Anleger interessieren sich verstärkt für Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum. Doch Bitcoin etwa ist auf den tiefsten Stand seit knapp eineinhalb Jahren gefallen. Das sind die Gründe.

Der Kursverfall von Kryptowährungen wie Bitcoin setzt sich seit einigen Tagen fort. Bitcoin ist weiter um mehr als sechs Prozent gefallen auf knapp unter 26 600 Punkte.

 

Damit ist die Währung auf den tiefsten Stand seit eineinhalb Jahren gerutscht. Im Vergleich zum Vorwochenschluss hat sie rund ein Drittel ihres Wertes verloren. Seit Jahresanfang sind es gut 40 Prozent. Der nach Bitcoin zweitgrößte Digitalwert Ether fiel deutlich unter die Marke von 2000 US-Dollar. Ether hat seit Jahresbeginn etwa die Hälfte seines Werts verloren. Der Marktwert aller rund 19 400 Kryptoanlagen beträgt derzeit rund 1,1 Billionen Dollar. Der Rekordwert von fast 3 Billionen Dollar, erreicht im November vergangenen Jahres, ist weit entfernt.

Was aber sind die Gründe dafür? „Die Anleger befinden sich im Klammergriff der Zinssorgen“, sagt der Bitcoin-Experte Timo Emden von Emden-Research zu den Entwicklungen. Diesseits wie jenseits des Atlantiks herrsche „Zinsangst“ bei den Börsianern.

Steigende Zinsen sind Belastung für Risiko-Assets

Damit meint er: Viele Zentralbanken stemmen sich derzeit mit Zinsanhebungen gegen die hohe Inflation. Für riskante Geldanlagen wie Kryptowährungen allerdings stellen die steigenden Zinsen eine Belastung dar, weil sie im Gegensatz zu relativ sicheren Alternativen wie festverzinslichen Wertpapieren keine regelmäßigen Erträge abwerfen, also zinslos sind.

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An den Börsen bestehen laut dem Analysten Zweifel daran, dass die US-Notenbank Federal Reserve der Situation in Bezug auf Inflation und Rezessionsängsten gewachsen ist. Deshalb herrsche Ausverkaufsstimmung, gerade mit Blick auf Risikoassets.

Digitaldevisen bewegen sich in der Regel mit Aktienkursen

Insgesamt lasten seit Monaten vor allem zwei Entwicklungen auf den Digitalanlagen. Zum einen ist das die straffere Geldpolitik, die viele Zentralbanken wegen der hohen Inflation verfolgen. Zum anderen aber bewegen sich die als besonders riskant geltenden Digitaldevisen häufig mit der Kursentwicklung an den Aktienbörsen. Und dort war die Stimmung wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine zuletzt häufig trübe.

Turbulenzen bei TerraUSD

Als Grund für die Kursrückgänge gelten auch Turbulenzen bei einer bekannten Kryptowährung namens TerraUSD oder UST. Dabei handelt es sich um einen sogenannten „Stable Coin“, der sich in Abgrenzung zu anderen Digitalwerten durch besondere Wertstabilität auszeichnen soll. TerraUSD will dies durch einen speziellen Algorithmus erreichen, der die Kryptowährung in einem stabilen Verhältnis zum US-Dollar halten soll. In den vergangenen Tagen hat sich der UST-Kurs aber von seiner Anbindung an den Dollar gelöst und ist erheblich unter Druck geraten. Der Vorfall, dessen Gründe noch unklar sind, wirft ein schlechtes Licht auf den ohnehin angekratzten Ruf vieler Digitalwährungen. Sie gelten als energieintensiv und anfällig für kriminellen Missbrauch. Außerdem schwanken sie oft stark im Wert, was sie als Anlage für Kleinanleger eher ungeeignet erscheinen lässt.

Bitcoin-Wert in den vergangenen Jahren enorm gestiegen

Betrachtet man die Entwicklung der Kryptowährung Bitcoin über mehrere Monate hinweg, fällt auf: Seit einem Rekordhoch im vergangenen November – damals stand er bei mehr als 67 000 US-Dollar – ist der Wert gesunken, zwischen Mitte Januar und Mitte April allerdings ging es noch einmal etwas nach oben.

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Betrachtet man die Wertentwicklung über mehrere Jahre hinweg aber sieht das anders aus: Im Oktober 2020 stand Bitcoin noch bei einem Wert von etwas mehr als 10 000 Dollar. Im Vergleich dazu also ist der Wert in den vergangenen Monaten und Jahren stark gestiegen.