Bei der Polizei werden gegenwärtig täglich zwischen 30 und 50 Telefonate mit Gaunern gemeldet.

Leonberg - Um 12.40 Uhr klingelt das Telefon bei dem 88-Jährigen in Renningen. Am Apparat meldet sich ein „Polizeibeamter“, angeblich vom Polizeipräsidium Stuttgart. Der erkundigt sich äußerst „besorgt“ bei dem Senior, ob alles in Ordnung sei. Doch der erinnert sich schnell, dass er jüngst einen Zeitungsbeitrag über Anrufe von Betrügern gelesen hat, die sich als Polizisten ausgeben, um an Geld und Wertsachen ihrer Opfer heranzukommen. Der 88-Jährige legt auf.

 

Falscher Immobilienmarkt

„Richtig gehandelt“, freut sich Peter Widenhorn, der Sprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. Und das mit gutem Grund. „ Seit einigen Tagen registriert die Polizei in den Landkreisen Böblingen und Ludwigsburg eine ganz erhebliche Zunahme bei den sogenannten Anrufstraftaten“, schildert Widenhorn.

Angebliche Familienangehörige würden sich melden, die für einen Immobilienkauf oder für eine andere „einmalig günstige Gelegenheit“ ganz schnell viel Geld benötigen und einen Bekannten zur Abholung vorbeischicken wollen. Eine andere Betrügermasche ist, dass angebliche Polizeibeamte die Festnahme einer Einbrecherbande melden und Bargeld und Wertgegenstände des Angerufenen in Sicherheit bringen wollen. Oder sie berichten von einem schweren Unfall, in den ein Angehöriger verwickelt wurde und fordern zur Abwendung einer Haftstrafe einen hohen Geldbetrag.

Enkeltrick in Renningen

„Auch in Leonberg und Umgebung ziehen die Betrüger gegenwärtig alle Register“, warnt der Polizeisprecher. Am gleichen Tag, als die „Polizei“ in Renningen angerufen hat, hatte sich zehn Minuten davor ein „Enkel“ bei einer 83-Jährigen in Leonberg gemeldet. Er habe einen schweren Autounfall auf der Autobahn bei Heilbronn verursacht und benötige dringend Geld. Doch auch diese Oma durchschaute geistesgegenwärtig den Trick.

Nicht auf den sogenannten „Enkeltrick“ hereingefallen, ist 20 Minuten später auch eine Seniorin in Eltingen. Auch deren „Enkel“ forderte von der 83-Jährigen Geld – und zwar stolze 35 000 Euro – weil er angeblich einen schweren Autounfall erlitten habe. Die Frau legte auf.

Angeblicher Lotteriegewinn

Falsche „Polizisten“ riefen zehn Minuten später bei einer 74-Jährigen in Schönaich an. Eine Einbrecherbande sei gefasst worden. Auf einer Liste sei auch die Adresse der Frau gestanden. Als der Anrufer begann, die Vermögensverhältnisse der Frau zu erfragen, legte diese auf.

„Alle Anrufer haben es nur auf eines abgesehen: Arglose, zumeist ältere Menschen um ihr Erspartes zu bringen“, sagt Widenhorn. Dasselbe Ziel verfolge auch der Gauner, der mit seinem unverhofften Anruf die freudige Nachricht über einen Lotteriegewinn verkündet, dessen Auszahlung zwar nie zustande kommt, aber mit enormen Vorausgebühren verbunden ist.

30 bis 50 Anrufe

Täglich gehen gegenwärtig bei uns zwischen 30 und 50 Anrufe von Bürgern ein, die unter dem einen oder anderen betrügerischen Vorwand angerufen werden“, sagt der Polizeisprecher. Erfreulich sei, das inzwischen viele Menschen für das Thema sensibilisiert seien und nicht auf die fiesen Tricks hereinfallen.