohne Yoga“, wie Lang mit einem Augenzwinkern betont.

Mehr Bühnenshow als Lesung

Im ersten Band muss Minkin einer geheimnisvollen Liste hinterherforschen, im zweiten die Weltformel des Bieres vor einem globalen Konzern beschützen und im dritten das Heilige Fass finden, das einer Legende nach beim Abendmahl Jesu mit seinen Aposteln geleert worden sein soll. Das ist natürlich haarsträubender Unsinn, aber so lakonisch-lustig und mit ganz viel Kabarettsprache erzählt, dass der Leser Langs Fabulierkunst gerne glaubt.

Weil in Thomas Lang mindestens so viel Kabarettist wie Autor steckt, sind seine Lesungen, die er in loser Folge veranstaltet, eher eine Bühnenshow. „Die Menschen haben ein Recht darauf, unterhalten zu werden“, sagt er. Mit einer klassischen Lesung hat er es probiert. „Aber das war gar nicht mein Ding.“ Deshalb hat er nun meistens einen Musiker oder auch mal einen Biersommelier dabei, tritt nicht nur in Buchhandlungen und bei Buchmessen auf, sondern auch einmal in einer Brauerei oder in einer seiner geliebten Schräggastros.

Wann der vierte Band von Langs Bierkrimis erscheint, ist zurzeit offen. Die Datenschutzgrundverordnung frisst viel Zeit. Thomas Lang denkt darüber nach, den Hopfen zum Thema des vierten Bandes zu machen. Doch noch fehlt ihm die Inspiration. Die bekommt er vielleicht auf seiner Zugreise ins ukrainische Lwiw (deutsch: Lemberg), die er sich zu seinem 50. Geburtstag gönnt. Die Liebe zur Zugreise, der Bierauswahl wegen am liebsten in österreichischen oder französischen Zügen, hat er seinem Minkin ebenfalls mitgegeben.

Die Krimis von Thomas Lang sind im Oertel+Spörer-Verlag erhältlich.