Sie wollten sparen und verloren Geld: drei Kriminelle haben 196 Opfer abgezockt. Die Betrüger warben im Internet mit einem günstigen Parkplatz am Flughafen, den es aber nicht gab. Der Fall spielt eine Rolle in der aktuellen Kriminalitätsstatistik der Stuttgarter Polizei.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Plieningen/Degerloch - Die Zahl scheint alarmierend. Ausweislich der jüngsten Kriminalitätsstatistik der Stuttgarter Polizei ist die Zahl der Straftaten in Plieningen um 54 Prozent gestiegen. Die registrierten 796 Fälle sind die höchste Zahl seit Jahrzehnten.

 

Der Grund für diesen immensen Anstieg ist unter anderem ein Parkplatz, den es eigentlich nie gegeben hat. Ein kriminelles Trio hatte ihn im Internet beworben. „Auf Fotos wurde ein asphaltiertes und eingezäuntes Gelände gezeigt“, sagt die Stuttgarter Polizeisprecherin Monika Ackermann. Auf den ersten Blick habe alles sehr hübsch und vertrauenserweckend ausgesehen. Die Zielgruppe waren Flugreisende, welche sich die vergleichsweise hohen Parkgebühren am Airport sparen wollten und nach einer günstigeren Alternative suchten.

Mallorca-Parker sind ein Problem in Wohngebieten nahe dem Flughafen

Etwa sieben Wochen im Sommer, von Mitte August bis Ende September, war das kriminelle Trio aktiv, bevor die Polizei sie dingfest machen konnte. „Wir hatten die Möglichkeit, den Kriminellen recht schnell auf die Schliche zu kommen“, sagt Ackermann. Denn um das Geld zu kassieren, mussten die Betrüger früher oder später auch eine Adresse angeben. „Sie mussten also aus der Deckung kommen“, sagt Ackermann. Dennoch habe die Polizei auch in solchen Fällen viel Arbeit damit, alle Daten zu sichten, abzugleichen und zu sichern. „Denn das Material muss vor Gericht verwertbar sein“, erklärt Monika Ackermann die Vorgehensweise.

Am Ende waren es 196 Fälle, die bei den Beamten angezeigt wurden. Das führte zu dem hohen Anstieg in der Kriminalitätsstatistik für Plieningen. Und das, obwohl wahrscheinlich keiner der Geschädigten selbst in Plieningen wohnt. Denn ein Plieninger hätte wohl kaum Interesse an so einem Parkplatz gehabt. Die Polizei übergab die Täter – es waren drei 40, 45 und 49 Jahre alte Männer – an die Staatsanwaltschaft. Die dortige Pressestelle konnte aber bis Redaktionsschluss keine Auskunft dazu geben, ob und wie sie verurteilt wurden.

Der Fall ist auch im Hinblick auf die Diskussion um die sogenannten Mallorca-Parker interessant. Denn manche Reisende stellen ihr Auto in Wohngebieten nahe dem Flughafen kostenlos ab und nutzen dann Bus und Bahn. Das sehen Anwohner nur ungern. Die Stadtverwaltungen in Stuttgart, L.-E. und Filderstadt arbeiten an Strategien, um solche Flughafen-Parker zu verdrängen. Ganz oben im Maßnahmenkatalog steht das Parkraummanagement. Die Reisenden, welche Opfer der Kriminellen wurden, wollten es besser machen und nicht im Wohngebiet parken.

Auch in Degerloch hat ein einzelner Betrüger die Zahl der Straftaten nach oben getrieben

Auch für Degerloch ist in der aktuellen Kriminalitätsstatistik mit 1131 registrierten Straftaten eine Fallzahl zu finden, die schon lange nicht mehr so hoch war. Doch auch dieser Wert bedeutet nicht, dass das Leben im Stadtbezirk gefährlicher geworden ist. Denn allein 187 Fälle gehen auf das Konto eines einzelnen Betrügers. Auf einer Internetplattform kaufte ein zum Tatzeitpunkt 26-Jähriger im Dezember 2018 und Januar 2019 immer wieder von Privatleuten Waren – ohne diese zu bezahlen. Mit Hilfe „akribischer Ermittlungen“ habe die Polizei den Täter identifizieren können, sagt Ackermann und ergänzt: „Wir haben technische Mittel, um solche Käufe auf den entsprechenden User zurückverfolgen zu können.“ Ebenso wie in Plieningen kamen auch in diesem Fall die Geschädigten aus ganz Deutschland.

Generell kommt es auf der Stuttgarter Filderebene zu vergleichsweise wenigen Straftaten. In Vaihingen waren es im vergangenen Jahr 1786 Fälle, in Möhringen 1439, in Sillenbuch 785 und in Birkach 202 Fälle. Zum Vergleich: In Stuttgart-Mitte registrierten die Beamten 14 685 Straftaten, in Bad Cannstatt waren es 7599.