Die kritische Neuauflage von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ ist innerhalb eines Jahres tausendfach verkauft worden. Die Edition schaffte es auch auf die Spiegel-Bestseller-Liste und gilt als erfolgreiches Projekt, das sich wissenschaftlich mit Hitlers Thesen auseinandergesetzt hat.

München - Erfolg der kritischen Edition von Hitlers „Mein Kampf“: Das Buch verkaufte sich innerhalb eines Jahres 85.000 Mal. Die Strategie, „eine wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung zu ermöglichen, ist offenkundig aufgegangen“, teilte das Institut für Zeitgeschichte in einer am Dienstag veröffentlichten Zwischenbilanz mit. Die fast 2000 Seiten starke kritische Edition war von dem Institut unter anderem herausgegeben worden, um zu einer „Entmythologisierung“ der Hetzschrift des NS-Diktators beizutragen.

 

Spitzenplatz der Bestseller-Liste

Den Angaben zufolge schaffte es die Edition innerhalb von vier Monaten auf den Spitzenplatz der „Spiegel“-Bestellerliste und wurde auch von der Geschichtswissenschaft sehr positiv aufgenommen. Im November 2016 wurden zudem der Leiter des Editionsprojekts, Christian Hartmann, und sein Team mit dem Wissenschaftspreis 2016 des Stifterverbands der deutschen Wissenschaft ausgezeichnet. Der Preis wird für hervorragende wissenschaftliche Gesamtleistungen vergeben, die sich durch besondere gesellschaftliche Relevanz und gute Umsetzbarkeit auszeichnen.

Befürchtungen von Überlebenden des Holocausts, dass eine Neuveröffentlichung von „Mein Kampf“ antisemitisches Gedankengut befeuern könne, hätten sich nicht bestätigt. Noch vor dem Erscheinungstermin hatte sich Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, ausdrücklich für die wissenschaftlich kommentierte Edition ausgesprochen. Der Institutsdirektor Andreas Wirsching hatte die kritisch kommentierte Neuauflage beim Erscheinen vor einem Jahr als zwingend notwendig bezeichnet, weil „Mein Kampf“ nach dem Auslaufen des Urheberschutzes Ende 2015 von jedermann hätte publiziert werden können. Es wäre insoweit schlicht unverantwortlich gewesen, „dieses Konvolut der Unmenschlichkeit“ kommentarlos zu veröffentlichen, „ohne ihm eine kritische Referenzausgabe entgegenzustellen, die Text und Autor gleichsam in die Schranken weist“, hatte Wirsching damals gesagt.

Satz für Satz untersucht

In dreijähriger Arbeit hatte ein Forscherteam des Münchener Instituts Hitlers Hetzschrift Satz für Satz untersucht, mit den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft abgeglichen und mit umfangreichen Anmerkungen als argumentatives Gegengewicht versehen.