In Stuttgart hat sich die Trendwende bei den Einbrüchen offenbar verstetigt: Die Kripo verzeichnet für das Jahr 2017 insgesamt 662 Taten. Auf diesem Stand war die Statistik schon lange nicht mehr.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - ie Stuttgarterinnen und Stuttgarter können aufatmen: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist 2017 erneut leicht zurückgegangen und damit so niedrig wie seit 2010 nicht mehr. Nach Informationen unserer Zeitung werden in der noch nicht veröffentlichten Kriminalstatistik der Stuttgarter Polizei für das vergangene Jahr 662 Fälle genannt. Das sind 23 Fälle weniger als 2016. Zwar ist das kein immenser Rückgang, aber nach der Welle aus den Jahren 2015 (903 Fälle) und 2014 (1277 Fälle) eine gute Nachricht: Der Abwärtstrend verstetigt sich.

 

Insgesamt aber hinkt Stuttgart dem landesweiten Trend zu weniger Einbrüchen etwas hinterher: Das Innenministerium verzeichnete 2017 für Baden-Württemberg einen Rückgang der Wohnungseinbrüche um 24 Prozent von 11 095 auf 8437 Taten. Jedoch war die Entwicklung in Stuttgart in den Jahren davor schon gut gewesen: Der Rückgang von 1277 auf 903 Einbrüche im Jahr 2015 markierte nach Jahren des drastischen Anstiegs dieser Werte die lang ersehnte Trendwende. Als dann ein Jahr später erneut ein ganz klarer Rückgang auf 685 Fälle folgte, schien die Umkehr der Entwicklung geschafft. Damals betrug der Rückgang ebenfalls knapp 25 Prozent. Nun ist die Wende mit dem minimalen Rückgang auf 662 Fälle bestätigt. Damit bewegt sich die Zahl auf einem ähnlichen Niveau wie 2009, als die Polizei 641 Einbrüche auf Stuttgarter Markung verzeichnete.

Häufig kommen die Täter über die Terrasse

Doch trotz der Verbesserung: Das Problem bleibt. Das belegen auch die Meldungen vom zurückliegenden Wochenende: Fünf Einbrüche wurden verübt. Im Stuttgarter Westen, im Osten und in Feuerbach schlugen die Täter zu, erbeuteten Schmuck, Handys und Kameras. Dabei nutzten sie die Schwachpunkte der Wohnungen, die meistens den Einbrechern den Zugang ermöglichen: Am Fleckenweinberg in Feuerbach stiegen sie durch eine aufgehebelte Terrassentür in eine Wohnung ein. Sie durchwühlten das Büro und das Schlafzimmer. Die Bewohner haben noch nicht feststellen können, was entwendet wurde. Mehrere Tausend Euro wert ist die Beute einer Tat an der Leibnizstraße. Auch hier kamen die Eindringlinge über die Terrasse in das Mehrfamilienhaus. Sie fanden Handys und Kameras in der Wohnung.

Die Taten sind in mehrerlei Hinsicht typisch für das Einbruchsgeschehen der letzten Jahre: Es trifft nicht nur immer wieder Bewohner von Erdgeschosswohnungen, an deren Terrassentüren die Täter leichtes Spiel haben. Typisch ist auch, dass die Einbrecher in einem Mehrfamilienhaus in eine Wohnung einsteigen, während nebenan die Nachbarn friedlich schlafen. „Deswegen setzen wir bewusst weiterhin auf wachsame Nachbarn“, sagt Gregor Belgardt, der Leiter der Kriminalprävention bei der Stadt Stuttgart. Im vergangenen Jahr wurde eine Kampagne mit Plakaten im Pop-Art-Stil gestartet, die nun ausgeweitet werden soll: „Wir haben für drei weitere Projekte Geld vom Land bekommen“, sagt Belgardt. Die Botschaft lautet, dass Nachbarn bei ungewöhnlichen Vorkommnissen – düsteren Gesellen, die durch den Vorgarten schleichen, Autos, die die Gegend abfahren – lieber einmal zu oft die Polizei über den Notruf verständigen sollen. „Das kommt ganz gut an“, sagt Belgardt.

Präventionskampagne wird ausgeweitet

Auf der Vorlage der Plakate soll nun ein Trickfilm entstehen, der unter anderem im Internet und vielleicht auf großen Bildschirmen an öffentlichen Orten laufen soll. Einen prominenten Paten aus traurigem Anlass hat die Kriminalprävention gefunden: Jens Grahl, der beim VfB Stuttgart spielt, hat vergangenes Jahr Einbrecher von seinem Haus weggejagt, die sich an der Tür zu schaffen machten. Darüber erschien ein Bericht im Stadionmagazin, und ein Plakat mit Fußballfan als Motiv entstand.

Die Präventionsarbeit ist dabei natürlich nicht nur Sache der Nachbarn. Das macht der Sprecher des Ludwigsburger Polizeipräsidiums, Peter Widenhorn, deutlich: „Auch unsere Leute sind viel in den Wohngebieten unterwegs. Einerseits auf Streife, andererseits um Hausbesitzer auf Schwachstellen aufmerksam zu machen“, sagt er. Das könne eine zu hohe Hecke vor dem Hauseingang sein, die möglichen Einbrechern einen idealen Sichtschutz biete, um sich unbemerkt ans Werk zu machen. „Die Kollegen schauen, wo die Anwohner in betroffenen Gebieten mit wenig Aufwand viel erreichen können“, so Widenhorn.

Auch auf diese präventive Arbeit führe man es bei der Polizei zurück, dass die Einbruchszahlen stetig sanken: Im Kreis Böblingen wurde ein Rückgang um 17,3 Prozent von 445 auf 368 Taten verzeichnet. Im Kreis Ludwigsburg waren es 542 Taten gegenüber 728 im Jahr davor, das sind 25,5 Prozent weniger. Für den Kreis Esslingen liegen noch keine Zahlen vor, da die Statistik wie die Stuttgarter erst noch veröffentlicht wird. Im Rems-Murr-Kreis waren es 51 Einbrüche weniger und damit 323 Fälle.

Trotz der landesweiten Entwicklung gibt die Polizei noch keine Entwarnung. „Die zuständige Ermittlungsgruppe bleibt auch weiterhin bestehen“, sagt der Ludwigsburger Polizeisprecher Widenhorn.