Die Polizei setzt in der dunklen Jahreszeit verstärkt Beamte ein, um Kriminelle abzuschrecken und zu verfolgen. Dabei kommen auch berittene Kollegen zum Einsatz, wie am Dienstagnachmittag in Holzgerlingen.

Holzgeringen - Neugierig strecken Yung und Carlos den Kopf aus dem Transporter. Noch sind die beiden Pferde angebunden. Doch sie wissen: Gleich geht es los, dann beginnt ihr Dienst. Der Wallach Carlos, gerade einmal fünf Jahre alt, ein Sportpferd, und der neunjährige Yung, ein Württemberger, stehen in Diensten der baden-württembergischen Polizei. Am Dienstagnachmittag sind sie in Holzgerlingen im Einsatz. Die tierischen Angestellten unterstützen die Polizisten bei der Bekämpfung von Einbrechern.

 

In den Wohngebieten am Rande Holzgerlingens hat es in den vergangenen Wochen mehrere Einbrüche gegeben. Deshalb möchte die Polizei hier verstärkt Präsenz zeigen. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen ist auch eine Reiterstaffel dabei. Vier Pferde und vier Reiter, zwei Männer, zwei Frauen. Der Vorteil der Beamten im Sattel: „Von hier oben hat man ganz andere Einblicke. Wir können über Hecken schauen, sehen, ob sich dort jemand versteckt oder ob vielleicht ein Fenster offen steht“, sagt Henning Frank, der mit Carlos auf Tour geht. Seit April ist der 35-Jährige bei der berittenen Polizei. Für den Turnierreiter ein Traumjob. „Seit ich zehn bin, sitze ich auf Pferden. Jetzt kann ich das sogar während der Arbeitszeit. Gemeinsam mit seiner Kollegin Michaela Löber auf Young macht sich Frank auf den Weg.

Auch Beamte in zivil sind unterwegs

Während sie hoch zu Ross die Gegend erkunden, sind weitere Beamte in Zivil zu Fuß und mit dem Auto im Wohngebiet unterwegs. Sie kontrollieren verdächtige Autos und Personen. Sie sprechen Mieter und Hausbesitzer an, wenn irgendwo ein Fenster offen steht. Die gezielte Aktion findet zwischen 14.30 und 19.30 Uhr statt. „Im Winter, wenn es schon nachmittags dämmert, die Leute aber noch bei der Arbeit oder sonstwo unterwegs sind, ist die Hauptsaison für Einbrecher“, erklärt der Einsatzleiter Hans Hecker. Das belegen auch die Zahlen, sagt der Polizeisprecher Peter Widenhorn. „Im Vergleich zum Vormonat hatten wir im Kreis Böblingen im November deutlich mehr Einbrüche“.

Am Straßenrand stet Ilse Velzenberg-Wendig mit den beiden Enkeln und beobachtet fasziniert die Polizeireiter. „Wie alt ist der Wallach“, will sie von Henning Frank wissen. „Der ist fünf Jahre“, antwortet er. Die Holzgerlingerin ist begeistert. „So jung und so ausgeglichen. Das ist ungewöhnlich.“ Als Pferdebesitzerin kennt sie sich aus.

Nervöse Pferde könne man bei der Polizei nicht gebrauchen, erklärt Frank. Deshalb teste man vor dem Kauf eines Tieres dessen Charakter. Im Alter von vier bis sechs Jahren würden die Pferde aufgenommen und dann gründlich ausgebildet. „Sie müssen lernen, ruhig zu bleiben, auch wenn bei einer Demo eine Flagge vor ihren Augen flattert oder wenn Böller und Knaller krachen“, sagt Frank. Immer wieder würde man die Tiere solchen Belastungen aussetzen und sie so nach und nach an Stresssituationen gewöhnen. Denn im Einsatz werden Ross und Reiter mit allem Möglichen konfrontiert. „Wir sind bei jedem Heimspiel des VfB Stuttgart im Einsatz“, sagt Frank. Und da gehe es zumeist sehr laut zu.

Heute hier, morgen dort

In der ganzen Region werden die Beamten und ihre Tiere eingesetzt. Heute in Holzgerlingen, morgen in Filderstadt (Kreis Esslingen), dann in Stuttgart oder Göppingen. Seit 25 Jahren ist Franks Kollegin Löber dabei. Einen schöneren Job kann sich die passionierte Reiterin nicht vorstellen. Das beste daran seien die Reaktionen der Leute, sagen Löber und Frank. „Die Menschen reagieren durchweg positiv auf die Pferde, ganz anders, als wenn man mit dem Streifenwagen auf Tour ist.“