Die Zahlen sind erschreckend, und sie werfen Fragen auf: 2018 sind nach Angaben des Bundeskriminalamts in Deutschland 136 Kinder gewaltsam ums Leben gekommen.

Berlin - Kinder in Deutschland werden nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden immer häufiger Opfer von sexueller Gewalt und Kinderpornografie. Das geht aus der jüngsten Kriminalstatistik hervor, die das Bundeskriminalamt (BKA) am Donnerstag in Berlin vorstellte. Demnach registrierten die Behörden im vergangenen Jahr rund 14 600 Fälle sexuellen Missbrauchs von unter 14-Jährigen. Dies sei eine Steigerung um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

 

Zugleich konnten die Ermittler mehr Täter identifizieren, die kinderpornografisches Material erstellt, vertrieben oder besessen hatten. Die Zahl der geklärten Fälle stieg binnen eines Jahres um knapp 1200 auf 7750. In mehreren Tausend Fällen mussten die Ermittler aber ihre Arbeit einstellen – wegen der fehlenden Vorratsdatenspeicherung. Weil die Ermittler die IP-Adressen der Computer nicht in Erfahrung bringen konnten, ließen sich die Täter nicht ausfindig machen.

BKA-Chef fordert Einführung der Vorratsdatenspeicherung

„Wir brauchen in Deutschland dringend eine EU-rechtskonforme Vorratsdatenspeicherung“, fordert deshalb nicht nur der Missbrauchsbeauftragte des Bundes, Johannes-Wilhelm Rörig, sondern auch der BKA-Chef Holger Münch. Er appelliert an die Gesellschaft, die Augen aufzumachen. „Jeder, der auf strafbare Handlungen aufmerksam wird, sollte nicht zögern und Strafanzeige erstatten, um das Leid der Kinder zu beenden“, sagte Münch: „Wer wegschaut, mache sich mitschuldig. Es gibt weitaus mehr Taten, als wir sehen. Und wir sehen schon sehr viel.“ Zwar sei die Aufklärungsquote beim sexuellen Missbrauch mit 80 Prozent relativ hoch, doch da die Täter meist aus dem sozialen Umfeld ihrer Opfer stammten, sei die Bereitschaft zur Anzeigenerstattung geringer. Die meisten Delikte gegen Kinder „passieren zwar hinter verschlossenen Türen, doch oft in Familien oder sozialen Gruppen mitten unter uns, oft jahrelang“, erläuterte Münch.

136 Kinder kamen 2018 gewaltsam ums Leben, etwas weniger als 2017. Die Dunkelziffer schätzen Experten wesentlich höher. Knapp 80 Prozent der Opfer waren jünger als sechs Jahre. Einen leichten Rückgang gab es auch bei den registrierten Misshandlungen. Die Zahlen sanken im vergangenen Jahr von 4247 auf 4180 Fälle.