Ein Psychokiller sucht die Nähe von Hauptkommissarin Janneke. Trotz Plausibilitätsschwächen ein atmosphärisch und darstellerisch starker „Tatort“. Unsere Kritikerin sagt: überdurchschnittlich.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Alexander Nolte, ein nach 19 Jahren aus der Haft entlassener Psycho-Killer, macht auf seine Art der Hauptkommissarin Anna Janneke (Margarita Broich) den Hof – sie brachte ihn, damals noch Polizeipsychologin, mit ihrem Gutachten hinter Gitter. Weil für ihn das der Beginn seiner einzig wahren Liebe war, sucht er nach der Entlassung mit zwei fiesen Morden die Nähe seiner Angebeteten.

 

Was ist das gewisse Extra?

Zwei Dinge: das phänomenale Spiel des Wiener Burg-Schauspielers Nicholas Ofzcarek, der das manipulative Rollentheater des psychopathischen Serienkillers genial beherrscht. Und: die Sorgfalt, die der Hessische Rundfunk auf die Filmmusik verwendet. Exquisit, wie Rammstein’scher Akustik-Horror mit Klavierpoesie von Mozart und Bach kombiniert wird.

Was hat das mit der Realität zu tun?

Dass sich Killer in Kommissarinnen verlieben, das soll es geben. Dass aber eine Kommissarin einen, der es in puncto Wahnsinn locker mit Hannibal Lecter aufnehmen kann, in ihre Wohnung mitnimmt, das ist lächerlich. Später kitzelt ihr Kollege Brix aus ihr heraus, dass sie damals als Polizeipsychologin mit dem Klienten sogar ins Bett gestiegen ist. Irrwitzig! Und dass mit der Resozialisierung von Gewalttätern betraute Psychologinnen so liebesblind, naiv und verantwortungslos sein könnten wie Noltes Marionette Helene Kaufmann (Ursina Lardi), das mag man sich nun wirklich nicht vorstellen.

Untern Strich:

Trotz Plausibilitätsschwächen ein atmosphärisch und darstellerisch starker „Tatort“: überdurchschnittlich.