Im Dezember und Januar kam es auf den Fildern zu verschiedenen Vandalismus-Fälle an Schulen, Hallen und einem Schwimmbad. Das wirft Fragen auf.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Filder - In einem Bildungszentrum in Bonlanden verwüsten Unbekannte einen Technikraum, in Leinfelden werden an einer Schule an der Bahnhofstraße und am Hallenbad mehrere Scheiben mit einem Luftgewehr beschädigt. An der Krehlstraße in Stuttgart-Vaihingen wüten Unbekannte in einer Sporthalle, verteilen Geräte aus den Garagen und entleeren Feuerlöscher. Auch in der Unimensa wird der Inhalt eines Feuerlöschers verteilt. „Ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Fällen in Vaihingen besteht, wird derzeit ermittelt“, teilt ein Sprecher der Stuttgarter Polizei mit.

 

All diese Vorfälle ereigneten sich im Januar. Bereits im Dezember wurden vier Jugendliche erwischt, als sie in ein Gymnasium in Leinfelden einbrachen. Aus Langeweile, hätten sie laut Polizei angegeben. Ob in den anderen Fällen von Einbrüchen und Sachbeschädigungen ebenfalls Jugendliche die Täter waren, ist unklar. „Das wäre reine Spekulation“, sagt der Stuttgarter Polizeisprecher. Offenbar wurde in keinem der Fälle auf den Fildern etwas gestohlen, dafür teils hoher Sachschaden angerichtet. Einen Trend zu Straftaten im Bereich Schulen und öffentliche Gebäude sieht die Polizei nicht, weder in Stuttgart noch beim Polizeipräsidium Reutlingen, das für Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt zuständig ist.

Über Täter und Motive kann die Polizei noch nichts sagen

Langeweile und Coronafrust als Motiv kann die Polizei ebenfalls nicht bestätigen. „Zur Motivation der Tatverdächtigen können wir keinesfalls globale Aussagen treffen“, sagt Ramona Noller, Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen. Bis auf den Fall in Leinfelden, bei dem die Jugendlichen auf frischer Tat ertappt wurden, seien sowohl Täter als auch Motive bislang unbekannt.

Jugendarbeit sieht keine Zunahme von Aggressivität

Eine steigende Aggressivität unter Jugendlichen sieht auch Hajo Zimmermann nicht. Er koordiniert die Mobile Jugendarbeit in Filderstadt. Drei- bis viermal in der Woche seien er und sein Team in Coronazeiten in der Stadt unterwegs. „Wir wollen den Kontakt halten, mit den Jugendlichen im Gespräch bleiben“, sagt Zimmermann. Wie die Jugendlichen die Pandemie empfinden, lasse sich nicht pauschalisieren. „Jeder bringt seine ganz eigene Geschichte mit, so wie jeder Erwachsene auch“, sagt Zimmermann.

Eine Zunahme der Gewaltbereitschaft seit Corona sehe die Mobile Jugendarbeit nicht. Trotzdem wünscht sich auch der Sozialarbeiter ein Stück Normalität zurück. Denn Gruppenangebote für die Jugendlichen seien wegen der Beschränkungen gerade nicht möglich. Treffpunkte, Fitnessstudios und Co. sind geschlossen. Um mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben, hat die Jugendarbeit vor allem ihre Onlinepräsenz ausgebaut. So sind die Sozialarbeiter nicht nur über Facebook und Instagram erreichbar, sondern auch per Skype-Videotelefonie – und natürlich telefonisch und per E-Mail.

Wunsch nach Normalität ist Thema in jedem Gespräch

Die Jugendarbeiter stellen eine gewisse Coronamüdigkeit unter den jungen Leuten fest. „Der Wunsch nach Normalität kommt in jeder Begegnung zur Sprache“, sagt Zimmermann. Das Homeschooling sei eine Herausforderung. Viele Jugendliche seien resigniert und unsicher. Bei den sich ständig verändernden Regeln sei es nicht einfach, den Überblick zu behalten.

Dazu kämen Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einer Arbeitsstelle in diesen Zeiten. „Wir beobachten oft eine gewisse Perspektivlosigkeit“, sagt Zimmermann. Trotz aller Schwierigkeiten, die Corona mit sich bringt, „die allermeisten halten sich an die geltenden Regeln“, beobachtet der Sozialarbeiter.