Im Bezirksbeirat hat Revierleiter Rainer Weigl die Kriminalstatistik für 2018 vorgestellt.

Stuttgart-Botnang - In der Landeshauptstadt wurden im vergangenen Jahr 53 828 Straftaten zur Anzeige gebracht. Nur 0,65 Prozent dieser Delikte wurden in Botnang begangen. Das sind exakt 349 Straftaten – 13 weniger als im Jahr 2017. „Botnang ist weiterhin ländlich geprägt. Die Sozialkontrolle stimmt. Die Bürger geben Hinweise und kommen zum Polizeiposten, falls ihnen etwas auffällt“, sagte Rainer Weigl. Der Leiter des Polizeireviers Gutenbergstraße war am vergangenen Dienstag im Bezirksbeirat zu Gast, um die Kriminalstatistik 2018 vorzustellen.

 

Bei den Körperverletzungen ist beispielsweise ein Rückgang von 61 auf 44 Anzeigen festzustellen. Ebenfalls wurden deutlich weniger Fahrgäste ohne gültigen Fahrausweis in Bussen und Bahnen ertappt (von 22 auf 6). Auch die Sachbeschädigungen durch Farbschmierereien gingen zurück – von 44 auf 20 Fälle.

Mehr ins Detail ging dann Martin Bock, der neue Leiter des Botnanger Polizeipostens. Der 52-jährige Polizeioberkommissar ist der Nachfolger von Hubert Polzer, der Ende Juli verabschiedet wird. „Ich bin im Feuerbacher Tal groß geworden. Und jetzt darf ich in Botnang für Recht und Ordnung sorgen. So schließt sich der Kreis“, sagte Bock, der im Stadtbezirk kein Unbekannter ist. „Ich war 17 Jahre lang Jugendsachbearbeiter“ – auch in Botnang. Er möchte weiterhin Präsenz zeigen und wird versuchen, oft mit einem Dienst-E-Bike im Stadtbezirk unterwegs zu sein.

Es gab zwei versuchte Tötungsdelikte im Jahr 2018

Bock hatte eine lange Liste besonderer Fälle aus dem vergangenen Jahr dabei. Unter anderem waren dort zwei versuchte Tötungsdelikte zu finden. Am 16. Januar kam es in einer Wohnung an der Leharstraße zwischen einem erheblich alkoholisierten 47-Jährigen und seiner 56 Jahre alten, ebenfalls alkoholisierten Bekannten, zu Streitigkeiten. In deren Verlauf stach der Mann mit einem Messer mehrfach auf die Frau ein und verletzte sie am Oberarm, Oberschenkel und im Bauchbereich. Die Frau wurde in einer Klinik notoperiert und war danach nicht mehr in Lebensgefahr. Der zweite Fall ereignete sich am 21. April in der Flüchtlingsunterkunft an der Furtwänglerstraße. Gegen 7.30 Uhr kam es zwischen mehreren Bewohnern und deren Besuchern zu einer Auseinandersetzung, nachdem sich vier irakische und syrische Staatsangehörige durch laute Musik aus dem Nebenzimmer, in dem sich ein 18-jähriger Tunesier und dessen gleichaltriger marokkanischer Besucher aufhielten, gestört fühlten. Am Ende des Streits hatten mehrere Personen Stichverletzungen, beispielsweise an der Hand und am Rücken. „Sonst gab es in der Unterkunft keine Auffälligkeiten“, sagte Weigl. „So eine Streitigkeit hätte überall anders auch passieren können.“

Zudem warnte der Revierleiter vor Trickbetrügern, die derzeit auch im Stadtbezirk vor allem als falsche Polizisten ihr Unwesen treiben. In der Nacht vom 5. auf den 6. November fiel eine 81-Jährige den Tätern an der Paul-Lincke-Straße zum Opfer. „Die Geschädigte wurde mit der bekannten Vorgehensweise, dass bei ihr ein Einbruch bevorstehen würde, durch einen angeblichen Polizeibeamten dazu bewegt, Wertgegenstände vor dem Haus unter der Mülltonne abzulegen“, berichtet Bock auf Nachfrage unserer Zeitung. Insgesamt legte die Seniorin 40 000 Euro Bargeld, Schmuck im Wert von mehreren Tausend Euro sowie eine scharfe und eine Schreckschusspistole unter der Tonne ab. Als Täter konnten zwei 17-jährige Berliner ermittelt werden.

Ein schwerer Raub wurde aufgeklärt

Auf der Liste von Martin Bock waren auch sieben Wohnungseinbrüche und sechs Versuche zu finden. Ohne Beute mussten die Täter Anfang des Jahres 2018 aus der Aspenwaldstraße fliehen. Das gleiche Schicksal ereilte die Einbrecher am Corelliweg (20. Juli), an der Furtwänglerstraße (Mitte August), an der Gustav-Mahler-Straße (24. Oktober) und an der Brucknerstraße (14. Dezember). 500 Euro stahlen die Diebe dagegen zwischen den Jahren 2016/2017 aus einer Wohnung an der Vaihinger Landstraße. Auch an der Gustav-Mahler-Straße (22. Januar) hatten die Täter Erfolg sowie wenige Tage später erneut an der Vaihinger Landstraße (17. Februar). Schmuck im Wert von etwa 2500 Euro entwendeten Diebe Ende Juni an der Leharstraße. Anfang November wurde die Terrassentür eines Einfamilienhauses an der Haydnstraße aufgehebelt. Aus mehreren durchwühlten Schränken wurde Goldschmuck im Wert von rund 3500 Euro gestohlen. Ähnlich gingen die Täter auch an der Belaustraße vor (10. Dezember). Entwendet wurde jedoch nichts. Vier Tage später wurde eine Wohnung am Oberen Kirchhaldenweg durchwühlt.

Von einem schweren Raub am 27. März an der Bauernwaldstraße musste Martin Bock auch noch berichten: „Ein mit einer Sturmhaube maskierter Mann betrat den Döner-Imbiss, bedrohte einen 35-jährigen Mitarbeiter mit einer Pistole und gab in der Folge zwei Schüsse ab.“ Mit etwa 150 Euro flüchtete er. „Aufgrund eines nach der Öffentlichkeitsfahndung eingegangenen Hinweises ergab sich ein Tatverdacht gegen einen 16-jährigen Jugendlichen, der in seiner Schule festgenommen wurde“, sagte der neue Leiter des Polizeipostens.