Mitten im Handelsstreit zwischen den USA und China fordert auch die deutsche Industrie eine härtere Gangart in den Wirtschaftsbeziehungen mit der asiatischen Großmacht. Sie hat damit Recht, meint der StZ-Chefredakteur Joachim Dorfs.

Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Stuttgart - Chinas Präsident Xi Jinping präsentiert sich gern als Garant des freien Welthandels. Das ist geschickt und zudem nicht schwer, wenn man ihn mit US-Präsident Donald Trump vergleicht. Und doch ist es nicht zutreffend. Denn China verhält sich in internationalen Beziehungen nicht immer konform zu den Regeln der Welthandelsorganisation WTO. Peking verstößt, um nur einige Beispiele zu nennen, gegen Dumping-Regeln, finanziert Unternehmenskäufe im Ausland oft über Staatskredite, was den Subventionsregeln widerspricht, und lässt bei Firmenübernahmen in China viel weniger zu als es bei Akquisitionen im Ausland selbst fordert.

 

Bislang haben das Wachstum und die schiere Größe des chinesischen Marktes dafür gesorgt, dass deutsche Unternehmen und ihre Vertreter ihre Klagen herunterschluckten. Doch nun, eine schwächere Konjunktur vor Augen und in Sorge um ihre Wettbewerbsfähigkeit, schlägt die Industrie Alarm. Dahinter steht vor allem die Furcht, langfristig abgehängt zu werden von Initiativen wie Made in China 2025, mit dem China die globale Führung in Zukunftstechnologien übernehmen will. Aus diesem Grund hat auch Trump den Handelskonflikt angezettelt. Leider kann er nicht zwischen Verbündeten und Wettbewerbern unterscheiden. Gemeinsam wären die Erfolgsaussichten weitaus größer.