Omikron treibt die Infektionszahlen auf Höchststände. Wie wollen Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Rettungsdienst und Polizei die Versorgung in Leonberg und Umgebung sicherstellen?

Altkreis Leonberg - Es ist nicht die erste Coronawelle. Mit der Omikronvariante befürchten Experten aber, dass diese besonders heftig ausfällt. Wegen der schieren Masse an erwarteten Infektionen und damit verhängten Isolationen und Quarantänen wappnet sich die kritische Infrastruktur für den Ernstfall. Wie sieht es im Altkreis Leonberg aus?

 

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Feuerwehr Die Brandschützer sind besonders vorsichtig, um Ansteckungen innerhalb der Mannschaft zu vermeiden. „Bei uns gilt seit November bei Übungsdiensten die 2G-plus-Regel“, erklärt Wolfgang Zimmermann, Kommandant der Leonberger Wehr. Bei Übungen kommen maximal zehn Menschen zusammen – anstatt wie sonst üblich 40 Personen. Sie haben zuvor einen Coronatest gemacht. Bei Einsätzen ist das aufgrund des Zeitdrucks erst hinterher möglich. Allerdings sind auch dort nur geimpfte oder genesene Kräfte dabei. Außerdem sind die Kameraden dazu angehalten, FFP2-Masken zu tragen und Fahrzeuge sowie Gerätschaften regelmäßig zu desinfizieren. Kreisweit wird die Ausbildung nur digital angeboten.

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Von den rund 200 Mitgliedern der Leonberger Wehr sind momentan weniger als fünf Personen in Quarantäne. Im Dezember waren es noch zehn Mitglieder. „Es ist aktuell kein Problem, genügend Leute für Einsätze zusammenzutrommeln“, sagt Zimmermann. Aber auch wenn in den kommenden Wochen deutlich weniger Kräfte verfügbar sind, weil die Zahl der Infektionen drastisch steigt, ist die Brandbekämpfung in Leonberg wohl nicht in Gefahr: „Zur Not können wir einen zusätzlichen Stadtteil alarmieren.“

Hohe Impfquote bei den Wehren

Ähnlich entspannt ist Andreas Häcker, Abteilungskommandant der Feuerwehr Ditzingen. Niemand aus dem Team der rund 75 Einsatzkräfte ist momentan in Quarantäne. Zudem gibt es in der Mannschaft eine Impfquote von mehr als 90 Prozent. „Wir sind daher im Moment zuversichtlich, dass wir die Einsätze meistern können“, sagt Häcker. Ein Vollalarm, bei dem die gesamte Mannschaft benötigt wird, sei äußerst selten. „Deshalb ist immer eine gewisse Reserve da“, erklärt er. Trotzdem achten die Kameraden darauf, dass das Virus untereinander nicht weitergetragen wird. Unter anderem werden die beteiligten Mitglieder nach Einsätzen getestet und alle Besprechungen online abgehalten.

Technisches Hilfswerk Matthias Schultheiß, Chef des Ortsverbandes Leonberg, sieht sein Team gut gerüstet. „Von 85 Aktiven sind 84 geimpft und knapp 80 sogar bereits geboostert“, sagt er. Nur in minimalem Umfang sind momentan Helfer in Quarantäne. Durch das Hygienekonzept des Ortsverbands sei das Leonberger THW bisher gut durch die Pandemie gekommen.

Damit das weiterhin gelingt, hält die hiesige Gruppe nicht nur die amtlichen Vorgaben ein, sondern hat sich selbst eine 2G-plus-Regel auferlegt. Zu den Präsenzzeiten dürfen nur geimpfte und genesene Personen erscheinen, die vor Dienstbeginn einen Selbsttest gemacht haben. „Falls wir demnächst weniger Leute zur Verfügung haben sollten, werden wir die Präsenzdienste einschränken oder komplett einstellen“, kündigt Schultheiß an. Bei Einsätzen würden die Fahrzeuge nur zu maximal 50 Prozent besetzt und die Helfer mit Masken ausgestattet.

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Rettungsdienst „Wenn wir die Omikronwelle richtig abbekommen, können wir für die Notfallrettung auch auf Ressourcen aus dem Bevölkerungsschutz zurückgreifen“, sagt Steffen Schassberger, Sprecher des DRK-Kreisverbandes Ludwigsburg. Ungeimpfte seien derzeit von allen Einsätzen des Roten Kreuzes – beispielsweise Blutspende-, Test- und Impfaktionen oder dem Sanitätsdienst – ausgenommen. Auf den Wachen gelte Maskenpflicht. Wer nicht geboostert ist, müsse sich täglich testen. Rettungsdienstler und diejenigen, die Kranke transportieren, seien räumlich getrennt.

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Auch im Kreis Böblingen ist der Rettungsdienst voll funktionsfähig, betont DRK-Sprecher Wolfgang Heubach. Im gesamten Kreisverband sei die Zahl an infizierten Mitarbeitern marginal. Weniger als zehn Prozent der Beschäftigten seien ungeimpft, und viele bereits geboostert. „Unsere Mitarbeiter sind hoch motiviert und halten sich an die Präventionsmaßnahmen“, sagt Heubach. Sie ließen sich jeden Tag testen, trügen FFP2-Masken und hielten sich an die weiteren Regeln. Das gelte nicht nur für die 340 hauptamtlichen Mitarbeiter im Rettungsdienst, sondern auch für die kreisweit 840 Beschäftigten in den elf Pflegeheimen des Roten Kreuzes, in der ambulanten häuslichen Pflege und in sonstigen Bereichen.

Ohne Ehrenamtliche geht es nicht

Für den DRK-Kreisverband Böblingen sind außerdem mehr als 1000 ehrenamtliche Helfer im Einsatz, zum Beispiel bei Impf- und Testaktionen. „Das Rettungsnetz funktioniert nicht zuletzt dank ihres riesigen Engagements – auch in Leonberg“, so Heubach. Um künftig Engpässe zu vermeiden, habe man die tägliche Situation im Blick.

Polizei Im Ludwigsburger Polizeipräsidium, das auch für den Kreis Böblingen zuständig ist, verweist man bei der Frage, wie man sich vorbereitet, an das Innenministerium. Die gute Nachricht von dort: Bisher hat Corona die Polizei nicht daran gehindert, ihre Aufgaben „vollumfänglich“ zu erledigen. Dabei geholfen habe, dass man „in Bezug auf die Infektiosität des Virus und den Krankheitsverlauf jeweils das ungünstigste Szenario angenommen“ habe. Heißt: Quarantänezeiten wurden penibel eingehalten, bei leichteren Erkältungssymptomen wurde erst einmal angenommen, dass es sich um Corona handelt. Sollte die Omikronvariante tatsächlich zuschlagen, hat das Ministerium drei sogenannte Eskalationsstufen definiert.

Zur Not können Dienste umgeschichtet werden

In der ersten Stufe sollen Personal – auch das, das normalerweise im Vollzugsdienst tätig ist – regional umgeschichtet und Dienstpläne angepasst werden, um Engpässe zu beheben. Außerdem werden Besprechungen „auf das unabwendbare Mindestmaß reduziert“. Im Extremfall wird die Polizei nur noch ihre Kernaufgaben erledigen. Präventionsarbeit sowie Fortbildungen würden gestrichen, die Lehre an der polizeieigenen Hochschule eingestellt.