Die Folge „Daniel A.“ zeigt mit viel Authentizität die Seelennöte von Transmenschen. War das Anschauen einen Sonntagabend wert?

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Was taugt „Daniel A.“? Der „Polizeiruf 110 “ aus „Rostock“ im Schnellcheck.

 

Die Handlung in zwei Sätzen Eine junge Lehrerin wird von ihrem Kindheitsfreund gestalkt und im Streit getötet; der Transmann Daniel A. (Jonathan Perleth), mit dem sie zuvor ein Date hatte, ist ein wichtiger Zeuge, doch er versteckt sich vor der Polizei, weil er ein Outing fürchtet. Daniels Kampf um seine Liebe Hanna lässt ihn fast selbst zum gewalttätigen Stalker werden.

Zahl der Leichen 1

Einklang Mit Böwe (Lina Beckmann) entsteht im Rostocker Kommissariat nicht nur annähernd Geschlechterparität, auch ein neuer Ton zieht ein: fröhlich, forsch, warmherzig. Klar, dass König (Anneke Kim Sarnau) fremdelt. Aber wenn’s drauf ankommt, werden die beiden gegensätzlichen Frauen zum Team. Das wird noch richtig klasse.

Normalität Ein überforderter Vater, eine jüngere Schwester, die mit 15 Mutter ist: So ist das eben manchmal. Autor Benjamin Hessler holt Transmenschen in die gesellschaftliche Mitte – gut so!

Verwandlung Beeindruckend, wie Jungschauspieler Perleth zwischen den Geschlechtern oszilliert, seine innere Pein nach außen kehrt. Transrollen mit Transpersonen zu besetzen zahlt sich aus, so entsteht Authentizität.

Falle Den Fehler, vorwiegend Sozialdramen für das neue Frauengespann zu stricken, macht der NDR hoffentlich nicht.

Unser Fazit Soziopsychologisches Drama, das Spannung fast nur am Ende bietet, aber kluge Zwischentöne findet und wenig belehrt. Ausnahme: Wir wissen jetzt, was „durchgehen“ bei Transmenschen heißt: sich in der Öffentlichkeit zeigen.

Spannung Note 4; Logik Note 2