Der Kreisverband der SPD kritisiert Pläne des Bahnbetreibers Go Ahead für die Zeit einer Umrüstung nur bedingt barrierefreie Züge an Rems und Murr einzusetzen. Verantwortlich dafür sei allerdings letztlich der Verkehrsminister.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Eine neue Sicherheitstechnik, die gewährleisten soll, dass Züge nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 den neuen Tiefbahnhof ansteuern können, könnte für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen in den kommenden Jahren zu einem weiteren Handicap werden. Das zumindest befürchtet der Kreisverband der SPD. Dieser macht auf eine Ankündigung des Zugbetreibers Go Ahead aufmerksam, der im Rems-Murr-Kreis die zwei zentralen Bahnverbindungen betreibt.

 

Nur eingeschränkt barrierefrei

In der Pressemitteilung des Unternehmens, die eigentlich auf die Verbesserungen zum Fahrplanwechsel hinweist, wird auch die anstehende digitale Umrüstung der Züge erwähnt. Das neue European Train Control System (ETCS) werde in den kommenden Jahren sukzessive in alle 66 elektrischen Triebzüge eingebaut, heißt es darin. Das allerdings ist offenkundig mit Nebenwirkungen verbunden: „Während dieser Umrüstung stehen einzelne Fahrzeuge nicht für den Fahrgastbetrieb zur Verfügung und werden durch eingeschränkt barrierefreie, E-Lok-bespannte Zuggarnituren ersetzt“, so Go Ahead. Von Dezember an sollen diese Fahrzeuge von der „Train Rental GmbH“ im Auftrag des Landes laut Recherchen der SPD unter anderem zuerst auf der RE-Linie 90 zwischen Stuttgart und Nürnberg sowie dem MEX 13 zwischen Stuttgart und Aalen beziehungsweise Crailsheim zum Einsatz kommen. Beide Linien führen auch durch den Rems-Murr-Kreis.

Nach Ansicht der Genossen ist das ein planerisches Unding: „Dass das Verkehrsministerium auf diesen stark frequentierten Linien den Einsatz nicht-rollstuhltauglicher Züge beauftragt hat, zeigt eines: Winfried Herrmann scheinen die Belange behinderter Fahrgäste nicht sonderlich wichtig zu sein“, kritisiert Pierre Orthen, Pressesprecher der SPD Rems-Murr, den Verkehrsminister mit grünem Parteibuch. Orthen ist selbst auf einen Rollstuhl angewiesen.

SPD: Menschen in Mobilität beschnitten

Seiner Meinung nach hätte das Land bei der Ausschreibung der Ersatzverkehre barrierefreie Fahrzeuge zur Bedingung machen müssen. „Stattdessen werden im ganzen Land über Jahre hinweg Menschen mit Handicap in ihrer Mobilität beschnitten“, ergänzt Orthen. Zwar bestehe laut Go Ahead für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste die Möglichkeit einer Voranmeldung der Reise über den Mobilitätsservice der Bahn – Hilfen beim Ein-, Aus- und Umsteigen könnten laut Bahn-Angaben allerdings nur an ausgewählten Stationen erbracht werden.