Viele unterklassige Vereine weigern sich, die Turniere zum Start des DHB-Pokals auszutragen. Bob Hanning, der mächtigste Mann im deutschen Handball, hat eine Idee, die Attraktivität des Wettbewerbs zu steigern.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Göppingen - Volksfest, Geldregen, Höhepunkt der Vereinsgeschichte – diese Begriffe fallen auch an diesem Wochenende wieder, wenn im Fußball die erste Runde im DFB-Pokal ansteht. Im Handball beginnt ebenfalls am Samstag und Sonntag der Pflichtspielernst – mit 16 bundesweiten Final-Four-Turnieren. Doch im Gegensatz zum großen Bruder fristet der DHB-Pokal ein äußerst stiefmütterliches Dasein. Bester Beweis: Viele unterklassige Vereine wollen das die ersten beiden Runden umfassende Turnier gar nicht ausrichten.

 

Balingen fehlen ehrenamtliche Helfer

In der Süd-Gruppe 3 wird der fehlende Stellenwert am Deutlichsten: Hier verzichten nicht nur die Drittligisten TSG Haßloch und HSG Konstanz auf die Austragung, sondern auch der HBW Balingen-Weilstetten. Und das, obwohl der Zweitligist bei dem zu erwarteten Erfolg gegen Haßloch am Sonntag zu Hause, wohl gegen den alten Rivalen Frisch Auf Göppingen, um den Einzug ins Achtelfinale gespielt hätte. „Unser Trainer Jens Bürkle ist darüber natürlich nicht besonders begeistert“, räumt Balingens Geschäftsführer Wolfgang Strobel ein, „doch wir haben uns frühzeitig gegen eine Ausrichtung entschieden, da wir in den Ferien für zwei Tage nicht genügend ehrenamtliche Helfer mobilisieren können.“ Nun ist Bundesligist Frisch Auf gemäß Reglement dazu verdonnert, das Turnier auszurichten. Da in der EWS-Arena eine Bodensanierung ansteht, wird in die Lindachhalle nach Weilheim/Teck ausgewichen. Geld lässt sich so gut wie keines verdienen. Die Zuschauereinnahmen teilen sich die vier Clubs. Pro gefahrenen Kilometer gibt’s vom Verband einen Euro. Dem Heimverein bleiben die Einnahmen aus der Bewirtung.

Schweikardt kann unterklassige Clubs verstehen

Die Entscheidung der Balinger kann Jürgen Schweikardt trotz aller Probleme nicht nachvollziehen. Für die ablehnende Haltung der niederklassigeren Vereine bringt der Geschäftsführer und Trainer des Bundesligisten TVB Stuttgart durchaus Verständnis auf. Er nennt das Beispiel TSB Heilbronn-Horkheim. Dort spielt der TVB am Samstag gegen DJK Rimpar, Gastgeber Horkheim trifft auf die HG Oftersheim. „Verliert Horkheim sein Spiel, ist am Sonntag die Halle ziemlich leer und es lässt sich nichts verdienen“, vermutet Schweikardt.

Antrag auf Änderung läuft

Deshalb haben die Erst- und Zweitligisten auch bereits eine Modusänderung beantragt. Der Deutsche Handballbund (DHB) und die Landesverbände müssen zustimmen. Eine Änderung könnte jedoch nicht vor 2020/21 greifen. Der Final-Four-Modus wurde 2016 eingeführt, um in anbetracht der kräftezehrenden Saison einen Pokal-Spieltag einzusparen. „Jede Idee, die besser ist als die alte, ist willkommen“, sagt DHB-Vizepräsident Bob Hanning.

Hanning: „Amateure sind Teil unserer Handballfamilie“

Sein Vorschlag: Die Europapokalclubs steigen erst im Achtelfinale ein. Die Clubs von der dritten Liga an abwärts bleiben bis zu dieser Runde unter sich und spielen im Final-Four-Modus acht Teilnehmer fürs Achtelfinale aus, die dort dann auf Erst- und Zweitligisten treffen. Für den mächtigsten Mann im deutschen Handball steht fest: „Wir müssen die Amateurvereine in diesem Wettbewerb mitnehmen, sie sind Teil unserer Familie.“ Damit auch im DHB-Pokal vielleicht mal von Volksfest und Geldregen die Rede ist.

Erstrundenturniere mit württembergischer Beteiligung

Gruppe 2 in Kornwestheim: VfL Gummersbach – SG Leutershausen Sa 19.00, SV Salamander Kornwestheim – HSC Coburg Sa 16.30.

Gruppe 3 in Weilheim/Teck: TSG Haßloch – HBW Balingen-Weilstetten Sa 17.30, Frisch Auf Göppingen – HSG Konstanz Sa 20.00.

Gruppe 5 in Hanau SG BBM Bietigheim – HSG Hanau Sa 20.00, HC Erlangen – TSG Groß-Bieberau Sa 17.00.

Gruppe 7 in Heilbronn-Horkheim: TSB Heilbronn-Horkheim – HG Oftersheim Sa 17.00, TVB Stuttgart – DJK Rimpar Wölfe Sa 20.00. Am Sonntag finden die Endspiele statt.

https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.frisch-auf-goeppingen-aus-der-traum-vom-final-four.5747e8c1-7652-4655-a14c-c81f6f6c97ab.html