Der SV Ludwigsburg holt Sandro Sukno, der wohl doch nicht spielt.

Ludwigsburg - Für kroatische Zeitungen war es eine Sensation: Ihr Sport-Superstar Sandro Sukno, der Weltwasserballer des Jahres 2017, der eigentlich vor einem Jahr seine Karriere aufgrund eines angeborenen Herzfehlers beendet hatte, soll für den kleinen SV Ludwigsburg ins Wasser steigen. In der Wasserball-Bundesliga. Kaum eine Handvoll deutscher Spieler kann mit dieser Sportart den Lebensunterhalt bestreiten, ein Spieler wie Sukno kann in den besten Ligen wie in Italien dagegen mit 20 000 bis 30 000 Euro im Monat rechnen.

 

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Als den „wohl größten Transfer in der Wasserball-Geschichte des Schwimmvereins Ludwigsburg 08“ feierten die Ludwigsburger Ende Januar in einer Pressemitteilung die Zusage des hochdekorierten kroatischen Ex-Nationalspielers für ein halbes Jahr. Doch kommt es überhaupt so, wie die Ludwigsburger Vereinsspitze sich das vorstellt, oder ist alles doch nur ein PR-Gag? Bei der Bundesliga-Partie am Samstag im Stuttgarter Inselbad gegen die SG Neukölln (14:12) saß Sukno jedenfalls nur in Zivilklamotten auf der Bank. Der Olympiasieger und Weltmeister fieberte kräftig mit, mehr aber nicht.

Abflug in die Heimat und zur Nationalmannschaft

Am Sonntag nach dem Spiel flog der 29-Jährige erst einmal in seine Heimat Dubrovnik zurück, wo Frau Paola und Tochter Nora auf ihn warteten und er außerdem als Co-Trainer die kroatische Nationalmannschaft auf das Olympia-Qualifikationsturnier in Rotterdam (22. bis 29. März) vorbereiten will.

Noch drei Spiele stehen in der regulären Saison für den SVL um Trainer Adrijan Jakovcev vom 9. April an auf dem Terminplan. Ob Sukno für die abstiegsbedrohten Ludwigsburger ins Wasser steigen wird, ist fraglich. Am Wochenende antwortete er auf die Frage unserer Zeitung , ob er in absehbarer Zeit für die Ludwigsburger anschwimmen wird: „Nein.“ Nach einigem Grübeln setzte der 29-Jährige, der sich 2018 bei einem Top-Kardiologen in Cleveland einer schweren Operation unterzog hatte, zum Erklärungsversuch an: „Sehen Sie, in Kroatien fällt es schwer zu akzeptieren, was ich überhaupt hier tue.“ Er habe seine Karriere auf höchstem Niveau – dem Weltmeistertitel 2017 in Budapest – abgeschlossen, jetzt „hier auf diese Weise“ wieder klein anzufangen sei schwierig. „Es macht keinen Sinn“, resümierte Sukno. Wie er den Ludwigsburgern dann helfen wolle? „Mit Erfahrung.“ Sein Plan sei, die Trainerausbildung abzuschließen und dann ein junges, hungriges Nationalteam zu übernehmen.

Verhandlungen mit kroatischem Verband laufen

Nach offiziellen Angaben sind die Ludwigsburger weiterhin in Verhandlungen über das Spielrecht mit dem kroatischen Verband, es sei nur noch keine Übereinkunft erzielt worden. „Für uns war schon das Ziel, dass er diese Saison spielen soll, ob es am Ende klappt, lässt sich nicht abschätzen“, sagte SVL-Vizepräsident Matthias Nagel. Dass der Wasserball-Star nur als Aushängeschild für den kleinen Verein dienen soll, dem widersprach er. Man sei bereit die 150 Euro Ablöse an den europäischen Dachverband für Wassersport (LEN) zu bezahlen, so Nagel. Doch weder bekommt der Topspieler ein Gehalt – das sich der kleine Verein sowieso nicht leisten könnte, noch eine indirekte Zuwendung über einen privaten Sponsor. „Wir übernehmen nur die Reisekosten und kommen für die Übernachtungen auf, wenn er bei uns ist“, sagte Nagel. Dass Sukno am Abschlusstraining teilnimmt und bei Spieltagen anwesend ist, sei ein reiner „Freundschaftsdienst“.

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Der Kontakt kam über SVL-Spieler Marko Martinic zustande, mit dem Sukno seit den Zeiten in der Jugendauswahl befreundet ist und dessen Trauzeuge er ist. „Er hat mich um Weihnachten gefragt: ‚Was hältst du davon, bei uns zu spielen, wir spielen nicht auf hohem Niveau, aber du könntest es versuchen?“, sagte Sukno. Es fällt ihm merklich schwer, die neue Karriereperspektive als Trainer anzunehmen: „Mit meinem kaputten Herzen habe ich alles gewonnen in meinem Sport.“

Nach dem Spiel gegen die SG Neukölln standen sowohl Nachwuchsspieler als auch Zuschauer Schlange, um ein Foto mit Sukno zu machen. Kinder wurden ihm entgegengereicht, Autogramme geschrieben. „Ich bin Kroate, für mich ist es eine Ehre, ihn zu treffen. In ein paar Jahren werde ich meinem Sohn erzählen, mit wem er da auf dem Foto zu sehen ist“, sagte Ante Prgomet, der zum ersten Mal aus Ludwigsburg zu einem Spiel des SV Ludwigsburg gekommen war.